Norbert Eilts von "Dein Theater" berichtet sehr bildhaft über Melanchthon. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: "Dein Theater" bringt Besuchern auf Einladung des Museums den Menschen Melanchthon näher

Wenn er auch klein von Gestalt war, in seiner Wirkung als Gelehrter und Unterstützer Martin Luthers war er ein Riese: Philipp Schwartzerdt, besser bekannt unter seinem ins Griechische übersetzten Namen Melanchthon (mélas = schwarz, chthon = Erde).

Oberndorf. Das Museum im Schwedenba u hatte in seiner Vortragsreihe zum Reformationsjubiläum diesem großen Denker einen Abend gewidmet. Andreas Kussmann-Hochhalter, der Leiter des Museums, stellte das "Dein Theater" aus Stuttgart vor. Ebenso gab er kurze Hinweise zur Biografie des Reformators und stellte dessen Forderung, durch klare Sprache auszudrücken was wahr ist, ins Zentrum der Arbeit Melanchthons.

Nach einer kurzen Einleitung mit Musik aus der Reformationszeit begann Norbert Eilts über Philipp Schwartzerdt zu berichten. Die Art, wie er erzählte, zog von Anfang die Zuhörer in den Bann. Mit ausgefeilter Sprechtechnik, durch subtile Mimik unterstützt, führte der Schauspieler in das Leben des 1497 in Bretten Geborenen ein, der mütterlicherseits mit Johannes Reuchlin, dem großen Humanisten, verwandt war.

Beeindruckend schilderte Norbert Eilts die Lebensumstände des Volkes um 1500. Bezeichnend für die Darstellung des Geschehens um die Reformation durch "Dein Theater" war, dass sehr oft Bezüge zur Jetztzeit hergestellt wurden. Auch heute, so die Aussage, könnte man bei (berechtigten) Versuchen der Reform herrschender Verhältnisse in Schwierigkeiten kommen, wie Martin Luther, der die Missständer innerhalb der katholischen Kirche korrigieren wollte.

Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen wollte Johannes Reuchlin für seinen neu geschaffenen Lehrstuhl der griechischen Sprache gewinnen; dieser aber empfahl seinen Neffen Philipp Melanchthon, der 1518 als 22-Jähriger erstmals nach Wittenberg kam, die Berufung annahm und für den Rest seines Lebens dann dort als Professor blieb.

Die Verbesserung der Rhetorik war eines von Melanchthons Grundanliegen. Er ging davon aus, dass die richtige Wortwahl die Voraussetzung für Verständlichkeit sei. Hier wurde – fast beiläufig – hingewiesen, dass diese auch in heutigen Krisensituationen notwendig und hilfreich wäre.

Da es noch keine deutsche Übersetzung der Bibel gab, hat Melanchthon Luther sicher darin bestärkt, sich dieser Aufgabe zu stellen. Bei der Übertragung in eine deutsche Prosafassung, ins Hochdeutsche, war der Humanist sicher wesentlich beteiligt, denn er hielt viel von Bildhaftigkeit.

Der zweite Teil des Abends war vor allem auf das Wirken Philipp Melanchthons als Lehrer und Universalwissenschaftler bezogen. Die Zusammenarbeit zwischen Luther und dem "kleinen Griechen", wie der Wittenberger Professor auch genannt wurde, war fruchtbar. Sie wollten Reformatoren und keine Revolutionäre sein, so die Darstellung von "Dein Theater".

1520 heiratete er Katharina Krapp. Der Ehe entsprossen vier Kinder. In diesen Jahren nahm der Rhetorik-Professor auch zu anderen Themen Stellung. Als "Praeceptor Germaniae", als Lehrer Deutschlands, verfasste Melanchthon eine Schrift gegen die "Vieltuerei", auch hier wieder mit Bezug zur Gegenwart.

Als Luther 1546 starb, hat Melanchthon den Kampf um eine Reform der Kirche nicht aufgegeben, er schloss eine künftige wieder hergestellte Einheit nicht aus. Nach dem Tod seiner Frau unterrichtete er noch drei Jahre. 1560 erkältete sich Melanchthon auf einer Dienstreise schwer und verstarb am 19. April.

Diese Lesung über ein gewiss nicht leichtes Thema wurde durch Musikeinblendungen und Bildpräsentationen wesentlich aufgelockert. Norbert Eilts aber war es durch seine ungeheuere Textleistung, durch seine einfühlsame Rhetorik und seine manchmal mit einfachsten Mitteln erstaunliche Verwandlungsgabe zu danken, dass sich hier Information und Kunst schwesterlich die Hand reichten.