Andreas Kussmann-Hochhalter hat nicht nur eine Plakatausstellung, sondern auch ein Kamishibai organisiert. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: Museum stellt großes Programm auf die Beine

"LutherBound" und Kamishibai – diese Begriffe werden im Herbst für Geschichtsinteressierte eine große Rolle spielen. Das Museum feiert 500 Jahre Reformation mit fünf Veranstaltungen und einer Ausstellung zum Thema.

Oberndorf. Es ist das Thema, um das niemand in diesem Jahr herumkommt – das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation. Da möchte Museumsleiter Andreas Kussmann-Hochhalter keine Ausnahme sein.

So hat er ein umfassendes Programm auf die Beine gestellt. "Die Ausstellung ›Hier stehe ich – Martin Luther, die Reformation und die Folgen‹ bildet das Rückgrat für die Veranstaltungen", erklärt der Museumsleiter. Dabei handelt es sich um 30 Tafeln, die ein Bild von Luthers Leben und Wirken liefern soll. Auch der kulturhistorische Hintergrund und aktuelle Themen wie die Frage "Wo ist die evangelische Kirche heute?" werden detailliert und grafisch ansprechend beleuchtet. Am Samstag, 9. September, wird sie eröffnet und kann bis zum 12. November besucht werden. Der Eintritt kostet zwei Euro für Erwachsene, ermäßigt 1,20 Euro. "Hier ist der Oberndorf-Bezug allerdings relativ gering".

Vorträge und Lesungen

Anders ist das bei den geplanten Vorträgen. Der erste zum Thema "Das fremde Element" findet am Freitag, 8. September, bei freiem Eintritt im Vortragssaal im Schwedenbau statt. Kussmann-Hochhalter wird erzählen, wie "die Evangelischen" nach fast drei Jahrhunderten katholischem Oberndorf in die Stadt kamen und nicht nur als konfessionelle "Fremde" galten, sondern auch als sozialer Fremdkörper.

Der zweite Vortrag, den der Museumsleiter mit Karl Kimmich gestaltet, handelt von Oberndorfs Kirchengemeinden unter dem Nationalsozialismus. Vorsichtiges Abwarten, willfähriger Gehorsam gegenüber der "Obrigkeit", Opportunismus – die Referenten möchten Parallelen zwischen dem Verhältnis der Volkskirchen und der NS-Diktatur aufdecken. "Wir haben eine gute Quellenlage und können exemplarisch für die reichsweite Situation sprechen", sagt Kussmann-Hochhalter. Der Vortrag findet am Sonntag, 1. Oktober, ab 19 Uhr im Vortragssaal im Schwedenbau statt und kostet zwei Euro Eintritt.

Zudem konnte der Museumsleiter das Ensemble "Dein Theater" aus Stuttgart gewinnen. In drei szenischen Lesungen werden die Biographien der Protagnositen der Reformation dargestellt. Den Anfang macht Norbert Eilts als Philipp Melanchthon, "Lehrer Deutschlands", am Sonntag, 17. September, ab 19 Uhr in der Klosterkirche. Gesine Keller wird am Samstag, 14. Oktober, ab 19 Uhr in der evangelischen Kirche in Aistaig zu Katharina von Bora. In die Rolle von Martin Luther schlüpft Stefan Österle am Sonntag, 5. November, ab 19 Uhr in der evangelischen Stadtkirche. Der Eintritt kostet bei allen Lesungen zehn Euro, ermäßigt acht.

"Kindern und Jugendlichen kann man nicht mit der Rechtfertigungsfrage kommen", weiß Kussmann-Hochhalter. Daher gibt es noch ergänzende Angebote. So sollen Fünft- bis Achtklässler die "LutherBound", das technische Pendant zur Ausstellung, herunterladen und an einer Rallye teilnehmen. Die App führt interaktiv durch die Plakate und stellt Quizfragen.

Retrotouch à la Puppenkiste

Religionspädagogin Xenia Werkmeister plant derweil Aktionen mit Oberstufenschülern. Sie möchte mit ihnen über komplexe Dinge wie den Ablasshandel diskutieren. Idealerweise sollen sie auch Führungen durch die Ausstellung übernehmen.

Für die Jüngeren hat sich das Museum ein Kamishibai angeschafft. Dabei handelt es sich um ein Erzähltheater aus Japan, das die Geschichte Luthers über Bilder erzählt – "Powerpoint ohne Strom", scherzt der Museumsleiter. "Das hat einen Retrotouch und erinnert an die Augsburger Puppenkiste." Zudem können sich die Kinder mithilfe einer Maschine Buttons mit der Lutherrose basteln.

Ironie beweist der Museumsleiter mit einer Vitrinen-Ausstellung mit "Marketing"-Artikeln als Pseudo-Reliquien. "Lutherbier und ähnliches Merchandising wäre Luther zuwider gewesen. Deshalb fanden wir die Idee witzig", erklärt der Museumsleiter. Er möchte zudem möglich machen, sich einige Objekte in 3-D am Touchscreen im Museum anzuschauen.