In Oberndorf sind derzeit beide Notare im Urlaub. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Ärgernis: Oberndorferin braucht dringend Betreuungsvollmacht für ihre Mutter / Keiner fühlt sich zuständig

Die geplante Privatisierung der Notariate macht einer Oberndorfin schwer zu schaffen. Denn in der Neckarstadt sind derzeit beide Notare zwecks Urlaubsabbau vor der Umwandlung gleichzeitig in den Ferien. Das stellt die Frau vor große Probleme.

Oberndorf. Es geht um ein Betreuungsverfahren für ihre schwer kranke Mutter. Schon seit Wochen bemüht sich die Oberndorferin um eine dringend benötigte Betreuungsvollmacht. Da ihre Mutter zwar in Dornhan gemeldet ist, aber in einer Pflegeeinrichtung in Oberndorf betreut wird, fühlte sich zunächst kein Notariat zuständig. Erst nach unzähligen Telefonaten stellte sich heraus, dass die Zuständigkeit in der Kommune liegt, in der die an Alzheimer erkrankte Mutter dauerhaft untergebracht ist, berichtet die verzweifelte Tochter.

Schließlich habe sich die Dornhaner Notarin ihrer erbarmt, alles vorbereitet und die Unterlagen den Oberndorfer Kollegen weitergeleitet. Als die Frau nun dieser Tage dort nach einem Termin fragte, wurde ihr erklärt, beide Notare seien derzeit im Urlaub. Vor Mitte Oktober gehe gar nichts. Auf Nachfrage nach einer Vertretung habe es geheißen, die gebe es nicht.

Weil sie sich nicht anders zu helfen wusste, bemühte die Antragstellerin erneut die hilfsbereite Dornhaner Notarin. Sie riet ihr, sich direkt ans Landgericht in Rottweil zu wenden. Dessen Verwaltungsleiter Hans-Günther Schipke konnte der völlig entnervten Frau schließlich helfen. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte Schipke, dass tatsächlich beide Oberndorfer Notare gleichzeitig in den Ferien seien. Das Landgericht sei für die Genehmigung der Urlaube zuständig. Und da ab 1. Januar 2018 die staatlichen Notariate in private umgewandelt werden, müsse vorab der Urlaubsanspruch abgegolten werden. Keinerlei Verständnis habe er allerdings dafür, dass der Frau keine Vertretung genannt worden ist, obgleich dies ganz klar geklärt sei. Das Sulzer Notariat ist in Abwesenheit der Oberndorfer Kollegen zuständig, so Schipke. "So was geht natürlich nicht", betonte er.

Für die Antragstellerin sind derweil weitere wertvolle Tage ins Land gezogen. Mittlerweile ist auch noch der Vater der Frau gestorben. Sie ist also bisher nicht mal in der Lage, Witwenrente für ihre Mutter zu beantragen. "Und der Heimplatz will bezahlt sein", klagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung ihr Leid.

Zudem benötige ihre Mama dringend eine Operation. Sie hänge sich auf Grund ihrer Erkrankung mehrmals pro Woche den Kiefer aus und müsse dann jedes Mal mit dem Rettungswagen in die Klinik gefahren werden. Eine OP ist aber ohne Unterschrift eines Betreuers nicht möglich. "Da entstehen ja auch enorme Kosten fürs Gesundheitswesen", mahnt sie an. Ganz abgesehen von der Belastung für ihre Mutter.

Zeit für Trauer um den Vater oder Sorge um die Mutter habe sie kaum, so sehr sei sie mit der Bürokratie beschäftigt. Nun ist sie erleichtert, dass ihr endlich der richtige Ansprechpartner genannt wurde. Sie hofft auf eine baldige Bearbeitung ihres Anliegens. Denn die Nerven liegen mittlerweile blank.