Kinder- und Jugendbeteiligung ist ab sofort in Oberndorf angesagt. (Symbolfoto) Foto: pikselstock/ Shutterstock

Vorreiterrolle: Stadträte stimmen Projekt "Junges Oberndorf" zu. Internetseite am Start. Mit Kommentar

Oberndorf - Die Stadträte stimmten dem neuen Konzept der Jugend- und Kinderbeteiligung "Junges Oberndorf" einstimmig zu. Sie taten dies unter den Augen vieler junger Zuhörer, die im Besucherbereich Platz genommen hatten.

Das Interesse der jungen Menschen an diesem Projekt schien groß, waren die Reihen am Dienstagabend bei der Verwaltungsausschuss-Sitzung doch voll belegt.

Seit mehreren Monaten arbeitet das Team um Heidi Kuhring von der Stadtjugendpflege an diesem Beteiligungsverfahren. Mit im Boot sind neben den Jugendlichen Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Stadträte und Bürgermeister Hermann Acker. Außerdem wurde die Gruppe vom "Gemeindenetzwerk Bürgerschaftliches Engagement" unterstützt. Emanuel Jurischirz und Uli Härle stellten vonseiten der Jugendlichen das Grobkonzept vor, in dem auch regelmäßig stattfindende Jugendversammlungen vorgesehen sind.

Das Kernstück ist eine kontinuierliche Online-Beteiligung. Dafür wird die Seite "www.junges-oberndorf.de" ins Netz gestellt. Die Umsetzung liegt in den Händen von Jutta Breitschwerd von "Online Diskurs", einem Institut für kommunikatives Handeln. Mit dem Internetauftritt, so erläuterte Breitschwerd in der Sitzung, soll eine "direkte und authentische Kommunikation möglich sein".

Keine Vernetzung zu Facebook

Er umfasst Elemente wie einen Blog, in dem Jugendliche und auch Stadträte Neuigkeiten zu Projekten veröffentlichen können, einen Fragebogen, ein Forum, in dem die Jugendlichen ihre Meinung und Ideen austauschen können. Eine Vernetzung mit sozialen Netzwerken wie Facebook sei aber nicht geplant, erläuterte die Expertin. Dies habe zum einen Datenschutzgründe, zum anderen wolle man den kommunalpolitischen und privaten Zugang bewusst trennen.

Quer durch die Fraktionen begrüßten die Stadträte dieses Konzept. Günter Danner (SPD) sah es als Angebot an die Jugendlichen, nun müssten diese ihren Beitrag leisten, damit die Seite "mit Leben gefüllt wird". Kuhring stellte klar, dass es Aufgabe der Stadtjugendpflege sei, die Seite aktuell zu halten, sie dürfe auf keinen Fall "vor sich her dümpeln". Sie und ihr Team wollen deshalb auch vor Ort in die Schulen gehen und Themen anhand der Internet-Seite erarbeiten. Oliver Hauer (Freie Wähler) nannte das Konzept "zeitgemäß" und fragte nach, ob auch eine App geplant sei. Dies sei im ersten Schritt nicht geplant, erwiderte Breitschwerd. Die Seite laufe aber auf PC, Tablet und Smartphone.

Thorsten Ade (CDU) sagte, auch seine Fraktion freue sich über die schnelle Umsetzung der neuen gesetzlichen Vorgaben. Er sprach an, dass auch die Stadträte den Umgang mit dieser neuen Art der Beteiligung erlernen müssten. Als "Neuland" bezeichnete Bürgermeister Hermann Acker das Konzept.

Kinder über ihren Wohnort informieren

Christiane Bondzio von der Stadtjugendpflege übernahm die Vorstellung der Beteiligung für Kinder. Hier wolle man Dritt- und Viertklässler bezogen auf ihren Orts- oder Wohnteil über das Gemeinwesen informieren. Diese Infos sollen die Kleinen direkt von Bürgermeister, Ortsvorsteher und Gemeinde- beziehungsweise Ortschaftsräten bekommen.

Das Ziel ist sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den Kindern das gleiche: Die Ergebnisse und Projektvorschläge sollen in den Ortschaftsrat oder in den Gemeinderat eingebracht werden.

Kommentar: Ball im Spiel

Junge Menschen für die Kommunalpolitik zu begeistern und sie einzubeziehen, ist kein Kinderspiel. Der Gesetzgeber legt in der Gemeindeordnung lediglich fest: "Kinder sollen und Jugendliche müssen in angemessener Weise bei Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, beteiligt werden." Über das "Wie" dürfen sich die Städte und Gemeinden selbst den Kopf zerbrechen. Die Neckarstadt übernimmt mit ihrem Beteiligungskonzept "Junges Oberndorf" nun eine Vorreiterrolle im Landkreis. Sie setzt dabei voll auf die neuen Medien. Eine Online-Plattform soll Informationen liefern, den Austausch fördern, im besten Fall sogar zum Dialog der Generationen anstiften. Dies könnte gelingen, wenn Erwachsene die Anliegen der Kinder und Jugendlichen ernst nehmen und diese die Auswirkungen ihres Engagements sehen. Der Ball ist im Spiel.