Uwe und Heidi Metzger freuen sich, ihren Sohn Patrick (Mitte) wieder in die Arme schließen zu können Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Patrick Metzger ist den Pacific Crest Trail gelaufen

Am 16. September um Punkt 17.39 Uhr war es geschafft: Patrick Metzger war am Ziel seines 4279 Kilometer langen Marsches auf dem Pacific Crest Trail angekommen und hatte das Northern Terminus Boundary Monument 78 auf der Grenze zwischen den USA und Kanada vor Augen.

Oberndorf. "Es war wie ein großer Druckabfall", erzählt Patrick Metzger, der am letzten Tag noch 62 Kilometer hinter sich gebracht hatte. Auf dem langen Weg vom kleinen mexikanischen Ort Campo durch 26 National Forests, sieben Nationalparks, fünf State Parks und vorbei an vier National Monuments führte ihn der Marsch durch Kalifornien, Oregon und Washington bis nach Kanada, wo er in Manning Park endete.

Fünf Paar Wanderschuhe hat er in den 146 Tagen verschlissen, weit mehr als tausend Liter Wasser getrunken, unzählige Energieriegel zu sich genommen und auch viele Gleichgesinnte kennengelernt.

Allerdings, so betont der junge Oberndorfer, hat er den beschwerlichen Weg nicht auf sich genommen, um sich selbst zu finden. So wie viele andere es tun. Bei ihm war es ganz einfach die Abenteuerlust und das Verlangen, etwas ganz Besonderes zu machen.

Und es war in der Tat etwas Besonderes, was der 28-Jährige geleistet hat. Die Eindrücke und Erlebnisse, die er gesammelt hat, werden ihm immer in Erinnerung bleiben. Er hat gefroren und geschwitzt und erlebt, was Angst ist. Patrick Metzger hat aber auch viele Momente erlebt, die er nie mehr missen möchte.

Nach seiner Rückkehr erzählt er, wie sich eines Nachts ein Tier an seinem Zelt zu schaffen gemacht hatte, er nicht wusste, ob es ein Reh, ein Bär oder gar ein Berglöwe gewesen sei. Er erinnert sich an ein Unwetter, dem er gerade noch entkommen konnte. Bei Starkregen und Blitzen musste er ein Schneefeld überqueren, sank immer wieder bis zur Hüfte ein und schaffte es dann doch, die Schutzhütte zu erreichen.

Und er werde nie das Gefühl vergessen, als er auf der Spitze des 4421 Meter hohen Mount Whitney, dem höchsten Berg der USA außerhalb Alaskas, stand.

Einmal, so räumt er ein, habe er seine Tour allerdings fast abgebrochen. Bei 52 Grad in den Sierras wurde das Wasser knapp, und Patrick Metzger hätte am liebsten aufgegeben. Er habe sich jedoch an den Spruch "Never quit on a bad day" (Gib niemals an einem schlechten Tag auf) erinnert, habe eine Nacht darüber geschlafen und sei am nächsten Tag weitergewandert.

Ein besonderes Erlebnis war für den Oberndorfer die erste Begegnung mit einem Bär, der es allerdings vorzog, das Feld zu räumen, als die Langstreckenwanderer kamen. Wie er später erfuhr, handelte sich dabei um einen Braunbären, der sich darauf spezialisiert hatte, den Wanderern den Proviant zu klauen. Nicht nur die äußeren Einflüsse machten ihm zu schaffen. Oft waren es Blasen an den Füßen oder gar eine Schienbeinentzündung, die ihn plagten. Dennoch: Es war für ihn eine unvergessliche Zeit auf dem Pacific Crest Trail, auf dem er sogar eine Amerikanerin traf, die mit ihren Eltern einen Sommer in Oberndorf verbracht hatte. "So klein ist die Welt."

Als Patrick Metzger in Stuttgart landete und von Vater Uwe und zwei Freunden abgeholt wurde, war er erleichtert und froh, wieder zuhause zu sein. Dort warteten die Familie und viele Freunde, um den Weltenbummler in Empfang zu nehmen. Ganz besonders froh war Mama Heidi, als sie ihren Sohn wieder in den Arm nehmen konnte – obwohl sie ihn eigentlich lieber erst mal in die Badewanne gesteckt hätte.

Patrick Metzger plant seine Erlebnisse in einem Vortrag zusammenzufassen, der in absehbarer Zeit vielen Menschen die Möglichkeit geben wird, den Pacific Crest Trail mitzuerleben.