Machen das Konzert stellenweise zu einem "Hör-Krimi" (von links): Hannah Liebler (Flöte), Silke Augustinski (Oboe), Dominik Gruber (Horn), Stefanie Rahm (Fagott) und Jochen Link (Klarinette). Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Würzburger Holzbläserquintett spielt in der sehr gut gefüllten Klosterkirche

Von Alwin Weber

Zur Oberndorfer Premiere des Würzburger Holzbläserquintetts mit Hannah Liebler (Quer-/Piccoloflöte), Silke Augustinski (Oboe), Stefanie Rahm (Fagott) Jochen Link (Klarinette) und Dominik Gruber (Horn) war die Klosterkirche sehr gut gefüllt.

Oberndorf. Mit dem Divertimento in B-Dur von Joseph Haydn (1732 bis 1809) zeigte das Ensemble nicht nur dessen musikalische Qualität auf, sondern führte mit seinem frischen, begeisternden Spiel die Harmonie unter den fünf Instrumenten vor.

Im langsamen zweiten Satz war für jeden Gelegenheit gegeben, fast solistisch das eminente Können vorzustellen. Das Menuetto wurde mit jugendlicher Frische musiziert, das schließende Rondo allegro schwungvoll, fast lustig intoniert.

Jetzt begrüßte Silke Augustinski die Zuhörer und hatte für sie noch Einzelheiten über das Gespielte und den sich anschließenden Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms (1833 bis 1897) parat.

Das Thema wurde sofort überzeugend vorgestellt. Mit loderndem Temperament, abrupten Wechseln schnell – langsam, wurde das "Ungarische" bis in die kleinste Note herausgearbeitet.

Zum folgenden Programmpunkt "Kleine Kammermusik für fünf Bläser" von Paul Hindemith (1895 bis 1963) hatte Silke Augustinski Interessantes zu berichten. Der Komponist, der offensichtlich über viel Humor verfügte, soll gesagt haben, diese Musik könne man nur mit "extra präparierten Ohren" ertragen; sein Werk sei zu revolutionär.

Der Satz "Lustig" begann tatsächlich lustig. Doch bald wurde klar, dass diese Musik eine besondere Herausforderung an die Spieler darstellt. Absolut überraschende Tonfolgen, Harmonien, gefolgt von "grässlichen" Dissonanzen, machten das Zuhören fast zu einem Hör-Krimi.

Die Anforderung bei den beiden letzen Sätzen "Schnell" und "Sehr lebhaft" sind ungemein anspruchsvoll, müssen doch kleinste Notenwerte sinnvoll miteinander verbunden werden.

Allein dieses Stück ins Programm genommen zu haben, zeugt vom hohen Anspruch, den das Würzburger Hornbläserquintett an sich und sein Publikum stellt. Hornist Dominik Gruber, geboren in Oberösterreich, präsentierte nach der Pause mit einer kleinen Anekdote, das folgende Quintett in Es-Dur op. 71 von Ludwig van Beethoven.

Nach einem doch heroisch anmutenden Anfang ist erstaunlich, wie fein ausgewogen der Komponist jedes Instrument behandelt und ihm seine Stimme zuteilt. Hier erklang Kammermusik comme il faut. Beim Adagio hätte man sich eine Wolke gewünscht, um darauf zu schweben. Hier waren wieder feinste Abstufungen in der Dynamik zu hören, das Quintett verstand es, jedem Ton seinen Charakter zu geben.

Stefanie Rahm stellte das nächsten Stück vor und erklärte, dass Antonin Dvoák (1841 bis 1904) insgesamt 16 Kompositionen "Slawischer Tanz" geschrieben habe; der Slawische Tanz Nr. 46/8 stand auf dem Programm. Diesen Ohrwurm und Ohrenschmaus zu hören, war purer Genuss.

Jochen Link führte in die abschließenden Trois pièces brèves (Drei kurze Stücke) von Jacques Ibert (1890 bis 1962) ein.

Dieser, so Jochen Link, komponierte Opern, Filmmusiken und entnahm große Anregungen der zeitgenössischen amerikanischen Jazzmusik.

Das Allegro zeigte deutlich, dass hier neue Töne angeblasen werden. Diese drei kurzen Stücke haben den Ausführenden in ihrer Kompliziertheit des Aufbaus viel abverlangt. War hier auch nicht der pure Genuss angesagt, so waren die Kompositionen Hindemiths und Iberts eine absolute Programmbereicherung.

Stürmischer Applaus wurde mit einer feinen Zugabe belohnt: In "Vergnügungszug" von Johann Strauß (1825 bis 1899) zeigte das Würzburger Holzbläserquintett noch einmal frisches und doch wunderbar ausgeglichenes Musizieren auf höchstem Niveau.

Auf baldiges Wiederhören.