Die "Beginners" mit Blockflöten, die "Youngsters" unter der Leitung von Stefan Hauser und vier Aktive des Hauptorchesters mit dem Holzblasinstrument ihrer Kindheit begeistern zu Beginn des Konzerts. Fotos: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

140 Jahre MVB: Musikverein spielt sich in die Herzen der Zuhörer / "Beginners" und "Youngsters" haben ihren großen Auftritt

So wie sich der rote Faden eindrucksvoll durch das gesamte Festjahr des 140. Geburtstags gezogen hat, so wurde er auch durch das große Jubiläumskonzert geknüpft – wobei die musikalischen Perlen, die der Musikverein Bochingen gezüchtet hat, eingehende Auffädelung fanden.

Oberndorf-Bochingen. Mit Thomas Hauser, Stefan Hauser und Michael Müller standen drei Dirigenten auf der Bühne, die ihre Liebe zur Musik zeitintensiv leben und in den Orchestern ihr Engagement und ihre Leidenschaft wiedergespiegeln.

Ohne Gastverein, nur aus dem eigenen Potenzial einen gesamten Abend zu bestreiten und das Interesse der zahlreichen Besucher über Stunden zu halten – da musste das Programm passen, die Leistung stimmen. Dass diese bei den drei aktiven Säulen des Musikvereins, den "Beginners", den "Youngsters" und dem Hauptorchesters abrufbar ist, dafür hat man hart und konzentriert gearbeitet.

Nachwuchs präsentiert sich selbstbewusst

Selbstbewusst präsentierte sich der Nachwuchs, den viel Spielfreude auszeichnete. "Sie werden staunen, was wir schon leisten können", leitete Lena Faustinelli ein, und schon erklang der für Anfängerkapellen komponierte "Forward March". Die Ansagerin der "Beginners" sollte recht behalten, denn "Cups" von Anna Kendrick erfuhr eine individuelle Note. Auch mit "What makes you beautiful", der Debutsingle der britisch-irischen Boygroup One Direction hatte Dirigent Thomas Hauser nicht nur den Nerv seiner motivierten Schützlinge, sondern auch den des Publikums getroffen.

Die Zugabe hatte dann schon richtungsweisenden Charakter, denn sie erklang gemeinsam mit den "Youngsters", wobei Sonja Gaberle die Anfänger als Blockflötengruppe für "A Song for You" vorbereitet hatte. Als dann noch vier Musiker der Hauptkapelle das Holzblasinstrument ihrer Kindheit aktivierten, war die Überraschung perfekt.

Doch zuerst galt die Aufmerksamkeit dem Vortragsblock, den Stefan Hauser für seine Jugendkapelle zusammengestellt hatte. Es gelang ihm in hervorragender Weise, die kompositorischen Eigenheiten und inhaltlichen Besonderheiten aus dem Klangkörper herauszuarbeiten. Sowohl der musikalische Höhenrausch in "Stratosphere" als auch die schöne Pop-Ballade "Hello" von der Sängerin Adele bis hin zur Präsentation als Heavy-Metal-Band, in einem Arrangement der absoluten Klassiker dieses Genres, stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass der Dirigent aus den eigenen Reihen ein Orchester geformt hatte, das aufhorchen lässt.

Ein Streifzug durch die vergangenen Jahre

Mit "Concierto De Mariachi" stieg Michael Müller mexikanisch temperamentvoll mit dem Hauptorchester in das blasmusikalische Geschehen ein. Man muss wohl außer einem außergewöhnlichen Talent auch die jugendliche Unbekümmertheit eines Nils Seimel besitzen, um sich als Soloposaunist an "Concert for Trombone" zu wagen. Als Dirigent Müller seinen Schützling unter tosendem Applaus in die Arme nahm, bedurfte es keiner Worte mehr. Ein absolutes Muss waren natürlich die beiden Stücke, mit denen sich das Hauptorchester des Musikvereins im Jubiläumsjahr den Wertungsrichtern gestellte hatte. Weshalb man mit den im kontrastreichen musikalischen Spannungsverhältnis stehenden Vorträge "Flashings Winds" und "Pilatus: Mountain of Dragons" Lorbeeren in der Oberstufe ernten durfte, wurde schnell offenkundig.

Dann wurde das Wunschkonzert der Aktiven eröffnet. Weshalb die Wahl der Percussion-Gruppe auf den brasilianischen Evergreen "Tico Tico" fiel, lag wohl an Eric Seimel, der am Xylophon seine solistische Klasse bewies. An Geburtstagen darf man auch den Rückblick nicht versäumen, und so wurden die James- Bond-Melodien wieder ausgegraben – ein Highlight der konzertanten Vergangenheit des Musikvereins. Und als der Klangkörper das Piratenschiff musikalisch durch die Karibik steuerte, schrumpften die vergangenen zwölf Vereinsjahre zusammen.

Nichts war unmöglich an diesem Abend wie der Marsch "Die Sonne geht auf" bewies – gespielt, als die Zeiger auf Mitternacht vorrückten. Der Schlussakkord unter das Jubiläumsjahr hätte nicht besser gewählt werden können, als mit der "Polka ins Glück", dem ganz besonderen Geburtstagsgeschenk von Mathias Gronert, der mit "Egerländer Gold" in Bochingen gastierte. Zweifellos wurde dieser Abend auch zum Resümee des elfjährigen Vorsitzes von Roland Hauser, dem die Kapelle das bewegende Solo für Trompeten "Midnight Tears" widmete.