Heimatgeschichte: Frank Braun restauriert die ehemalige Pfeffermühle / Zwei Wohnungen entstehen

Es war Liebe auf den ersten Blick. Als Frank Braun auf einem Spaziergang durch Oberndorf die Pfeffermühle am Langen Weg sah, war für ihn schnell klar: Die kaufe ich und saniere sie.

O berndorf. Ein knappes Jahr später hat sich im Innern des Gebäudes viel getan. Die erste Wohnung ist bald fertig.

Frank Braun hat ein Faible für historische Gebäude. Es ist bereits das dritte denkmalgeschützte Haus, das der Rottenburger restauriert. Dabei ist der 44-Jährige eigentlich Augenarzt. Eine Zeit lang arbeitete er in einer Oberndorfer Augenarztpraxis. Daher auch seine Spaziergänge durchs Städtle. Mittlerweile konzentriert sich Braun ganz auf seine privatärztliche Augenarztpraxis in Rottenburg-Wendelsheim. Sie ist in einem altehrwürdigen Gemäuer untergebracht, das er selbst saniert hat. Zuvor versuchte er sich am Haus seiner Großeltern. Dabei kommt dem Mediziner seine erste Ausbildung zugute. Denn bevor er sich entschloss, Arzt zu werden, machte er erst einmal eine Lehre als Metall-Karosseriebauer. "Da habe ich natürlich auch Schweißen gelernt", erzählt Braun.

An der Pfeffermühle sei er einfach nicht vorbeigekommen, berichtet er weiter im Gespräch mit unserer Zeitung. "Die Bausubstanz ist gut." Sein Bauchgefühl ließ er sich später von Fachleuten bestätigen. Da hatte er seine Kaufentscheidung allerdings bereits gestroffen. Die "tolle, unverbaubare Lage" sei traumhaft, schwärmt der 44-Jährige.

Einige Jahre stand das Gebäude zum Verkauf. Jetzt haucht Frank Braun der Pfeffermühle wieder Leben ein. Zwei Wohnungen entstehen derzeit, das Dachgeschoss wäre später auch noch ausbaubar. Er bedauert fast schon ein wenig, dass er nicht selbst ins Haus einziehen kann. Doch auch, wenn er im Moment regelmäßig auf der Baustelle anzutreffen ist, liegt sein Lebens- und Arbeitsschwerpunkt in Rottenburg. Deshalb wird er die Wohnungen vermieten. Erste Anfragen hat er sogar schon gehabt. "Wenn es fertig ist, wohne ich vielleicht doch erst selbst zwei Wochen lang hier und genieße es", meint er.

Bei den Umbauarbeiten legt Frank Braun nicht mehr so oft selbst Hand an, wie bei den beiden vorausgegangenen Sanierungen. Sein Beruf fordert ihn zeitlich zu sehr. "Ich bin hier so ein Zwischending zwischen Müllentsorger, Architekt und Bauleiter", scherzt er.

Braun verwendet viele Baumaterialien, die er im Gebäude findet – etwa die alten Türen. Die Sanierung findet natürlich in Absprache mit dem Dankmalamt statt. Dort muste er auch ein Farbkonzept für die Fassadengestaltung vorlegen. Bisher waren die Fensterläden Schwarz-Gelb gestreift. Das Denkmalamt habe ihm allerdings signalisiert, ein Grünton wäre auch in Ordnung. Das will er sich noch überlegen.

Sorgen, dass die Pfeffermühle irgendwann den Hang hinunterrutscht, hat Frank Braun nicht. Das Haus stehe jetzt schon seit Jahrhunderten gut auf einem Felsen. Dennoch: An der Fassade ist eine Art Laserkamera angebracht. Sie überwachst, ob sich das Gebäude bewegt, wenn auf dem Brauereiareal der Hang gesichert wird – für alle Fälle.

Ein Traum von Frank Brauen ist es, irgendwann einmal wieder ein Mühlrad am Gebäude anzubringen. Dann hätte die Pfeffermühle ihr namensgebendes Element wieder.

Einst gab es am Stadtbach entlang von der Oberstadt bis zum Augustinerkloster im Tal an die zehn Mühlen, weiß der Oberndorfer Heimatforscher Alfred Danner. Der Name Pfeffermühle taucht dabei zweimal auf. Neben dem Gebäude am Langen Weg, gab es früher auch eine bei der heutigen Wasserfallhalle. Die Besitzer hatten allerdings nichts miteinander zu tun.

Die Pfeffermühle, die nun von Frank Braun restauriert wird, steht unter Denkmalschutz. Im dreigeschoßigen Gebäude mit Krüppelwalmdach sind im unteren Teil noch Reste des früheren Mühlenbereichs auszumachen, heißt es in der Stellungnahme des Denkmalamts. Zudem veranschauliche das Kulturdenkmal das in den vergangenen Jahrhunderten für Oberndorf wichtige Mühlengewerbe. Sie wurde zum Mahlen von Getreide, Kalk und Öl sowie für das Walken von Textilfasern genutzt.

Der Chronik von Pfarrer Köhler zufolge wurde die "Pfeffermühle beim unteren Törle" bereits 1314 erwähnt. So, wie sie sich jetzt zeigt, wurde sie im 17./18. Jahrhundert erbaut. Mit seinem aufwenig gearbeiteten Dachstuhl sei das Haus ein aussagekräftiges Zeugnis der Stadtbaugeschichte Oberndorfs. Unter dem Betreiber Bonifaz Pfeffer stürzte bald nach 1800 ein Teil der Mühle in den Stadtgraben ab, ist auf einem Sterbebildchen zum Tod von Franziska Pfeffer (1929), geborene Späth, zu lesen. Dabei kam die Frau von Bonifaz Pfeffer ums Leben.

Später befand sich das Gebäude im Besitz der Brauerei Graf. Mitarbeiter des Unternehmens waren in den Wohnungen dort untergebracht.