Selbstständigkeit: Stephan Hamelmann und Isabella Papala sind ein Wagnis eingegangen – mit Erfolg

Vor einem Jahr wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit – Isabella Papala und Stephan Hamelmann haben "H & P Dienstleistungen" gegründet. Ob der Traum von der Selbstständigkeit in Rauch aufgegangen ist, verrät Hamelmann selbst.

Oberndorf-Aistaig. "Früher hatten wir nichts von unserer Arbeit. Alles ging für die monatlichen Festkosten drauf", erinnert sich Stephan Hamelmann. Er und seine Frau waren Hartz-IV-Empfänger mit mehreren Jobs, ehe sie beschlossen, sich selbstständig zu machen. "300 bis 400 Euro im Monat waren auf Dauer keine Option", meint er.

2015 ist das Ehepaar nach Aistaig gezogen. Im Dezember 2016 saßen sie bei dem Existenzgründer-Berater Frank Radynski und informierten sich über ihre Optionen (wir berichteten). Ihr Plan: Ein Dienstleistungsunternehmen, das von der Gebäudereinigung über Garten- und Grundstückspflege bis hin zur Änderungsschneiderei oder einem Bügelservice alles anbietet.

"Damit sind wir ein ganz schönes Risiko eingegangen", weiß Hamelmann. "Aber es kann klappen, wenn man sich ordentlich den Hintern aufreißt", sagt er ganz unverblümt.

Nach einer langen Zeit, in der er von Kindergeld und Hartz IV gelebt und sich mit einem Minus auf dem Konto abgefunden hatte, waren die ersten Einnahmen Balsam für die Nerven.

Und sein Konzept ging auf. "Nach einem Monat waren wir finanziell aus dem Gröbsten heraus", erzählt er. Dennoch habe er schon gemerkt, dass das erste Jahr das schwerste sein muss. "Ich bin immer ein gemütlicher Mensch gewesen. Von einem Tag auf den anderen hieß es, unter Zeitdruck zu arbeiten und viele Aufträge anzunehmen", sagt er. Nun fange er manchmal um 4 Uhr morgens mit der Arbeit an und komme erst um 21 Uhr nach Hause – der Preis der Selbstständigkeit. "Manchmal bräuchte man noch einen Tag in der Woche mehr".

Doch Hamelmann ist vollends zufrieden. "Unser Konzept hat von Anfang an geboomt. Wir wurden mit Aufträgen überhäuft", erzählt er. Dadurch tauchte aber ein neues Problem auf: verlässliche Arbeitskräfte. "Wir müssen schon über dem Mindestlohn zahlen, weil sonst niemand für uns arbeiten will. Zudem gibt es eine Spritpauschale, obwohl das nicht verpflichtend ist", sagt er ganz offen, meint aber auch: "Wer gute Arbeit macht, der hat das auch verdient."

Ihm fehlen momentan zwei bis drei Reinigungskräfte. "Über das Arbeitsamt haben wir leider nicht bekommen, was wir wollten", schlägt er auch kritische Töne an und berichtet von unmotivierten Mitarbeitern, denen er "hinterherputzen" musste. Untragbar bei der Fülle an Aufträgen. Das Unternehmen hat einen Kooperationsvertrag mit der Stadt, arbeitet für Schulen, die katholische Kirche und etliche Institutionen und Privathaushalte.

Papala und Hamelmann arbeiten zwischen zehn und zwölf Stunden täglich, und die Arbeit nimmt kein Ende. "Das ist zu zweit nicht zu schaffen", meint Hamelmann. "Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell so gut läuft. Und nun buckeln wir zehn Stunden täglich an drei Baustellen", sagt er.

80 Prozent der Aufträge entfielen auf die Reinigung von Gebäuden, dann folgten Gartenarbeiten. Abends setze sich Papala oft noch hin und schneidere etwas für einen Arbeitgeber.

Für den Traum von der Selbstständigkeit mussten also Opfer gebracht werden. Doch wenn Hamelmann die Fülle an Aufträgen und seinen Kontostand anschaut, dann weiß er, dass sich das alles gelohnt hat.