Foto: Schwarzwälder-Bote

Nun hat Hochmössingen also eine Genossenschaft. Zum Bauen, Vermieten und überhaupt

Nun hat Hochmössingen also eine Genossenschaft. Zum Bauen, Vermieten und überhaupt für alles Lebendige. Wer mindestens 250 Euro investiert, kann bei der "BVLH" Genosse werden. Zur Gründungsversammlung am Freitagabend im Hochmössinger Sportheim sind rund 50 Männer und Frauen gekommen, etwa die Hälfte haben unterschrieben. Erklärtes und wichtigstes Ziel der "Bau- und Vermietungsgenossenschaft Lebendiges Hochmössingen" ist der Kauf des Gewerbeobjekts am "Wald 3". Dafür braucht’s 250 000 Euro. Eventuelle Sanierungs- oder Umbaukosten kommen obendrauf.

Das Sportheim ist unsicht- und doch greifbar in drei Lager aufgeteilt: Rechts die Organisatoren, die bereits Überzeugten. Links die Befürworter; die, die noch Fragen haben. Weiter hinten in der Gaststätte sitzen die Interessierten. Von ihnen gab’s meist keine Unterschrift für den Beitritt zur Genossenschaft. Und für sie dürfte die Zusammenkunft einen komischen Nachgeschmack haben, der bestimmt nicht vom Tzatziki des griechischen Grilltellers stammt.

"Wer seinen Wohnort als Heimat erhalten will, muss sich darum kümmern", heißt es in einer Pressemitteilung der jungen Genossenschaft. Es gehe auch um die Rettung der Dorfgemeinschaft, heißt es an dem Abend aus dem Lager der Organisatoren. Retten, löschen, bergen – hört sich ein bisschen nach moralischer Feuerwehr an. Braucht’s die in Hochmössingen? Auf jeden Fall legt diese einen reibungslosen Einsatz hin. Alle Ämter sind rasch besetzt. Im Aufsichtsrat Christian Bauer, Hans-Peter Franklin und Kathrin Kablitz. Der Vorstand besteht aus Markus Baier, Andelko Sekutor, Giovanni Micheli und Axel Giebe. Die Halle, die ein Investor zur Unterbringung von Flüchtlingen erwerben möchte, will man als "Dorfgemeinschaftshaus" nutzen. Laut Ortsvorsteher Thomas Hartmann haben die Genossen die Zusage des Eigentümers, die Halle an die "BVLH" zu verkaufen. Bürger könnten beispielsweise die Räume dann gegen einen "geringen Obolus für Familienfeiern mieten". Die Halle lasse sich auch gut teilen und für Start-Ups nutzen. Es gebe Lagerflächen für die Vereine. Und jetzt kommt’s: "Die Integrationsbemühungen für Migranten könnten in bester Weise unterstützt werden, gerade für Sprachkurse oder allgemeinen Unterricht würde sich das Gebäude eignen". Grundgütiger. Bei diesen Argumenten dürfte es nicht nur den Hochmössingern die Sprache verschlagen. Die Situation, die jetzt entsteht, ist, sagen wir mal, originell. Ob diese Hochmössingen aber in der Sache weiterbringt?

Und um auch die Naturburschen im Ortsteil zu erreichen, will sich die Genossenschaft dem Thema Wasser annehmen. Man möchte das Projekt des Hochmössingers Reinhold Bantle fortführen und einen Trinkwasserwald pflegen.

Wenn dies im Vorfeld bekannt gewesen wäre, hätte sich dann vielleicht der eine oder andere der gewählten Orts- oder Stadträte im Sportheim blicken lassen? Die Auseinandersetzung mit Laubmischwäldern und komplexen Ökosystem-Abläufen ist schließlich immer noch einfacher, als sich mit besorgten Bürgern über das Thema Flüchtlinge und Integration zu unterhalten. Und diese Tatsache liegt schwer im Magen. Mindestens genauso nachhaltig wie der Knoblauch-Geschmack im Tzaziki.