Gerhard Romppel Foto: Hütter Foto: Schwarzwälder-Bote

Abschied: Pfarrer Gerhard Romppel geht in den Ruhestand

Hedonist und gleichzeitig ein Mann der Kirche sein – das schließt sich nicht aus. Pfarrer Gerhard Romppel ist das beste Beispiel dafür, dass es möglich ist, sowohl gottgefällig als auch voller Lebenslust zu agieren. Nun geht der evangelische Theologe in den Ruhestand.

Oberndorf. Wenn Gerhard Romppel einen Raum betritt, dann füllt er ihn aus – ganz egal, ob es die Redaktion zum Pressegespräch oder die Kirche zum Gottesdienst ist. Kaum jemand kann sich der Präsenz und der Ausstrahlung des 65-Jährigen entziehen. Mit fester Stimme sagt er, was er zu sagen hat. Dabei ist ihm wohl bewusst, dass nicht immer alle seiner Meinung sind. Ja, räumt er ein, er sei ein streitbarer Mann. Für ihn durchaus eine positive Eigenschaft. Der Dialog ist ihm wichtig. "Ich liebe das Leben, und ich liebe die Menschen."

Romppel gehört nicht zu jenen Pfarrern, die sich schon als Jugendliche zum Dienst in der Kirche berufen fühlten. Vielmehr schreckte ihn das pietistische Umfeld bei Vaihingen an der Enz, in dem er aufwuchs, eher ab. Beeindruckt hat ihn jedoch schon als Dreikäsehoch das Grab des Keltenfürstes in seinem Heimatort Hochdorf. "Der hatte als Grabbeigaben nur Trinkgefäße, keine Waffen", erzählt Romppel. "Das hat mich wohl geprägt." Das Streben nach einem friedlichen Miteinander steht für ihn keineswegs in Kontrast zu seiner späteren Tätigkeit als Militärseelsorger. Vielmehr sah er seine Aufgabe in kritischer Solidarität. "Ich bin für die Menschen da und nicht fürs System."

Zunächst einmal allerdings absolvierte der Sohn eines Handwerkers eine Lehre als Mechaniker, studierte Qualitätswesen und Arbeitswissenschaft und ging in die Industrie. Als eine Rezession kam, musste er als Betriebsleiter ganze Abteilungen auflösen. In einem Kündigungsgespräch fragte ihn ein 55-Jähriger Meister: "Sie wissen, dass ich in meinem Alter keinen Job mehr bekomme?" Da wusste Gerhard Romppel, so wollte er nicht weitermachen.

Neuen Weg eingeschlagen

Er begegnete Kirchenvertretern, die nicht die fundamentalistischen Glaubensansichten seiner Heimat vertraten. "Es wurde mir klar, ich kann als Pfarrer ja auch politisch und gesellschaftlich etwas bewegen." Und so schlug Romppel, damals bereits zweifacher Familienvater, mit knapp 30 Jahren nochmals einen ganz anderen beruflichen Weg ein. Als Quereinsteiger setzte er sich in einem harten Auswahlverfahren gegen 100 Mitbewerber durch. Elf wurden genommen, vier schafften schließlich den Abschluss.

Und Gerhard Romppel wurde eine Pfarrstelle in Leonberg übertragen. Kreativität war da gefragt, denn es gab noch nicht einmal eine Kirche, erinnert er sich. Am Ende seiner Dienstzeit stand ein ökumenisches Zentrum. Dieses freie Arbeiten und Gestalten mit dem Menschen vor Ort hat er genossen. Heutzutage herrsche in der Landeskirche oft die Bürokratie, merkt er kritisch an. Da werde es wohl Zeit, "dass so ein Dinosaurier wie ich abtritt", meint er augenzwinkernd.

Verschiedene andere Pfarrstellen folgten. Acht Jahre lang war er als Militärseelsorger in Italien eingesetzt. "Dort habe ich vor allem auch die Familien der Soldaten betreut. Da gab es Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Gottesdienste wie in den ›normalen Gemeinden‹ auch."

Bevor Gerhard Romppel seine letzte Dienststelle in Oberndorf antrat, besaß er bereits ein Haus in Aistaig. Er hatte einen Makler beauftragt, ihm ein Heim zu suchen, das verkehrsgünstig in der Nähe seiner beiden mittlerweile erwachsenen Kinder liegt. Und dort wird Romppel gemeinsam mit seiner Frau Christa auch wohnen bleiben, wenn er im März mit Abschluss der Konfirmation seinen Dienst beendet.

Sieben bewegte Jahre in der Neckarstadt liegen dann hinter ihm. "Wir haben gelacht und geweint. Wir haben gehofft und gebetet. Wir haben gemeinsam den Blick nach vorne gerichtet, litten aber auch unter Streit und Uneinigkeit", so formuliert es der Vorsitzende des Kirchengemeinderats Thorsten Zühlsdorff in seiner Einladung zu Romppels Verabschiedung. Und er fügt an: "Mittendrin: eine ordnete Hand, ein Fels in der Brandung, geballte ›Erfahrungskompetenz‹ und festes Vertrauen auf Gott." Die Zusammenlegung der beiden Pfarrstellen des Lindenhofs und der Kernstadt, die Belebung der renovierten Kirche und zuletzt die Diskussion um eine neue Pfeifenorgel – all dies fiel in die Amtszeit von Gerhard Romppel.

Wenn er zurückblickt, so hat ihm vor allem die Arbeit mit den Konfirmanden viel Spaß gemacht. Deshalb wird die Konfirmation im März auch seine letzte Amtshandlung sein.

Romppel freut sich auf die bevorstehende Zeit, plant Projekte mit seiner Band "Oifach so" und will sich ansonsten aus der kirchlichen Arbeit in Oberndorf raushalten. Die Pfarrstelle ist bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben. Bewerber gibt es noch keine. Im schlimmsten Fall droht zunächst einmal eine Vakanzzeit mit Vertretungen durch Seelsorger aus umliegenden Gemeinden.

Weitere Informationen: Der Verabschiedungsgottesdienst findet am Sonntag, 19. Februar, um 10 Uhr in der evangelischen Stadtkirche statt. Ab 11 Uhr schließt sich ein Stehempfang im Foyer der Kirche an.