Bei "Call by Call"-Telefonaten ins Ausland droht bei jedem Wählvorgang der Schritt in die Kostenfalle

Von Ralf Deckert Oberndorf. "Call by Call"-Telefonate ins Ausland können zur Kostenfalle werden: Man muss beim Tippen einer Billigvorwahl nur eine Ziffer vergessen.So zum Beispiel bei einem Gespräch in die USA, das für rund 0,5 Cent pro Minute möglich wäre. Hat man nur eine Ziffer vergessen, drohen Gesprächskosten von bis zu 1,80 Euro pro Minute. Ohne Vorwarnung und ohne Tarifansage. Erst mit der monatlichen Telefonrechnung wird das Finanzdebakel offensichtlich.

"Doch dann ist es meist zu spät", so Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (VZ): "Wenn die Rechnung abgebucht ist, ist das Geld in der Regel futsch." Man könne zwar einen Geldeinzug bei der Telekom stoppen oder die Lastschrift zurücknehmen, doch dann drohen langwierige Mahnverfahren mit dem "Call by Call"-Anbieter.

Einer dieser Anbieter ist die Ventelo GmbH in Köln. Sie arbeitet unter anderem mit der "Call by Call"-Vorwahl 01011. Wer diese Nummer wählt, zahlt knapp 1,80 Euro für 60 Sekunden Gespräch mit Amerika. Der Preis sei "heftig", sagt Gollner. Kein Wunder, liegt er doch um annähernd 400 Prozent über dem, was die Vorwahl 010011 kosten würde. Diese Nummer wird von einem anderen Anbieter, der 010011-GmbH in Düsseldorf, geschaltet. Wer im Internet nach billigen Telefonverbindungen nach Amerika sucht, bekommt sie ganz oben auf der Angebotsliste genannt. "Uns ist schon aufgefallen, dass plötzlich diese andere, sehr teure Nummer, die man mit unserem Angebot verwechseln kann, wieder auf dem Markt auftaucht", sagt eine Sprecherin der 010011-GmbH. "Wir beobachten das, sehen aber derzeit keine Handhabe dagegen."

Man darf also beim Telefonieren keine Tippfehler machen: "Wir haben schon mehrere Beschwerden dieser Art hier gehabt", bestätigt eine Mitarbeiterin im Ventelo- Callcenter. Immer wieder komme es vor, dass Verbraucher unfreiwillig Ventelo- Kunden und "Teuer-Telefonierer" werden, weil sie beim Tippen eine Null aus der Vorwahl der 010011-GmbH vergessen. "Diese teure Vorwahl bewerben wir nicht, wir haben sie erst ganz neu im Programm, sie ist in keinem Verzeichnis zu finden." Man könne eine Beschwerde per Mail an Ventelo schreiben, schlägt die Dame vom Callcenter vor. "Aber Sie werden damit auf Granit beißen."

Und so ist es dann auch: Mit der Rechnung sei alles in Ordnung, teilt Ventelo per Mail mit. Ein weiterer Anruf im Callcenter landet bei einem anderen Mitarbeiter und endet mit der Auskunft, dass es ja nicht das Problem der Firma sei, wenn man sich unbewusst für diese teure Vorwahl entscheide. Das sei doch kein Grund, etwas Schlechtes über das Unternehmen zu sagen oder gar zu schreiben.

Doch die Ventelo hat schon manchen Kunden genervt. "Das ist so, als kaufe man im Supermarkt einen Apfel ohne Preisschild, der am Ende 200 Euro kostet und den man an der Kasse nicht mehr zurückgeben kann", schimpft ein unfreiwilliger Ventelo- Kunde in einem Internetforum. Dort fällt im Zusammenhang mit der Firma auch das Wort Verbrecher.

Mehr Transparenz würde sicher helfen: Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (VZ) fordert verbindliche Tarifansagen für "Call by Call"-Telefonate, wie sie auch bei 0900-Nummern vorgeschrieben sind. Ob Ventelo die überteuerte Nummer absichtlich einsetzt, um auf Vertipper zu setzen, denen man dann das Geld aus der Tasche zieht, kann man bei der VZ jedoch nicht sagen. "Wir empfehlen, solchen überhöhten Beträgen zu widersprechen und über einen vernünftigen Preis im Nachhinein zu verhandeln", sagt VZ-Telekommunikationsexperte Christian Gollner.

Doch zum Verhandeln braucht man einen Ansprechpartner. Bei Ventelo läuft aber nur ein Band, das versichert, wie wichtig dem Unternehmen der Anrufer sei. Doch niemand nimmt ab, und man kann keine Nachricht hinterlassen. "Am besten regelt man so etwas per Brief", rät Gollner.

Weitere Informationen: www.vz-bw.de/telefonrechnung