Der Gipsbruch bei Bochingen gibt ein beeindruckendes Bild ab. Der Lastwagenverkehr sorgt aber auch für Unmut. Foto: Danner

Dreck, Lärm, Feinstaubbelästigung: Großbaustelle Stuttgart 21 zieht weite Kreise. Firma Bantle weist Vorwürfe zurück.

Oberndorf - Dreck, Lärm, Feinstaubbelästigung – die Großbaustelle Stuttgart 21 zieht weite Kreise. In Bochingen beklagt Joachim Marx, dass er von den Lastern, die den Aushub bringen, massiv gestört werde. In einem Leserbrief hat er seinen Unmut zusammengefasst. Das will die Firma Bantle so nicht stehen lassen und nimmt ihrerseits Stellung.

Joachim Marx wohnt im Wohngebiet Vogelloch, und das befindet sich direkt hinter dem Kreisverkehr, der in der Tat von vielen Lastwagen frequentiert wird. Denn die Firma Bantle aus Bösingen füllt sowohl die städtische Erddeponie – also die Rekultivierungsfläche im ehemaligen Gipsbruch Schwenk – wie auch den dahinter gelegenen Gipsbruch der Firma Künkele mit Aushubmaterial von Stuttgart  21 auf.

Um die zusätzliche Verkehrsbelastung aus den Transporten zu reduzieren, wurde in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Rottweil, dem Regierungspräsidium Freiburg, der Stadt Oberndorf sowie dem ausführenden Unternehmen eine zusätzliche, direkte Einfahrt von der Autobahn auf kurzem Weg über die Deponie Bochingen gebaut. Der zusätzlich vorhandene LKW-Verkehr auf Land- und Kreisstraßen wurde hierdurch um 50 Prozent reduziert, erklärt die Firma Bantle. Wenn demnächst die Behelfsausfahrt an der Autobahn in Richtung Trichtingen fertig ist, werde der Verkehr an diesem Kreisverkehr nochmals geringer.

Zudem wird derzeit im Gipsbruch Künkele eine Reifen-Waschanlage für 110.000 Euro auf Kosten der Firma installiert. Im März habe es eine Markungsbegehung mit Bürgermeister Hermann Acker, Ortsvorsteher Martin Karsten, dem Ortschaftsrat und zahlreichen interessierten Bochingern gegeben. Bei der Sprengung seien im Anschluss die Bodenaustauschmaßnahmen begutachtet und Fragen beantwortet worden. Dabei habe es keine Beschwerden und Kritik gegeben, so Joachim Haaga, Prokurist der Firma Bantle.

Von Mitarbeitern der angrenzenden Kreismülldeponie wird der Firma zudem ein ordentlicher Einbau des Aushubs bestätigt. Die Erde werde sehr gut verdichtet. Muss sie auch, denn wenn das Gelände Künkele aufgefüllt ist, wird die Stadt Oberndorf es kaufen und dort ein Gewerbegebiet erschließen. Haaga spricht von einer "Win-Win-Situation" für alle Beteiligten.

Nicht aber für den Leserbriefschreiber. Er beklagt sich über den Anlieferungskrach morgens zwischen 4 und 4.30 Uhr. Obgleich ihm und zwei weiteren Bürgern von Hermann Acker in einem Gespräch vor zwei Jahren zugesagt worden sei, dass sich der Lärm in einem "normalen Rahmen" halten werde. Als Beispiel führt er hier die Gemeinde Böhringen an, die bürgerfreundliche Zeiten für die Anlieferung vorgebe.

Die Ausgangslage in Böhringen ist jedoch eine andere. Denn hier ist der Eigentümer des Geländes die Gemeinde Dietingen. In Bochingen hingegen ist der Gipsbruch Künkele in Privatbesitz. Somit sei der Oberndorfer Bürgermeister weder Ansprech- noch Verhandlungspartner, erklärt die Firma Bantle.

Der Krach in den frühen Morgenstunden stamme jedoch nicht von der Bösinger Firma, betont Haaga. Der Abbau von Gipsgestein erfolge von Montag bis Freitag mit den gewöhnlichen Arbeitszeiten von 6 bis 17 Uhr. Die Anlieferung von Bodenmaterial von Stuttgart 21 erfolge werktags von 18 bis 23 Uhr. Diese Zeiten seien so auch mit dem Ortschaftsrat abgestimmt.

Mit dem erwirtschafteten Geld, das die Stadt Oberndorf für die Verfüllung der Rekultivierungsfläche im Gipsbruch schwenk bekommt, will sie nach Aussage des Bürgermeisters Bushaltestellen und eine Linksabbiegespur zur Mülldeponie anlegen (wir berichteten).

Acker erklärt aber auch: "Dass es mehr Verkehr gibt, will ich gar nicht wegleugnen." Doch die Landes- und Kreisstraßen seien eben Gemeindebedarf.