Die Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch investiert in den USA. Foto: Seeger

Oberndorfer Waffenschmiede baut erstes eigenes Werk im Ausland und investiert 23 Millionen Euro.

Oberndorf/Columbus - Die Oberndorfer Waffenschmiede baut erstes eigenes Werk im Ausland und investiert 23 Millionen Euro in neue Produktionsstätte in Columbus.

Die Pläne das Werk zu bauen, stehen, laut einer Präsentation des Unternehmens seit Mitte 2016 fest. In der zweiten Hälfte dieses Jahres sollen bereits erste Produktionsmittel in das neue Werk verschifft werden. Bis zum ersten Halbjahr 2018 soll die rund 3700 Quadratmeter große Produktionsstätte in Columbus, Georgia fertiggestellt sein. Neben der Waffenfertigung soll dort auch eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung angesiedelt werden. Das ist Informationen zu entnehmen, die das Unternehmen Investoren im April vorgelegt hat.

Kauflizenzen nach der Neuausrichtung nicht mehr Firmenstrategie

Heckler & Koch hat in der Vergangenheit Waffenfabriken als sogenannte Kauflizenzen zum Beispiel in Saudi-Arabien und in Pakistan gebaut, zu diesen Werken hat H&K aber nach eigenen Angaben keinen Kontakt mehr. Dazu sagte Firmenchef Norbert Scheuch im Gespräch mit unserer Zeitung im letzten Jahr: "Es macht keinen Sinn, mit unseren rund 600 Mann gegen den Mainstream anzulaufen." Deshalb lautete der Tenor seiner strategischen Ausrichtung: "Wir verhalten uns überkorrekt. Wir ziehen uns aus politisch schwierigen Ländern wie Saudi Arabien zurück. Wir stärken den Bereich Forschung und Entwicklung.

Und: Wir sind nicht der Prügelknabe der Nation." Zu dieser Neuausrichtung passt nun auch die Konzentration von H&K auf den Markt in den USA. "Der amerikanische Markt ist der mit Abstand größte zivile Waffenmarkt auf der Welt", begründet der Firmenchef den Bau in Columbus gegenüber der Deutschen Presse Agentur. Fast 40 Prozent des Gesamtumsatzes von gut 200 Millionen Euro machte H&K 2016 mit Verkäufen auf dem zivilen US-Markt, also mit Pistolen sowie Sport- und Jagdgewehren – im Vergleich zu 2015 war das ein Plus von knapp 50 Prozent. Dieses hohe Wachstumsniveau erklärte Scheuch unter anderem mit einer Art Ausverkaufseffekt – viele Waffennutzer hätten vor der US-Wahl noch groß eingekauft, weil sie einen Wahlsieg von Hillary Clinton erwartet und dann strengere Waffengesetze befürchtet hätten.

Die Investition in das neue Werk werde dabei helfen, nicht von möglichen Import-Erschwernissen durch US-Präsident Donald Trump getroffen zu werden, sagte Scheuch. "Wegen der Devise ›America First‹ dürfte es immer schwerer werden, in die USA zu exportieren – die Amerikaner wollen nun mal eine lokale Produktion vor Ort", so Scheuch. Zudem entschärfe man damit mögliche negative Effekte durch Wechselkurse.

Militärwaffen sollen im neuen US-Werk nicht produziert werden

Der Manager betonte, dass in dem US-Werk keine Waffen für das Militär produziert würden. "Das sind Pistolen sowie Sport- und Jagdgewehre, die in den USA entwickelt und hergestellt werden und nur auf den zivilen US-Markt kommen", sagte der Manager. Sturmgewehre, Maschinengewehre und Granatwerfer wiederum würden wie bisher ausschließlich in der Firmenzentrale im Kreis Rottweil gefertigt. "Nur in Oberndorf stellen wir Waffen für Militärs und die Polizei her."