Solist am Cello ist Alexander Dohna Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Studentisches Orchester Baden-Württemberg zeigt in der evangelischen Stadtkirche, was es kann

Eine Premiere erlebten die Besucher des Konzertes des Studentischen Orchesters Baden-Württemberg unter den Dirigentinnen Friederike Haselberger, Elisabeth Vöhringer, und des Dirigenten Jonathan Föll. Solist war Alexander Dohna, Violoncello.

Oberndorf. In der sehr gut besuchten evangelischen Stadtkirche waren sicher alle neugierig, wie die blutjungen Musiker, noch allesamt Studenten, das anspruchsvolle Programm bewältigen würden. Um es vorweg zu nehmen: Am Schluss gab es für alle stehenden Applaus.

Friederike Haselberger hatte mit den 50 Musikern die Ouvertüre zum Trauerspiel "Egmont" von Ludwig van Beethoven einstudiert. Auch Elisabeth Vöhringer und Jonathan Föll mussten in dieser einen Woche ihre Werke mit dem Orchester proben.

Aufhorchen ließen die ersten Töne, denn was hier erklang, war geschliffen. Nach der Einleitung, die entfernt an Beginn der fünften Sinfonie erinnert, entwickelte sich herrliche Musik. Die Dirigentin verstand es gut, mit deutlicher Zeichengebung die Abstufungen der Lautstärke zwischen feinstem Piano und Fortissimo herauszuarbeiten. Nach der Generalpause, die diese Ouvertüre klar gliedert, strebte sie mit großem Klang auf den Schluss zu, der in strahlenden Akkorden, für Graf Egmont zwar mit dem Tod, aber als Triumph der Freiheit endet.

Unter Leitung von Elisabeth Vöhringer folgte das Cellokonzert e-Moll op.85 von Edward Elgar, in dem Alexander Dohna den Solopart übernommen hatte. Von Anfang an – und nicht wie bei vielen anderen Solokonzerten – ist hier der Solist in das musikalische Geschehen mit eingebunden. Als erstes setzte Alexander Dohna einen Akzent, indem er dieses Werk mit Riesenumfang auswendig spielte. Verblüffend auch das Verstehen zwischen Solist und Orchester, wenn sie sich Motive zuspielten, darauf antworteten und sie weiterspannen. Elisabeth Vöhringer war hier mit ihren klaren Anweisungen auch Vermittlerin zwischen Solist und Orchester.

Schon im ersten Satz verblüffte Alexander Dohna nicht nur durch sein Begreifen der Musik von Edward Elgar, sondern durch eine kaum glaubhafte Griffsicherheit, die besonders in den schwierigen Läufen mit Zweiunddreißigstel-Notenwerten erstaunen ließ.

Das Adagio beginnt flott, fast aggressiv

Der langsame zweite Satz beginnt mit schattengleichem Spiel von Orchester und Solist. Das Adagio beginnt flott, fast aggressiv, findet aber schnell zu ruhigerem Fluss zurück. Fast hat man den Eindruck, Tanzrhythmen zu hören, Synkopen en masse, ein sehr interessantes Spiel verschiedener Stimmen ist hier zu hören.

Der abschließende Allegro-Satz zeigte deutlich die Vorliebe des Komponisten für große Unterschiede sowohl in der Lautstärke als auch im Fluss der Musik. Für diese ausgezeichnete Aufführung konnten Alexander Dohna und Elisabeth Vöhringer einen Riesenapplaus entgegennehmen.

Nach der Pause stand unter der Leitung von Jonathan Föll ein Höhepunkt der späten Romantik auf dem Programm: die Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Langsam und bedächtig beginnt das Werk, in dem anfangs die Klarinetten dominieren und ein Motiv vorgeben, das sich durch alle Sätze zieht.

Hier zeigte sich deutlich, dass die beiden Dirigentinnen und Jonathan Föll zwar die gleiche Aufgabe haben, sie jedoch durchaus verschieden lösen. Mit wesentlich deutlicherer Körpersprache leitete der Dirigent das Orchester.

Nachdem die Streicher das Hauptthema vorgestellt hatten, breitete sich voller Orchesterklang aus. Feine Fagottstellen, vom Orchester fortgeführt, Pizzicato-Einwürfe, gleichsam zur Auflockerung des Melodieflusses erklangen. Verhalten endet dieser Satz.

Im Andante cantabile wurde wahrlich auf den Instrumenten gesungen. Das herrliche Hornsolo erklang traumhaft schön; zusammen mit Klarinetten und Oboen konnte man hier eine Sternstunde sinfonischer Musik erleben. Als Fagott, Kontrabass und Celli die Hornpassage wiederholten, schien es als Balsam für die Ohren in Klangschönheit. Nur kurz, aber mit Macht, unterbricht das erste Thema aus Satz I bevor die hohen Streicher im Pizzicato nochmals das Hornmotiv erklingen lassen. All diese musikalischen Kostbarkeiten waren klar zu hören. Doch damit nicht genug; zuerst intoniert nochmals das Fagott, dann begleitet von Oboen diese berückend schöne Melodie, bevor der Satz verklingt.

Voller klanglicher Raffinessen

Dass der gesamte Satz einer Sinfonie aus einem Walzer bestehen kann, zeigt der Komponist hier exemplarisch. Es ist ein kunstvoll gestaltetes Stück Musik, an klanglichen Raffinessen kaum zu überbieten. Hier stellt sich wieder die Frage, wie in einer Woche solch ein Programm einstudiert werden kann.

Der vierte Satz trägt den Titel Finale, und in Wirklichkeit scheint es so, dass die gesamte Musik nur dem Höhe- und Schlusspunkt zustrebt. In einem orchestralen Rausch endet dieses gewaltige Werk. Jonathan Föll hat es bestens geleitet. Die Zugabe war noch ein Höhepunkt dieses musikalisch so reichen Abends: A- cappella sang das Orchester das "Abendlied" von Josef Gabriel Rheinberger.