Hans Kottas dankt Alfred Danner (rechts) für die Darstellung eines Aspekts Oberndorfer Wirtschaft, der (fast) gänzlich in Vergessenheit geraten ist und dessen Aufarbeitung stadtgeschichtlich sehr interessant wäre. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Alfred Danner spricht beim Stammtisch der Aktion Bürger für Bürger über Papierherstellung

Von Alwin Weber

Oberndorf. Zum ersten Stammtisch der Aktion Bürger für Bürger begrüßte Hans Kottas eine große Schar Interessierter im Gasthaus Schützen.

Lokalhistoriker Alfred Danner berichtete an diesem Abend über ein Kapitel Oberndorfer Wirtschaftsgeschichte, das weitgehend unbekannt ist: über die Papierherstellung am Dieselbach.

Schon Pfarrer Friedrich Köhler erwähnt in seiner Oberamtsbeschreibung von 1836 im 18. Jahrhundert zwei Papiermühlen am Dieselbach. Zwei Papiermacher können aus den Unterlagen des Stadtarchivs, so Alfred Danner, nachgewiesen werden: einer aus Ravensburg und Sebastian Kaufmann, ein Bürger der Gemeinde Horn im Kanton Luzern, der 1679 nach Oberndorf zugezogen ist.

Schon 1684 wird Kaufmann ins Gericht gewählt, 1685 wird er Stadtrat. Dieser Papiermacher, so geht aus den Archivalien hervor, hatte auch Gesellen beschäftigt; drei von ihnen sind namentlich bekannt. Wenn Sebastian Kaufmann auch wirtschaftlich erfolgreich war, Sohn Kaspar machte ihm sicher weniger Freude; er wird wegen Raufhändel vom Gericht zu einer Geldbuße verurteilt.

Ein schweres Unglück trifft den Papiermacher: Am 16. Juni 1688 schwillt der Dieselbach wegen eines sintflutartigen Gewitterregens so stark an, dass die Papiermühle verschüttet wird.

Doch es erfolgt der Wiederaufbau und das Gebäude besteht in nahezu unveränderter äußerer Form bis heute. Nach 1700 erwächst Kaufmann eine starke Konkurrenz, zum Beispiel aus Schramberg. 1720, so Alfred Danner, gerät die Papiermühle in Gant. Der einst hoch angesehene Sebastian Kaufmann, ein "elender, alter Mann" bittet die Stadt um Wohnung im kleinen Torhäusle. 1722, so geht aus Akten hervor, bekommt er Geld aus der "Siechenpflege".

1720, im Jahr des Konkurses von Sebastian Kaufmann kauft Franz Aichem aus Ravensburg die Papiermühle und wird bald Bürger der Stadt.

Doch auch ihm ist kein dauerhaftes wirtschaftliches Glück beschieden. 1786 wird die Genehmigung, Lumpen zu sammeln, die Grundlage der Papierherstellung in der damaligen Zeit, nach Schramberg vergeben.

Das bedeutet das Stilllegen der Oberndorfer Papiermühle, wenn auch die Stadtverwaltung bis dahin ihren Schriftverkehr auf heimischem Papier abwickelte.