Über 40 Haushalte in der Schützensteige (Foto) und in der Scheffelstraße bleiben auf ihrem Müll sitzen. Die Anwohner sollen ihre Tonnen zur "Sammelstelle" Übergang Tuchbergstraße/Scheffelstraße bringen. Foto: Zeger

Alba fährt Schützensteige und Scheffelstraße mit ihren Fahrzeugen nicht mehr an. Sammelstelle eingerichtet.

Oberndorf - In der Schützensteige und in der Scheffelstraße wird ohne Vorwarnung seit vergangener Woche kein Müll mehr abgeholt. Die Berufsgenossenschaft (BG) hat mit sofortiger Wirkung untersagt, diese zwei Straßen anzufahren. Die Anwohner bleiben auf ihren vollen Behältern sitzen.

Am Dienstag vergangener Woche blieb die Biotonne stehen, am Mittwoch der Restmüll. Dafür bekamen die Anwohner in der Scheffelstraße und in der Schützensteige am Freitag Post von Alba aus Dunningen. "Beim Befahren werden Unfallverhütungsvorschriften verletzt und die Arbeitssicherheit ist nicht mehr gesichert", hieß es in dem Schreiben.

Als Begründung wird in der Unfallverhütungsvorschrift "Müllbeseitigung" aufgeführt, dass "auf Straßen ohne geeignete Wendemöglichkeit, die vor dem 1. Oktober 1979 erbaut sind, nur unter bestimmten Voraussetzungen mit dem Abfallsammelfahrzeug rückwärts gefahren werden darf", heißt es in einem Schreiben der BG an Alba. Es fehle unter anderem der Sicherheitsabstand zu "ortsfesten Einrichtungen oder abgestellten Fahrzeugen". Der Müllwagen werde durch parkende Fahrzeuge beziehungsweise Grundstückseinfriedungen erheblich beeinträchtigt und müsse auf einer Länge von rund 500 Meter rückwärts fahren. Laut Vorschrift darf diese Strecke aber nicht länger als 150 Meter sein. Die Mängel seien Mitte März bei einer Besichtigung vor Ort festgestellt worden. Teilnehmer waren Mitarbeiter von Alba, der Straßenverkehrsgenossenschaft Freiburg (SVG) und der BG Verkehr.

Als Alternative bietet Alba nun den Anwohnern an, ihre Behälter am Übergang Tuchbergstraße/Scheffelstraße in der Kurve am Abfuhrtag bereit zu stellen. Gerne auch im roten Sack, einer lag dem Schreiben gleich bei. "Die Bereitstellung wirkt wie Hohn", formuliert es ein Anwohner.

Die Aussage von Alba, die BG stelle fest, "dass die vorliegenden Straßenverhältnisse eine Abfallsammelfahrt verbieten", könne nicht unwidersprochen bleiben. "Das wäre seitens der BG ein Eingriff in die Gewerbefreiheit", so ein Anwohner. Es fehle der Zusatz "mit diesen Fahrzeugen". Früher waren nämlich kleinere Fahrzeuge im Einsatz, die die topografisch schwierige Strecke problemlos bewältigten. "Jahrzehntelang funktionierte die Müllabfuhr – mit anderen Unternehmen – in diesem Gebiet ohne Probleme – bis Alba auf größere Fahrzeuge umstellte." Im Winter fahre dann nicht der Anwohner mit der schweren Papiertonne die Schützensteige hinunter, sondern die Tonne mit dem Anlieger, formuliert es ein Betroffener. Nicht nur die sind empört. Jeder, der die steilen, engen Straßen kennt, weiß, dass es schier unzumutbar ist, eine volle Tonne zur Sammelstelle zu bringen. Dieses Angebot von Alba sei eine "Unverfrorenheit". "An der vorgeschlagenen Sammelstelle ist gar kein Platz. Wo sollen denn da 50 Tonnen stehen?" fragt eine Anwohnerin. Für sie steht fest: "Bleibt es dabei, dass künftig kein Müll abgeholt wird, werde ich mir eine andere Wohnung suchen. Und da bin ich garantiert nicht die einzige."

"Wir bauen uns hier unseren eigenen Slum", stellt sie fest. Heute, Dienstag, werden die Biotonnen geleert. "Für uns die erste Leerung seit drei Wochen". Dementsprechend voll und übel riechend seien die Eimer. "Und diese stellt man jetzt dem Eiscafé quasi vor die Nase." Morgen, Mittwoch, wird Altpapier gesammelt. Kaum ein Anwohner traue sich mit den schweren Tonnen auf den Weg hinab.

Ein Anwohner hat sich bereits an Bürgermeister Hermann Acker mit der Bitte gewandt: "Nutzen Sie Ihren Einfluss, damit diese Problem aus der Welt geschafft wird, und zwar zeitnah und so, dass alle Beteiligen zufrieden gestellt sind." Acker habe sich mit dem Landrat in Verbindung gesetzt.

"Gemeinsam mit dem Landkreis bemühen wir uns bereits intensiv um eine Lösung. Wir können daher die betroffen Bürger nur um Verständnis bitten, dass die Sicherheit zunächst vorgeht", sagt Hannes Oesterle, Geschäftsführer der ALBA Süd GmbH, auf Anfrage unserer Zeitung. Insgesamt sind im Landkreis Rottweil vier Straßen betroffen.