Dieses Foto von Robert Gleichauf stammt aus dem Jahr 1977. Foto: Jäger Foto: Schwarzwälder-Bote

Todestag: Vor 25 Jahren starb Robert Gleichauf

Robert Gleichauf war ein Sohn der Stadt, Kommunal- und Landespolitiker, langjähriger Finanzminister in Baden-Württemberg und Ehrenbürger der Stadt Oberndorf. Heute jährt sich sein 25. Todestag.

Oberndorf. Bei der Trauerfeier fasste die Ehemalige Augustinerklosterkirche kaum die Gäste aus Stadt, Kreis, Land und Bund, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Als eine "politische Begabung, wie sie in Jahrzehnten nur einmal auftritt", würdigte der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel den Verstorbenen in seiner Traueransprache.

"Finanzminister Robert Gleichauf war ein Christdemokrat wie aus dem Bilderbuch!" Fast euphorisch charakterisiert Manfred Rommel, der ehemalige Stuttgarter Oberbürgermeister, seinen Parteifreund. Und tatsächlich verkörpert der gebürtige Oberndorfer idealtypisch das ethische Selbstverständnis der CDU in den ersten Nachkriegsjahrzehnten: Tief verwurzelt in christlicher Tradition und Moral – entschieden demokratisch nach den Erfahrungen der gerade überstandenen Katastrophe des Dritten Reichs – sozial ehrlich engagiert, aus politischer Verantwortung und mit persönlicher Betroffenheit.

Lehre als Mechaniker

Seine ethisch-politische Grundeinstellung hat viel mit der Herkunft Robert Gleichaufs zu tun. Am 4. April 1914 kam er in Oberndorf zur Welt und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf – in einer Stadt, die von der alles bestimmenden Waffenfabrik geprägt war. Mit 14 Jahren begann er einen typischen Oberndorfer Berufsweg, als er bei den Mauser-Werken eine Mechanikerlehre aufnahm.

Eine wesentliche Prägung für sein Leben erhielt er noch vor der Nazi-Zeit durch sein Engagement in der Katholischen Jugendbewegung. Nach Wiederaufnahme der Rüstungsproduktion in der Waffenfabrik ab 1935 stieg der junge Mann bald zum Werkmeister auf und konnte, weil "unabkömmlich", über die gesamte Kriegszeit dort bleiben.

Gleichaufs große Stunde kam in der Nachkriegszeit, während der drohenden Totaldemontage der Mauser-Werke auf Befehl der französischen Besatzungsmacht. Nicht die Waffenproduktion wollte Gleichauf retten. Ihm ging es darum, die Werksanlagen zu bewahren – als Lebensgrundlage für Oberndorfs Wirtschaft und Bevölkerung. Als Vorsitzender des Mauser-Betriebsrates war er ständig unterwegs in Verhandlungen mit der württembergischen Zivilverwaltung und den französischen Militärbehörden.

CDU wird zur Heimat

Im Oktober 1949 wurde er von der Militärregierung entlassen. Gescheitert war sein Kampf jedoch nicht, denn trotz umfangreicher Sprengungen blieben viele Gebäude erhalten und wurden so zur Basis für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Oberndorfs.

In die Anlagen, soweit brauchbar, zogen neue Betriebe ein. Robert Gleichauf kam nun beim Arbeitsamt in Oberndorf unter. Dort wurde er Mitglied der neu gegründeten Deutschen Angestellten-Gewerkschaft. Mehr als die Gewerkschaft wurde aber die CDU zum Feld seiner politischen Betätigung.

In Oberndorf war er bereits bei der Gründung 1947 dabei und wurde bald auch Vorsitzender des Ortsverbands. Im selben Jahr übernahm er ein Mandat im Gemeinderat und im folgenden Jahr auch in der Kreisversammlung in Rottweil. Ebenfalls im Jahr 1948 wählte man ihn in Oberndorf zum stellvertretenden Bürgermeister. Seine Mandate in Gemeinderat und Kreistag behielt er über zwei Jahrzehnte hinweg bis 1968.

Gleichaufs Engagement ging schon früh über den kommunalen Rahmen hinaus. Bereits 1948 rückte er in den Landtag ein und wurde Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung. Über sieben Legislaturperioden hin gehörte Gleichauf dem Landtag an. Als Direktkandidat der CDU im Landkreis Rottweil gewann er durchweg mehr als 60 Prozent der Stimmen. Für seine Fraktion übernahm er 1956 das Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers, und im Landesverband der CDU war er ab 1970 stellvertretender Parteivorsitzender.

Ein einschneidendes Datum war der 12. Juni 1968. Ministerpräsident Hans Filbinger berief Robert Gleichauf in das Finanzministerium. Dieses Ressort behielt der Oberndorfer über drei Legislaturperioden. Mit seiner zwölfjährigen Amtszeit gilt Gleichauf bis heute als dienstältester Ressortchef in diesem schwierigen Ministerium.

Leicht hat er es sich und anderen nie gemacht. Er stand mehr für Schulden abbauen und Schulden vermeiden als dafür, durch leichtfertiges Begünstigen dieser oder jener Klientel Schulden zu machen.

Erhalt des Klosterbaus

Es widersprach keineswegs seiner sehr gewissenhaften Amtsführung, wenn sich der Finanzminister Gleichauf vehement für das Wohl seiner Heimat, Stadt und Kreis, verwendete. In Oberndorf unvergessen bleibt sein kämpferischer Einsatz – gemeinsam mit wenigen Mitstreitern – für den Erhalt und die Sanierung des ehemaligen Augustinerklosters und dessen Ausbau zum Verwaltungs- und Kulturzentrum.

In den 1960er-Jahren hatte er sich durchaus nicht gescheut, in dieser Frage in einen Dissens zu Bürgermeister Otto Kenntner zu treten. Dieser wäre durchaus bereit gewesen, die historische Bausubstanz einer radikal modernen Verkehrswegeplanung zu opfern. Auch dass das Krankenhaus in den 1970er-Jahren erhalten und ausgebaut und dass das Progymnasium zum Voll-Gymnasium erweitert werden konnte, hat die Stadt Robert Gleichauf zu verdanken. Für den Landkreis Rottweil erreichte er, dass dieser bei der Kreisreform 1973 nicht zerschlagen wurde und an die geplante neue Autobahn, die Stuttgart mit dem Bodensee verbinden sollte, angeschlossen wurde.

Den höchsten Dank, den die Stadt Oberndorf ihrem Sohn aussprechen konnte, war die Ehrenbürgerschaft, die ihm Bürgermeister und Gemeinderat Ende 1977 verliehen haben. Zum zehnjährigen Amtsjubiläum als Finanzminister dekorierte ihn die Bundesrepublik Deutschland mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband.

Viele Auszeichnungen

Amt und Ehre zugleich war es, dass Gleichauf im Mai 1978 die Stellvertretung des Ministerpräsidenten im Land Baden-Württemberg übertragen wurde. Ziemlich genau zwei Jahre darauf, Anfang Juni 1980, schied Gleichauf aus allen politischen Ämtern aus. Der 66-Jährige erklärte dies mit gesundheitlichen und familiären Gründen. Gleichwohl blieb er rührig in zahlreichen Ehrenämtern, vor allem in denen mit karitativen Zielen. Und beim Frühschoppen im "Schützen" nach dem sonntäglichen Kirchgang hatte er weiterhin ein stets offenes Ohr für seine Oberndorfer.

Noch zwölf Jahre lang genoss Gleichauf den Ruhestand im Kreis seiner Familie – mit seiner Frau Hildegard, mit der er seit 1943 verheiratet war, und mit der er gemeinsam elf Kinder großgezogen hat. Am 25. Oktober 1992 starb er im 79. Lebensjahr in seiner Heimatstadt.