Der Vorstand des Fördervereins evangelische Stadtkirche tritt geschlossen nicht mehr an (von links): Beate Schneider (Schriftführerin), Johannes Missel (stellvertretender Vorsitzender), Günter Niethammer (Vorsitzender) und Achim Mutschler (Kassierer). Foto: Frädrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Hauptversammlung: Förderverein evangelische Stadtkirche steht vor der Auflösung / Vorstand hört auf

Oberndorf. Der Förderverein für die evangelische Stadtkirche hat in seiner Hauptversammlung keine neue Führungsriege gefunden und geht so einen weiteren Schritt in Richtung Auflösung.

Eine außerordentliche Versammlung am 19. April soll für mehr Klarheit sorgen. Allerdings kann bei dieser Zusammenkunft das Ende des Vereins nur besiegelt werden, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder erscheint und drei Viertel von ihnen für die Auflösung stimmen. Der noch amtierende Vorstand erwartet nicht, dass diese Quoren erfüllt wird und hat deshalb schon eine dritte Versammlung auf 16. Mai terminiert, in der dann 75 Prozent der Anwesenden das Aus besiegeln können.

Der Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden Günter Niethammer fiel kurz und bündig aus, stand doch das Jahr 2016 weithin unter dem Thema "100 Jahre Stadtkirche". Einige der Veranstaltungen zu diesem Anlass lagen in der Mitverantwortung des Fördervereins. Außerdem wurden zum Sommerfest die Südtiroler Freunde Bozen Brass nach Oberndorf geholt. Des Weiteren nannte Niethammer das Doppelkonzert des Oberndorfer Horn-Quartetts gemeinsam mit dem DonauWind-Quartett, das Musikkabarett "Die Mönche" und ein Gastspiel des Gospelchors Winzeln, bei dem die Kirche gut gefüllt war.

Der Wahlkreisabgeordnete Volker Kauder (CDU) besuchte bei seiner Sommertour auch die Stadtkirche und ließ sich die Bemerkung entlocken: "Zu einer Kirche gehört eine Orgel." Kauder brachte ein Orgel-Sonderprogramm des Bundes ins Gespräch, relativierte das aber kurz darauf als Illusion.

Ein leichtes Plus in der Kasse vermerkte Kassierer Achim Mutschler, dem Kassenprüfer Karl Hany eine tadellose Arbeit bescheinigte. Claudia Altenburger dankte dem Vorstand für dessen "Riesenengagement" und merkte an: "Manchmal sitzt der Frust mit auf der Kirchenbank." Sie führte die einstimmige Entlastung des Vorstands herbei, dem namens des Kirchengemeinderats auch Gerhard Bruns dankte.

Dieser Pflichtteil der Versammlung mit den Regularien war schnell abgewickelt, dann ging es zu dem bei erfahrenen Vereinshasen gefürchteten Punkt "Verschiedenes". Zunächst bekräftigte der Vorstand seine seit Jahr und Tag bekannte Entscheidung, nicht wieder anzutreten. Es habe sich trotz monatelanger Suche niemand für diese Aufgabe gewinnen lassen. Vize Johannes Missel erläuterte das weitere Szenario bis hin zur Auflösung.

Dann aber kam einmal mehr die Frage auf, welche Orgel die Stadtkirche erhalten solle. Es entwickelte sich eine lebhafte Debatte, in der alle sattsam bekannten Argumente wiedergekäut wurden.

Orgel ist erneut ein Thema

Klaus Müller griff einen Vorschlag des ehemaligen Pfarrers Gerhard Romppel auf, der zu seinem Abschied den Vorschlag erneuert hatte, als Übergangslösung eine digitale Orgel zu beschaffen. Diese, um die 30 000 Euro teuer, könnte der Förderverein finanzieren. Mithilfe eines Orgelfördervereins sollte dann langfristig eine Pfeifenorgel angestrebt und das digitale Instrument ins Gemeindezentrum auf den Lindenhof versetzt werden. Der Haken an der Sache: Auch ein solcher Verein bedarf einer Führung, und die ist weit und breit nicht in Sicht.

Für Klaus Müller und so manch anderen Traditionalisten sei eine Kirche ohne Orgel nicht komplett, und eine digitale sei nun mal keine Pfeifenorgel. Der ehemalige Oberndorfer Pfarrer Thomas Elser warnte vor Schnellschüssen: "Eine Orgel kauft man nicht unter dem Druck von Terminen." Claudia Altenburger beklagte das fehlende Engagement der Christen, es seien zu wenig Leute in der Kirche. Rolf Lübke wie auch Kurt Allert erinnerten daran, dass eine Orgel nicht nur für die überschaubare Schar der Gottesdienstbesucher da sei, sondern "vor allem dem Lob Gottes" diene.

Einig war sich die Runde in einer Einschätzung: Die jetzige elektronische Orgel "ist am Ende". Der Förderverein signalisierte dem Kirchengemeinderat die Bereitschaft, eine digitale Orgel zu finanzieren. Die Beschaffung beschließen muss letztlich dieses von den Gemeindemitgliedern gewählte Gremium.

Das Zeitfenster für einen solchen Schritt steht nicht mehr lange offen – sollte es zur Auflösung des Fördervereins kommen, ist nur schwer vorstellbar, dass während der Phase der Liquidation über solche Beträge noch verfügt werden darf.