"Oberndorf ist mein Sorgenkind", gestand Barbara Sand von der IHK in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Jetzt scheint die "Projektleiterin Handel" selbst zum Sorgenkind geworden zu sein. Foto: Keiper

Äußerungen der IHK-Fachfrau sorgen im Städtle für Wirbel. Wird Barbara Sand selbst Sorgenkind? Reaktionen.

Oberndorf - "Oberndorf ist mein Sorgenkind" gestand Barbara Sand von der IHK in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Jetzt scheint die "Projektleiterin Handel" selbst zum Sorgenkind geworden zu sein.

"Beim HGV ist die Luft raus." Mit ihrer Meinung zum Oberndorfer Handel hielt Sand beim Redaktionsgespräch nicht hinterm Berg. Einheitliche Öffnungszeiten, Vollzeit-Citymanagerin, Dessous-Laden, Stadtmarketing, aktive Ansiedlung waren ihre Vorschläge. Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg wolle alle Beteiligten an einen Tisch holen, Oberndorf wach rütteln. Dies ist Sand wohl gelungen, offensichtlich aber anders als beabsichtigt. Sowohl der HGV-Vorsitzende Rüdiger Kirn als auch Bürgermeister Hermann Acker nahmen gegenüber der IHK schriftlich Stellung zur Causa Sand. Am Montag fand hinter verschlossenen Türen ein Gespräch zwischen Stadtoberhaupt, HGV und IHK statt. Sand kam nicht alleine, sondern in Begleitung ihres Chefs, Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK. Der habe sich für das Vorpreschen seiner Kollegin entschuldigt. Wohl um Schadensbegrenzung bemüht, will er bei der Hauptversammlung des HGV, die am kommenden Montag stattfindet, teilnehmen. In dieser Versammlung will sich Kirn öffentlich äußern, sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Barbara Sand ist seit zwei Tagen nicht mehr zu sprechen.

Nicht nur im Rathaus und bei den Geschäftsleuten sorgen die Aussagen von der IHK-Frau für Gesprächsstoff. Auch im Internet wird kontrovers diskutiert. So schreibt ein ehemaliger Oberndorfer auf Facebook: "Ich finde es zwar löblich, dass die IHK sich um Oberndorf Sorgen macht, aber wenn das Ergebnis des Nachdenkens der Vorschlag ist, einen Dessous-Laden in der Oberstadt aufzumachen, dann mache ich mir Sorgen um die lokale IHK". Der User spricht noch einen anderen Gesichtspunkt an, der ihm "dringender erscheint", nämlich die Vernachlässigung des ländlichen Raums, und zwar nicht nur durch die Politik, sondern insbesondere auch durch Unternehmen wie die Bahn, Post und Telekom. "Gerade Oberndorf bietet ein besonders trauriges Bild. Der Bahnhof ist für alte und gehbehinderte Menschen schlichtweg nicht nutzbar."

"Besonders Oberndorf bietet trauriges Bild"

Auch Einträge wie "Die Frau hat recht" und "Das Blöde ist doch, hier wird alles schlecht geredet, egal wer oder was etwas anfängt" sind zu finden. Eine Userin schreibt: "Wie willste die leer stehenden Ladenräume in der Talstadt füllen? Sowas muss von 'oben' kommen, genau gesagt, der Bürgermeister und der Gemeinderat müssten sich darum kümmern". Und zu den freien Geschäftsräumen ist zu lesen: "Tja, man muss sich nur die leer stehende Objekte mal genauer ansehen, dann weiß jeder Bescheid. Man müsste die Eigentümer dazu verpflichten, dass sie ihre Gebäude sanieren. Wenn das passiert ist, dann würde der eine oder andere Händler in Oberndorf Fuß fassen."

Und in der Kommentar-Liste auf der Internetseite des Schwarzwälder Boten findet sich dieser Eintrag: "Man braucht sich ja nicht wundern, wenn man auf der grünen Neckaraue ein komplettes Einkaufsparadies hochzieht, dass in der Oberstadt nicht mehr viel geht. Das Parkhaus kommt da deutlich zu spät, und bei der Bequemlichkeit der heutigen Bevölkerung muss man dort auch noch ein paar Meter zu Fuß hinter sich bringen, anstatt das Auto quasi im Laden zu parken. Einen Dessousladen fände ich zwar witzig, allerdings will ich mir bei der allgemeinen Redseligkeit der Bevölkerung nicht ausmalen, dass spätestens nach zwei Tagen der gesamte Ort weiß, was ich meiner Freundin für Unterwäsche gekauft habe."