Von der Altoberndorfer Wendelinskapelle aus bietet sich dem Besucher ein schöner Blick

Von Hans-Dieter Wager

Oberndorf-Altoberndorf. Vom 580 Meter hohen Kreuzberg genießt man von der Altoberndorfer Wendelinskapelle aus einen herrlichen Blick ins Neckartal, das sich dem Betrachter – je nach Jahreszeit – in vielen Facetten zeigt.

Ganz besonders schön sei die Aussicht im Herbst, sagen Einheimische und regelmäßige Besucher. Dann tragen das Neckartal und seine Hänge ein farbiges Gewand. Aber auch in den anderen Jahreszeiten lohnt der Aufstieg zur Kapelle, die von vielen auch "Kreuzbergkapelle" genannt wird.

Man erreicht sie über den bereits 1797 angelegten Kreuzweg mit seinen 14 Stationen oder über die Wacholderheide, beide Routen sind in den Scheffelweg integriert.

Einem schlimmen Ereignis im Jahr 1747, einer verheerende Viehseuche, der fast alle Tiere zum Opfer fielen, verdanken die Altoberndorfer ihre Kapelle. Die damals 250 Einwohner der Gemeinde gelobten, zu Ehren des Schutzpatrons des Viehs, des Heiligen Wendelin, eine Kapelle zu erbauen. Die Viehseuche endete, und die Einwohner bauten die Kapelle, die allerdings zum Ende des Jahrhunderts bereits wieder dem Verfall gewidmet war.

In einer nicht veröffentlichten Chronik wird berichtet, dass der Freiherr von Stein, Besitzer des Schlosses Lichtenegg, damals vom Glauben abgefallen sei. Seine Gemahlin, die Freifrau von Stein habe dann, um von den Untaten ihres Mannes abzulenken, an derselben Stelle die jetzige Kapelle errichten lassen und zudem eine Kreuzigungsgruppe aus der Schlosskapelle gestiftet.

Am 18. Oktober 1797 wurde die Kreuzkapelle geweiht, die "777 Gulden und 16 ein Drittel Kreuzer" gekostet hatte. Auch bei der Renovierung 32 Jahre später sollen sich Freiherr von Stein von Lichtenegg und seine Frau großzügig beteiligt haben. Danach blieb es lange still um die Kapelle, die später der Gottesmutter Maria geweiht worden war. Die damals noch selbstständige Gemeinde Altoberndorf ließ das Gebäude regelmäßig auf eigene Kosten renovieren. Erst Mitte der 1950er-Jahre kam das Kleinod wieder ins Gespräch.

Der damalige Pfarrer wollte einen Neubau erstellen lassen, was in Altoberndorf auf heftigen Widerstand stieß. "„Die Kapelle ist uns Altoberndorfern sehr ans Herz gewachsen" hieß es in einer öffentlichen Verlautbarung. Das Kirchlein wurde erneut renoviert und steht auch heute noch in alter Pracht auf dem Kreuzberg hoch über Altoberndorf. Als Wahrzeichen des Orts ist es allerdings nicht nur den Einheimischen ans Herz gewachsen. Auch Fremde genießen immer wieder gerne den Blick ins Neckartal und die besondere Atmosphäre in und um die jetzt 268 Jahre alte Kapelle.