Bei Nacht leuchtet der Christbaum an der "Schmalen Wand". Unser Bild zeigt von links: Rainer Faißt, Robin Jackl, Günther Faißt und Robert Bock Foto: DAV-Ortsgruppe Foto: Schwarzwälder-Bote

Mitglieder das Deutschen Alpenvereins stellen in Aistaig Christbaum an der "Schmalen Wand" auf

Von Werner Wössner

Oberndorf-Aistaig. Seit 45 Jahren leuchtet von der "Schmalen Wand" am Boller Felsen in der Weihnachtszeit und zum Jahresbeginn ein Christbaum. Die Aistaiger Bürger freut’s, wenn sie die Lichter vor der nachtschwarzen Felswand sehen.

Die Initiatoren sind Albert Roth und Günther Faißt, die den Boller Felsen seit 1969 als Übungsobjekt zum Klettern benutzen. So reifte bei ihnen der Gedanke, dass von der "Schmalen Wand" über die Weihnachtsfesttage und den Jahreswechsel ein Christbaum leuchten sollte. 1970 wurde dann diese Idee erstmals in die Tat umgesetzt.

Für die findigen Bergsteiger war es kein Problem, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um den Baum standsicher zu verankern und mit elektrischen Lichtern zu versehen, zumal man im Autohaus Schmalz & Sohn einen Sponsor fand, der eine leistungsstarke Autobatterie als Stromquelle unentgeltlich zur Verfügung stellte.

Waren es anfangs Albert Roth und Günther Faißt, die jeweils an Heiligabend die Strapazen auf sich nahmen, zur "Schmalen Wand" aufzusteigen und den Weihnachtsbaum zu befestigten, die Beleuchtung anzubringen und an die Batterie anzuschließen, kamen später Anton Bock und Sohn Robert sowie Günther Faißts Sohn Rainer hinzu. Dieses private Engagement der Aistaiger Alpenvereinsmitglieder würdigte auch die Firma Engelhorn, indem sie jährlich einen Weihnachtsbaum unentgeltlich zur Verfügung stellte.

Egal, ob es regnet oder schneit, ob starker Wind den Transport und das Aufstellen erschweren oder wie diesmal es die Sonne besonders gut mit den Kletterern meint, das Prozedere wurde Jahr für Jahr durchgeführt. "Nach getaner Arbeit", so Günther Faißt, "singen wir dann gemeinsam das Weihnachtslied ›Stille Nacht, heilige Nacht‹, und es wird das von den Frauen gebackene Hutzelbrot und Weihnachtsgebäck verzehrt und das ganze Zeremoniell mit einem Glas Enzian begossen."

Bei der Aktion 2014 waren folgende Mitglieder das Deutschen Alpenvereins, Sektion und Ortsgruppe Oberndorf, mit dabei: Gerhard und Robin Jackl, Vorsitzender Jens Ellinger, Rainer und Günther Faißt sowie Robert Bock.

Selbst Albert Roth wollte mit seinen 92 Jahren nochmals dabei sein, wenn zum 45. Male der Weihnachtsbaum auf der "Schmalen Wand" aufgestellt wurde.

Die Oberndorfer Ortsgruppe des Deutschen Alpenvereins setzt mit ihrer Initiative einen schönen Brauch fort, denn nach dem zweiten Weltkrieg war es die Energieversorgung Schwaben, die auf dem Turm des Überlandwerks einen Weihnachtsbaum aufstellte und beleuchtete, der von überallher gesehen werden konnte. Die älteren Aistaiger Bürger werden sich sicher noch daran erinnern. Der Turm wurde im Jahr 1961 abgetragen, da er nicht mehr benötigt wurde.