Die Frohsingers wollen in Rot und Schwarz "nur noch kurz die Welt retten". Fotos: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Chormusik: Frohsingers thematisieren Jugendträume und Gefühle

Zu einem Abend moderner Chormusik – augenzwinkernd mit den Worten "Wir können auch Deutsch" umrissen – hatten die Frohsingers unter Leitung von Barbara Schmalz in die ehemalige Augustiner-Klosterkirche geladen.

Oberndorf. Doch sie kamen nicht allein, sie hatten Freunde mitgebracht: Für die Begleitmusik waren Alfred Gemsa (Flügel), Helmut Kadau (Bass) und Alexander Saur (Schlagzeug, Cajon) zuständig. Jörg Rinker und Nadine Zündel brachten feinstes modernes Liedgut, weit über Schlager hinausgehend, in den Saal.

Konsterniert rief Barbara Schmalz: "Haben Sie meinen Chor gesehen?". Der Konzertbeginn war eine Überraschung. Dagmar Rückert kam quirlig mit "Ich singe im April" in den Saal getanzt, aus dem Mittelgang von ihren Kollegen, die zur Bühne zogen, singend unterstützt, bis sich alle vor dem Publikum zusammengefunden hatten.

Nun meinte Dirigentin Barbara Schmalz, die Frohsingers wollten das Publikum nicht in den April schicken, sondern den Weg ins Land der Hoffnung aufzeigen.

Der Hit "Wie kann es sein..." sollte den ersten Schritt darstellen. Hier wurde a capella gesungen, das Ergebnis einer sicher langen, aber umso erfolgreicheren Probenarbeit beispielhaft vorgestellt. Von der Abstimmung der Register bis zur gestochenen Aussprache stimmte alles.

Die ganz in Rot und Schwarz agierenden Sänger wollten rhythmisch "Nur noch kurz die Welt retten", bevor sie mit "Altes Fieber" Erinnerungen an früher thematisierten.

Einen besonderen Auftritt konnte nun Barbara Schmalz ankündigen: "In diesem Moment" von Roger Cicero, hervorragend interpretiert von Volker Rückert – und der Dirigentin. Auf Gefühl ausgelegt war das Lied der Schildkröte Nessaja "Ich wollte nie erwachsen sein" aus "Tabaluga". Auch im Älterwerden darf man Jugendträume nicht vergessen, so die Botschaft, die vermittelt wurde.

In "Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist" erschloss sich vielleicht manchem eine fremde Welt, die Welt der Gehörlosen, die nur die brummenden, hämmernden Bässe wahrnehmen. Die Empfindung des gehörlosen Mädchens durch sein Bauchgefühl konnten bei dieser Darbietung nachempfunden werden.

Ein Konzert im Konzert, sozusagen einen eigenen Programmteil gestalteten Jörg Rinker und Nadine Zündel.

Wenn Jörg Rinker "über uns zwei" spricht, nimmt er die Zuhörer sofort mit in sein musikalisches Leben. Doch wenn dieses Duo sich dann mit "Willst du bei mir bleiben" (Klee) vorstellt, wird es ganz still in der großen Klosterkirche. Zündel gibt dem Text eine eigene Atmosphäre. Sie hat die stimmliche Möglichkeit alle Fragen und Zweifel bis ans Ende anklingen zu lassen.

Frauenhelden fehlen nicht

Mit "Durch die schweren Zeiten" von Udo Lindenberg hat sich das Duo moderne Poesie in ebensolchem musikalischen Gewand ausgesucht, die Ausfluss unserer Gegenwart ist.

"Seite an Seite" von Christina Stürmer ist die Ergänzung dazu. In klaren Akkorden und bildhafter Sprache wird modernes Lebensgefühl, Zweifel, aber auch Zuversicht charakterisiert.

Jetzt hatte sich Jörg warm gespielt. Das Duett "Du bist alles, was ich habe" kam mit einem überwältigenden Drive. Nach riesigem Beifall meinte er "Moment, wir spielen noch eins". Dass es nichts Seichtes sein wird, war klar. Das Duo hatte sich "Ding" von Cäthe ausgesucht.

Nach der Pause hatten die Frohsingers das Lied "Auf uns" vorbereitet, mit dem sie zusammen mit der Combo das Publikum wieder ins Reich der Chormusik zogen.

Frauenhelden durften natürlich nicht fehlen, und die Tenören stimmten unisono "Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n" an.

Pierre Alec Farley, dem der Schalk aus den Augen blitzte, meinte "Küssen kann man nicht alleine" und fand sich nach seinem Solo mit Barbara Schmalz zu seligem Duett. Die Begleitband war auch beim getragenen "Solang’ man Träume noch leben kann" als voll tönender Hintergrund dabei.

Doch was war das? Im Publikum stehen Hörer auf, wirbeln durcheinander, singen – und zwar "Mambo" von Herbert Grönemeyer. Es ist der Chor Canto Wida aus Weiden. Sie stellen den armen Parkplatz suchenden Autofahrer fast tragisch in Szene.

Wenn auch "Über sieben Brücken", "Für alle" ("Viele Menschen liegen wach") und "Wunder geschehen" ("Immer weiter") Ohrwürmer sind, die Qualität des Singens hat darunter nicht gelitten.

Dem Riesenapplaus ließen die Frohsingers unter Barbara Schmalz voll Schwung die Zugabe "Vielen Dank für die Blumen" folgen.