Am Ende der Feier legen die Besucher am Mahnmal Blumen und Kerzen nieder. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenkfeier: Veranstaltung der "Initiative 27. Januar" am "Buch der Erinnerung"

Von Hans-Dieter Wagner

Oberndorf-Altoberndorf. Andreas Kussmann-Hochhalter konnte am Mittwoch zahlreiche Menschen am "Buch der Erinnerung" in Altoberndorf begrüßen, die der Einladung der "Initiative 27. Januar" gefolgt waren, um dort der Opfer des Nationalsozialismuses zu gedenken. Ganz besonders begrüßte er die vielen jungen Konfirmanden aus Oberndorf, die zusammen mit Pfarrer Gerhard Romppel an der Veranstaltung teilnahmen.

Der Stadtarchivar erinnerte in seiner Rede daran, dass sich in diesem Jahr zum 75mal der Überfall der deutschen Armee auf die Sowjetunion jähre, der den Beginn des grausamsten Abschnitts des zweiten Weltkrieges markiert habe. Damals seien fast drei Millionen Männer, Frauen und auch Kinder nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert worden, führte Kussmann-Hochhalter aus. Auch in Oberndorf hätten einige Tausend russische Frauen und Männer dieses Schicksal erlitten. Unter unmenschlichen Bedingungen seien sie vor allem im Lager "Linde", das in unmittelbarer Nähe des "Buches der Erinnerung" gelegen habe, untergebracht gewesen. An ihr Leben und Sterben wolle die "Initiative 27. Januar" erinnern.

Der Altoberndorfer Diakon Ulrich Pfaff, dessen Elternhaus in der Nähe des heutigen Denkmals und des damaligen "Russenlagers", wie man es nannte, stand, konnte sich noch gut erinnern, wie er als Kind mit Unbehagen aus dem Fenster des Dachbodens beobachtet hatte, wie ganze Kolonnen von russischen Mädchen zu den Mauser-Werken marschierten, um dort zwangsweise zu arbeiten. Pfaff erzählte die Geschichte einer 24-jährigen Studentin aus Moskau, die nach der Entbindung einer Tochter, bei der sie medizinisch unzureichend versorgt worden sei, verstarb.

Das Kind wurde von russischen Pflegerinnen im Krankenhaus Rottweil versorgt und wanderte später mit einer der Schwestern nach Kanada aus, wo es von einer Familie adoptiert wurde. Alt-Bürgermeister Klaus Laufer hatte diese Geschichte in seiner Eigenschaft als Standesbeamter der Stadt recherchiert, als die Frau als Touristin Oberndorf besuchte.

Am Ende der Feier legten die Besucher am Mahnmal Blumen und Kerzen nieder, um der Opfer zu gedenken. Auch den Konfirmanden war ihre Ergriffenheit anzumerken.