Zupackend, vorwärtsdrängend, aber doch mit einem gewissen Charme spielt das Collegium Musicum unter Peter Hirsch die klassischen Stücke. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Collegium Musicum hält seine Matinée ab / Mischung aus Weltliteratur und Neuem begeistert

Einmal mehr hatte das Collegium Musicum den richtigen Termin vorgesehen, um die Matinée unter Leitung von Dekanatskirchenmusiker Peter Hirsch im Hof der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche abhalten zu können.

Oberndorf. Das Programm war eine Mischung aus Neuem und Stücken der musikalischen Weltliteratur. Wie viel Vorbereitung und Probenaufwand nötig sind, um solch ein Konzert bieten zu können, scheint für die Zuhörer nur schwer nachvollziehbar. Doch dem Dirigenten ist es einmal mehr gelungen, aus seinen rund 20 Spielern ein Ensemble zu formen.

Sicher wurde von vielen der erste Programmpunkt mit Spannung erwartet, hieß er doch "Eröffnungsstück", Allegro. Andreas Muntschick, geboren 1928 in Rochlitz in Sachsen, hat es geschrieben. Muntschick war vor allem Kirchenmusiker und Komponist von Kirchenliedern. Er war viele Jahre an der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Marzahn als Kantor tätig.

Hatte man sich als Zuhörer innerlich auf schwer hörbare Musik des 20. Jahrhunderts eingestellt, folgte eine totale Überraschung. Ein fast hymnischer Anfang eröffnet das Stück. Ein gesangliches, harmonisches Thema ist der Kern. Für das 20. Jahrhundert eine erstaunliche musikalische Gestaltung, die von Dirigent und Orchester liebevoll wiedergegeben wurde.

Polonaise als Tanz für den Adel, nicht für das plumpe Volk

Wie für solch sommerliche musikalische Unterhaltungen geschaffen erscheinen die Divertimenti von Joseph Haydn (1732 bis 1809), von denen hier die Nummern 8 mit 12 auf dem Programm standen.

Die Polonaise, ein Tanz im Dreivierteltakt, wurde rhythmisch exakt gebracht. Dies war ein Tanz für den Adel, nicht für das plumpe Volk. So edel war auch die Darbietung. Das Presto war atmosphärisch im Klosterhof am rechten Platz.

Das vielleicht schönste kleine Stück, das Largo, hat wunderbare Stellen; die tiefen Streicher im Pizzicato, darüber, leicht in der Melodie, die Violinen und einige Bratschen.

Wiederum ganz Rokoko das folgende Menuett, voll Grazie wie auch der schöne Schlusssatz, der als ein kleines Meisterstück diese Divertimenti, kleine musikalische Genussstücke, abschloss.

Die Sinfonietta von Harald Genzmer (1909 bis 2007) setzte das Programm fort. Schon im ersten Satz waren – zumindest streckenweise – Harmonien und rhythmische Wendungen zu hören, die auf die Musik des 20. Jahrhunderts deuteten. Es war eine Abkehr vom absoluten Wohlklang wahrzunehmen. Im Allegro molto tat sich eine interessante Vielstimmigkeit auf.

Wohl am meisten ist das Largo der Musik einer neuen Epoche verpflichtet, nie aber wird mit traditioneller Tonkunst ganz gebrochen; vielleicht sollten Zuhörer mehr in die Moderne mitgenommen, als damit überrumpelt werden.

Zweiter Satz läuft Gefahr, ein Ohrwurm zu werden

Nach dem Vivace mit seinem unaufgelösten Schlussakkord hatten Orchester und Peter Hirsch bewiesen, dass es auch von Komponisten des 20. Jahrhunderts im Klassikbereich Hörenswertes gibt.

Wieder zurück in die "gute alte Zeit" führte die Sinfonia Nr. 9 B-Dur von Luigi Boccherini (1743 bis 1805). Fast schwebend leicht, mit Präzision und Gefühl, wurde das eröffnende Allego assai gespielt. Hier hatten Gertrud Heinzel und Rita Wörner an den Querflöten oft eine tragende Rolle.

Der zweite Satz, Andantino con moto, mit seiner Gefahr zu einem Ohrwurm zu werden, erinnerte an einen grazilen Tanz des Ancien Régime, ganz auf Schönheit bedacht.

Zupackend, vorwärtsdrängend, aber dabei nicht den Charme der Musik negierend, erklang das Presto assai als Schluss.

Einmal mehr hatte Dekanatskirchenmusiker Peter Hirsch zusammen mit dem Collegium Musicum allen Zuhörern eine genussreiche musikalische Stunde geschenkt, in der wieder Neues mit Bekannten vermischt geboten wurde.

Den Schlusspunkt aber setzte – schon traditionell – die Pizzicato-Polka von Johann und Josef Strauß – auch schon traditionell – "fesch" gespielt.