Simon Roth und seine Frau Anika wollen mit ihrer Milchtankstelle wieder zurück zu den Wurzeln der Landwirtschaft. Sie bieten im Beffendorfer Oberaichhofweg 5 die Rohmilch zum Selbstzapfen als Direktvermarkter an. Wichtig für die Kunden: erst genau lesen, dann zapfen. Foto: Danner

Frisch von der Kuh in Glasflaschen: Junges Ehepaar will neue Wege in Landwirtschaft gehen.

Oberndorf-Beffendorf - Frisch von der Kuh in die Glasflasche? An der neuen Milchtankstelle in Beffendorf können sich Freunde des weißen Lebensmittels künftig rund um die Uhr mit Rohmilch versorgen.

Das junge Ehepaar Simon und Anika Roth will neue Wege in der Landwirtschaft gehen. Im elterlichen Hof von Roth im Oberaichhofweg 5 steht seit ein paar Tagen eine rote Milchtankstelle. Sie ist der Einstieg in die Direktvermarktung.

Der 29-jährige Simon Roth und seine Frau Anika gehen tagsüber ihrer regulären Arbeit nach. Den Industriemeister betrübt aber schon seit einiger Zeit, dass immer mehr Landwirte in der Umgebung ihre Höfe aufgeben. Auch seine Eltern, denen der Roth-Hof gehört, haben seit einigen Jahren keine eigenen Rinder mehr. Der Nebenerwerbslandwirt Erwin Roth und seine Frau Elisabeth haben allerdings regelmäßig Pensionstiere im Stall, die ihnen ein Viehhändler für eine Übergangszeit zum Unterstellen bringt.

Sohn Simon hat jetzt investiert, zwei Kühe, ein Kälbchen und einen Milchautomaten angeschafft. 25 000 Euro hat ihn das gekostet. Er hofft nun, dass sich sein finanzieller Einsatz auch lohnt. Im Oberndorfer Stadtgebiet gab es bisher keine Milchtankstelle, im gesamten Landkreis gibt es neben Roths noch zwei andere.

"Die Leute wissen ja oft gar nicht mehr, wo die Lebensmittel herkommen", bedauert Simon Roth. Milch, die im Laden gekauft werden kann, sei in der Regel homogenisiert und pasteurisiert. Die Rohmilch, die er anbietet, wurde nicht erhitzt oder anderweitig behandelt. "Sie wird lediglich durch einen Filter gelassen, um grobe Stoffe herauszuholen und anschließend auf vier Grad heruntergekühlt.

Dann wandert das Lebensmittel in eine große Kanne, die in den Automaten gestellt wird. Ein Rührgerät sorge schonend dafür, dass sich der Rahm nicht absetze. Über ein Schlauchsystem können die Kunden die Milch schließlich per Knopfdruck in ihre mitgebrachten Gefäße füllen. Roth bietet auch wiederverwertbare Glasflaschen an, falls mal keine zur Hand sein sollte. Einen Euro kostet ein Liter. "Geld, dass auch wirklich beim Milchproduzenten ankommt." Die Nachhaltigkeit ist ihm und seiner Frau Anika wichtig. Seine Tiere bekommen Heu zu fressen, betont er. Dazu Getreide von eigenen Felder – "garantiert genfrei", und ab und an etwas aus dem Silo.

Für das junge Paar bedeutet die neue Aufgabe: Jeden Morgen um 4.15 Uhr aufstehen und melken. Wenn die Milchtankstelle befüllt ist, geht es zum täglichen Broterwerb. Am Abend müssen die Kühe natürlich noch einmal gemolken werden. Und täglich wird der Automat gründlich gereinigt. Ohnehin spült ein System die Kammer, in die das Milchbehältnis eingestellt wird, nach jedem Zapfvorgang einmal durch. "Hygiene ist das A und O", weiß Roth, der entsprechend vom Veterinäramt kontrolliert wird. Regelmäßig werden Proben an ein Labor geschickt und dort untersucht.

Käse oder Fleisch

Wenn es mit der Milchtankstelle läuft, möchten die Roths die Direktvermarktung gerne weiter ausbauen. Selbst hergestellter Käse oder Fleisch aus eigener Schlachtung wären eine Möglichkeit, denkt der junge Mann in die Zukunft. Über kurz oder lang werde er wohl auch den Hof von seinen Eltern ganz übernehmen.