Die weißrussische Staatsphilharmonie Brest unter der Leitung von Viachaslau Prylepin wird mit großem Applaus für ihren Auftritt belohnt. Fotos: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Meisterkonzert: Weltklasse-Cellist Wen-Sinn Yang und die Staatsphilharmonie Brest glänzen in Klosterkirche

Zur Eröffnung der 19. Saison der Meisterkonzerte begrüßte der Erster Beigeordnete Lothar Kopf die Abonnenten bei einem kleinen Stehempfang in der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche.

Oberndorf. Georg Mais, der künstlerische Leiter dieser Konzertreihe meinte, es sei eine glückliche Konstellation hier spielen zu können. Denn die Klosterkirche biete dafür einen einzigartige Rahmen. Vor allem freue er sich auf den Solo-Cellisten dieses Abends – Wen-Sinn Yang, einen "echten Schweizer" mit taiwanesischen Wurzeln.

Dann stellte Georg Mais das Programm des Abends vor: Am Anfang die Ouvertüre "Die Hebriden" op.26 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847), einem Werk, das der 20-Jährige nach einer Reise auf die britischen Inseln und die Hebriden geschrieben hat.

Viachaslau Prylepin dirigiert

Nach diesem Stück deutscher Romantik hatte die weißrussische Staatsphilharmonie Brest unter der Leitung von Viachaslau Prylepin, Werke von Peter Tschaikowsky (1840 bis 1893) auf das Programm gesetzt. Tschaikowski sei zwar von Geburt Russe gewesen, so Georg Mais, habe aber "deutsch" komponiert.

Am Beginn der Hebriden-Ouvertüre scheint der Himmel schwer und düster über dem Meer zu hängen. Viachaslau Prylepin, der mit knapper aber deutlicher Zeichensprache dirigierte und seinem sehr jungen Orchester gelang es hervorragend, das rhythmische Wogen der See in Musik umzusetzen. Schier endlos wiederholte sich das Rollen der Wellen während der Überfahrt. Mit dem Erreichen des Hafens und dem Ende des Unwetters nahm die Musik andere Züge an; sie wurde fast tänzerisch, versöhnlich.

Die Staatsphilharmonie Brest machte aus der Hebriden-Ouvertüre ein tief empfundenes Naturerlebnis, das in einem friedvollen Piano-Schluss endet. Die "Rokoko-Variationen" op. 33 für Violoncello und Orchester von Peter Tschaikowsky waren, folgt man der Literatur, ein Werk, mit dem sich der Komponist in einer sehr schwierigen Lebenslage eine eigene, heile Welt erbaut hat. Er wollte Mozarts Musikwelt hier weiterführen.

Lyrik und Poesie

Bei den Rokoko-Variationen setzte schon nach wenigen Takten das Soloinstrument ein und stellt das Thema vor. Wen-Sinn Yang schien es einfach richtig Spaß zu machen, die immer komplizierter aufgebauten Variationen auszukosten. So weit der Einfluss des "galanten Zeitalters"; doch daneben gab es Passagen voll Lyrik und Poesie, die nur in der Romantik, besonders bei Tschaikowsky, entstanden sein können. Wen-Sinn Yang stellte mit Trillern, Glissandi und makellosem Flageolett-Spiel bis hinauf zum dreigestrichenen a, dem damals höchsten Ton der Musikliteratur, unter Beweis, dass er zu den derzeit weltbesten Cellisten gehört. Er zauberte eine Riesenkadenz mit traumhafter Sicherheit und Klanggestaltung in den Raum. Schwirrende Vierundsechzigstel im abschließenden Allegro vivo waren ein Feuerwerk von Tönen, mit denen das Werk endete. Jubelnder Applaus belohnte Wen-Sinn Yang. Das "Andante cantabile" op. 11 für Violoncello und Orchester ist auf absolute Schönheit und Harmonie ausgelegt; mit der ungemein gesanglichen Melodie war es wie Balsam für die Ohren, ein Ergebnis der Abstimmung zwischen Solist und Orchester.

Nach der Pause stand "nur" noch ein Titel auf dem Programm: Suite aus dem Ballett „Der Nussknacker“ op. 71a. Aus seinem gleichnamigen Ballett hat Peter Tschaikowsky die markantesten Stücke zu einer Suite zusammengestellt, die hier aufgeführt wurde. Die kleine Ouvertüre war Auftakt zu einem märchenhaften musikalischen Treiben. Viachaslau Prylepin war immer Herr seines Orchesters, das dieses Stück besonders zu lieben scheint.

Im "Marsch" gab ein volles tiefes Blech den Hintergrund, die Querflöte den nötigen "Pfiff". Schön gebracht wurde der kapriziöse Tanz der Zuckerfee. Der russische Trepak kann die Autorschaft eines russischen Komponisten nicht verleugnen; mit Verve und Schwung gespielt. Sehr schön herausgearbeitet waren die unterschiedlichen Charaktere des arabischen und chinesischen Tanzes und des Tanzes der Rohrflöten.

Großer Applaus

Weltbekannt – ein "Schlager" der Klassik – ist der Blumenwalzer, der nach der schönen Introduktion federleicht erklang. Absoluter Klanghöhepunkt war der weit auskomponierte Schlussteil, der als Hommage an den (Ballett-) Tanz interpretiert wurde.

Großer Applaus belohnte Viachaslau Prylepin und die Staatsphilharmonie Brest. Wenn auch keine Zugabe gewährt wurde, so hat dieser Abend doch große Musik der Romantik geboten.