Der Vertrag steht. Der Oberndorfer Waffenproduzent Heckler & Koch wird die Bundeswehr in Zukunft mit neuen MG5 Maschinengewehren beliefern. Foto: dpa

HK-Geschäftsführer unterschreiben Vertrag für die Lieferung der MG5-Maschinengewehre an die Bundeswehr.

Oberndorf - Der neue Heckler & Koch-Großauftrag für die Bundeswehr ist in trockenen Tüchern: Die Geschäftsführer Martin Lemperle und Niels Ihloff haben am Mittwoch beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz die Verträge unterschrieben.

Das Oberndorfer Traditionsunternehmen stellt demnach die neuen Maschinengewehre MG5 her. Der Wert dieses Großauftrags liegt bei rund 140 Millionen Euro.

Das MG5 ist technisch gesehen ein mittleres Maschinengewehr und wird so das leichte MG4 ergänzen, das Heckler & Koch (HK) im Rahmen des Programms "Infanterist der Zukunft" entwickelt hat und bereits seit 2005 produziert. Das in Oberndorf unter der Bezeichnung HK 121 geführte Gewehr, dessen Prototyp HK vor drei Jahren vorgestellt hat, gibt es in vier Ausführungen: der Standardversion, der leichteren I-Fassung für die Infanterie, der EBW genannten Variante für den Einbau in Schützenpanzer wie dem Puma, sowie einer etwas schwereren, aber besonders leistungsfähigen Ausgabe für die Spezialkräfte.

Der Auftraggeber gibt im sogenannten Lastenheft die Ausstattungswünsche an. Hier wird beispielsweise auch festgehalten, dass das Gewehr einen Abwurf aus einem Hubschrauber überstehen muss, erläutert Martin Lemperle, der seit 1966 bei HK arbeitet. Die ersten MG5-Erprobungsgewehre werden Ende August geliefert, erzählt Niels Ihlhoff. Insgesamt teste die Bundeswehr 65 Stück auf Herz und Nieren. "Dabei kommen die Gewehre auch in vier Klimazonen zum Einsatz."

Serienproduktion könnte 2015 starten

Werden diese sogenannten "Nachweismuster" für tauglich befunden, könnte die Serienproduktion 2015 beginnen. Mit den Vorbereitungen hierfür wird man voraussichtlich schon im zweiten Quartal 2014 beginnen.

Selbstredend, dass für diesen Auftrag die selben hohen Sicherheitsmaßstäbe gelten, wie für jedes Gewehr, das bei HK hergestellt wird. Jede Kurz- und auch Langwaffe wird während der Produktion mehrfach intensiv geprüft und buchstäblich unter die Lupe genommen.

Beispiel: Produktion der geschmideten Gewehrläufe. Die Aufgabe der Rohrichter ist es, jedes Stück dreimal pro Fertigung zu untersuchen und gegebenenfalls zu korrigieren.

Beispiel: Endabnahme. Hierfür sind an jedem Arbeitstag Mitarbeiter des Beschussamtes Ulm und der GPS-BW vor Ort, um Überdruck-, Funktions- und Präzisions-Tests durchzuführen.

Obwohl HK (Umsatz 2012: 230 Millionen Euro) für den neuen Bundeswehr-Auftrag in Vorleistung gehen müsse, sei dieses Risiko überschaubar. "Wir liefern beste Qualität", sind sich die Geschäftsführer einig. Dies sei auch der Grund, warum viele Staaten, Sondereinsatzkommandos und Behören auf Qualität made in Oberndorf setzen: Verschiedene Bundesländer sowie Bundespolizei und Zollkräfte statten ihre Beamten mittlerweile mit der P 2000/P30 aus, ebenso wie Norwegen und die USA. Finnland, Lettland, Tschechien stehen auf der Kundenliste, und auch für England ist HK "Haus- und Hoflieferant". So wundert es nicht, dass im großen Sitzungssaal im obersten Stock bei HK Fotografien von Prinz Haakon von Norwegen und Prinz Harry hängen, die sie mit HK-Gewehren zeigen.

Nicht nur die Technik, die Sicherheit und die Herstellung sind bei HK ausgereift. Martin Lemperle lobt auch das 650 Mitarbeiter starke Team: "Hier ziehen alle mit."

Ausbildung liegt HK am Herzen

Um bedarfsgerecht auszubilden und sichere Arbeitsplätze bieten zu können, läuft die Personalplanung sieben Jahre im Voraus. Rund 40 Auszubildende gibt’s derzeit. Die jungen Menschen lernen Industriemechaniker, Metallfeinbearbeiter, Zerspanungsmechaniker und Industriekaufmann. Außerdem werden Studiengänge an der Dualen Hochschule angeboten: Bachelor of Arts, Bachelor of Engineering und Bachelor of Science . "Seit 1997 haben wir alle Auszubildenden übernommen", sagt Lemperle.

Das gute Betriebsklima, die bis ins Detail ausgeklügelte Organisation und die sozialen Arbeitsbedingungen des Industriebetriebs schweißen die HK-Belegschaft zusammen. Derzeit beschäftigen sich das Unternehmen und die Belegschaft allerdings auch mit dem Verdacht gegenüber zwei Mitarbeitern, die illegal Waffen nach Mexiko geliefert haben sollen und deshalb sofort freigestellt wurden (wir berichteten). Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht in Villingen beginne im Herbst, so die Geschäftsführer.

Da die Oberndorfer Mitarbeiter von jeher eine besondere Beziehung zum führenden Hersteller auf dem Gebiet der Handfeuerwaffen haben, gehen sie mit Kritik an ihrer Branche meist gelassen um. So sagt ein Facharbeiter: "Wir wollen einen guten Job machen. Punkt."