Heckler & Koch ist der größte Arbeitgeber in der Neckarstadt. Foto: Heckler & Koch

Heckler & Koch ist Gesprächsthema Nummer eins. Aussagen des Ministeriums treffen Oberndorfer. Geschäftsleitung beruhigt Mitarbeiter.

Oberndorf - Ob an der Supermarkt-Kasse, am Stammtisch oder zu Hause beim Mittagessen – in Oberndorf gibt es in diesen Tagen nur ein Gesprächsthema: Heckler & Koch. Die Aussagen des Verteidigungsministeriums zum G36-Sturmgewehr treffen die Oberndorfer. Sie sorgen sich um Arbeitsplätze. Die Firma ist der größte Arbeitgeber der Stadt.

Das Unternehmen ist oft Gegenstand von Diskussionen. Damit leben die Oberndorfer schon seit Jahrzehnten. Doch diesmal ist es anders. Denn die Kritik an der Einsatzfähigkeit des G36, das seit den 1990er-Jahren zur Standardausstattung der Bundeswehr gehört, scheint jene, die der Rüstungsindustrie ansonsten eher kritisch gegenüber stehen, und Heckler & Koch-Freunde zu einen. "Das hat doch ein Gschmäckle", ist zu hören. Manche glauben an eine Intrige, wieder andere sehen sich als Spielball von ganz anderen Interessen.

Die Geschäftsführer Martin Lemperle und Reinhold Müller nehmen diese Ängste sehr ernst. Sie haben am Montag kurzerhand eine Informationsveranstaltung für die Belegschaft anberaumt, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung berichten. "Das sind wir unseren Mitarbeitern schuldig." Natürlich machten sich die Menschen Gedanken. Sie ständen aber voll und ganz hinter dem Unternehmen.

Gut 670 Mitarbeiter hat die Firma derzeit und ist damit der größte Arbeitgeber in Oberndorf. Sorgen um seinen Job muss sich momentan niemand machen, betonen sie Geschäftsführer. "Stand heute haben wir eine gute Auslastung und auch eine gute Auftragslage für 2015", sagt Reinhold Müller. In vielen Bereichen fahre man wieder drei-schichtig.

Die Aussage des Verteidigungsministeriums beeinflusse die Produktion nicht, erklärt Martin Lemperle. Denn einen Beschaffungsstopp gibt es bereits seit Mitte vergangenen Jahres.

Zudem sei die Hauptversorgung des Bundeswehr mit dem G36 bereits 2007 abgeschlossen gewesen. Seither gehe es lediglich um Instandsetzungsarbeiten und Ersatzbeschaffungen im kleineren Umfang.

Nichtsdestotrotz erleide Heckler & Koch einen Imageschaden und fürchte um seinen guten Ruf. Lemperle stößt es sauer auf, dass die Firma seit einem halben Jahr nicht mehr in die Aufklärung der Vorwürfe eingebunden sei. Nach der Maßgabe von 1996 sei das G36 entwickelt worden, betont er. Wenn sich die Anforderungen ändern, könne sehr wohl eine sogenannte Kampfwertsteigerung erfolgen – also eine Optimierung der Waffe. Mit diesem Anliegen sei allerdings bisher niemand an Heckler & Koch herangetreten. Das ärgert ihn.

Trotz der momentanen Spannungen "sind wir weiter militärbehördenaffin", erklärt Reinhold Müller. Und Lemperle ergänzt: "Die Bundeswehr ist weiterhin ein A-Kunde bei uns."

Allerdings verstärke die Firma ihre Aktivitäten im Zivilbereich – das allerdings nicht erst seit gestern. Im Sportwaffenbereich erhoffe man sich neue Märkte – auch und vor allem in den USA. Für Jäger und Sportschützen wolle man produzieren. "Wir sind guter Dinge." Kurzarbeit stehe nicht an, sagt Reinhold Müller.

Auch die Kommunalpolitiker treiben die neuen Entwicklungen um. SPD-Ortsvereinvorsitzender Manfred Schwanzer wünscht sich mehr Fingerspitzengefühl seitens der Regierung. Er persönlich kann nicht verstehen, dass die einen (die Abnahmestelle der Bundeswehr) etwas offiziell abnehmen und andere versuchten, Stimmung dagegen zu machen. Schließlich beträfen solche Aussagen Arbeitsplätze und die Menschen dahinter.

Auch CDU-Fraktionssprecher Wolfgang Maier hält es unter dem Aspekt Arbeitsplätze "nicht für optimal, was da gerade läuft". Heckler & Koch erleide einen Verlust an Reputation. Er mag sich gar nicht vorstellen, was es für die Beschäftigten und auch für die Stadt und ihre Infrastruktur bedeute, wenn die Produktion womöglich ganz einbreche.

Dieter Rinker, Fraktionssprecher der Freien Wähler, zeigt sich überrascht über die Gangart des Verteidigungsministeriums. Er ist überzeugt davon, dass hier womöglich auch Verfehlungen in den eigenen Reihen aufgearbeitet werden und seines Erachtens nun die falschen Leute an den Pranger gestellt werden. Grundsätzlich, so Rinker, sollte auch die Bundesrepublik, also der Staat, als Auftraggeber berechenbar bleiben. Nebulöse Vorwürfe schadeten nicht nur dem Ruf der Firma, sondern der ganzen Stadt.

Und Bürgermeister Hermann Acker spricht von einem "schweren Schlag für den Arbeitsmarkt in Oberndorf", sollten sich noch weitere Konsequenzen ergeben.