Bernd Pieper und seine Frau Klara haben nach Kleindenkmälern geforscht. Foto: Reinauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Bernd und Klara Pieper auf den Spuren uralter Grenzsteine / Etliche Kleindenkmäler

400 Kleindenkmäler erfasste Hobby-Historiker Bernd Pieper mit der Unterstützung seiner Frau in Oberndorf und Umgebung. Jetzt veröffentlichte er ein Buch.

Oberndorf. Tief im Wald verborgen liegen manche der Grenzsteine, andere wiederum gut sichtbar zum Beispiel an der Kreisstraße in der Nähe von Wiesoch, die Grenze Oberndorf/Beffendorf markierend. Manche bergen Rätsel, andere tragen ihre Jahreszahlen gut sichtbar.

Von Moos bewachsen oder bei Forstarbeiten mit Farbe verunstaltet sind diese Kleindenkmäler, die der Hobby-Historiker Bernd Pieper nun in einem Buch "Abgemarkt" zusammengetragen und dokumentiert hat. Dafür schlug er sich mit seiner Frau Klara durchs Unterholz und wehrte sich gegen zahlreiche Zeckenangriffe.

2012 begannen sie mit ihrer Arbeit, putzten, erfassten und dokumentierten die Kleindenkmäler und forschten in Archiven nach alten Karten. "Leider sprechen die Steine nicht", sagt Bernd Pieper. Könnten sie es, wäre wohl so manches Rätsel, das sie noch bergen, gelöst, wie zum Beispiel das Rätsel der an einen Spaten erinnernden Zeichnung auf einem der Steine.

Pieper wurde von Historiker Alfred Danner zu dieser Arbeit inspiriert. Er selbst ist zudem ehrenamtlicher Beauftragter archäologischer Denkmalpflege im Kreis Rottweil.

Interessant sind für ihn auch die Grenzsteine, die auf Besitz der Klöster in Oberndorf hinweisen. Aus dem Dornröschenschlaf weckten sie dabei den Stein, der die Jahreszahl 1750 trägt und Zehntbesitz des Klosters Wittich markierte. Dieses besaß damals sehr viele Ländereien, der Stein sei ein wichtiges Stück Geschichte und befinde sich auf dem Lindenhof tief im Wald.

Macht, Besitz, Ressourcen

"Uralte Zehntgrenzen finden sich nicht auf Karten", sagt Pieper. Gerade das mache die Entdeckung so spannend, da diese meist zufällig bei einer Wanderung geschehe. Auch Steine des ehemaligen Augustiner Klosters entdeckten sie dabei. Andere Kleindenkmäler hätten sie gefunden, als sie alte Grenzverläufe abgeschritten seien, so Pieper.

Auf dem Kopf der Steine ist immer eine Linie eingehauen, die den Grenzverlauf zeigt, manchmal ist diese noch gut sichtbar. Auf 80 der Grenzsteine befindet sich eine lesbare Jahreszahl.

Damals wie heute ging es um Macht, Besitz und Ressourcen, sagt Pieper. Natürlich habe es auch Streitigkeiten gegeben. Um diesen vorzubeugen hätte einmal im Jahr ein sogenannter "Untergang" stattgefunden. Bei diesem fanden Grenzumgänge statt, manchmal als kleines Volksfest mit Speis und Trank. In Württemberg war das Untergangsgericht das Organ, welches das Setzen von Grenzsteinen überwachte und auch bei Streitigkeiten angerufen wurde, schreibt Pieper in seinem Buch.

Ab 1819 war dies dann Aufgabe des Gemeinderats. Wann immer Grenzsteine neu gesetzt wurden, legte man sogenannte Zeugen an die Stelle des Steines. Diese waren Tonscherben, oft mit Wappen versehen. Der älteste dieser Zeugen stammt von 1678 und ist im Vermessungsamt Rottweil ausgestellt, erfährt der Leser in Piepers Buch.

Der älteste Grenzstein, den Pieper fand, ist von 1596 und steht zwischen dem Harzwald und Hofbuschhütte. Auf ihm ist die Wolfsangel zu sehen und er markiert die Grenze Altoberndorf/Bösingen/Epfendorf. Die meisten Steine in Oberndorf und Umgebung stammen jedoch aus dem 19. Jahrhundert, so Pieper.

Auch auf die Zerstörung mancher der Kleindenkmäler durch Forstarbeiten geht der Hobby-Historiker in seinem Buch ein. Er würde sich die Erhaltung der Grenzsteine wünschen und hat dazu eine Idee: "Man könnte einen Grenzsteingarten anlegen". So könne jeder die Steine besichtigen.  "Abgemarkt" erscheint Ende des Monats und ist im Rathaus und bei Grötzinger Medizintechnik erhältlich, kann aber auch über www.grenzsteine.jimdo.com bestellt werden. Das Buch kostet neun Euro.