Lisa Staiger macht auch stimmlich eine gute Figur. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jahreskonzert: Sieglinde Strobel dirigiert / Ausgefeilte Dynamik fordert Musiker aufs Äußerste

Eine großartige Premiere feierte Dirigentin Sieglinde Strobel bei ihrem ersten Jahreskonzert mit dem Musikverein Harmonie Boll.

Oberndorf-Boll. Gleich drei Zugaben erklatschte sich das begeisterte Publikum nach einem äußerst vielschichtigen Programm und durfte sich mit jedem Stück auf interessante Facetten der hoch motivierten Kapelle freuen, die mit 40 Aktiven die Bühne füllte.

Eine weitere "kleine Premiere" mit viel Applaus gab es gleich im ersten Konzertteil. Martin Hirschmann, Ehrendirigent des Vereins und Leiter der Jugendkapelle, hat durch Julia Staiger Verstärkung bekommen. Unter seiner bewährten Leitung standen die Jugendlichen bei "Highlights from Mary Poppins" mit bekannten Musical-Melodien. Mit "Shut up and dance" folgte ein Ohrwurm der Rockmusik. Danach übernahm Nachwuchsdirigentin Staiger erstmals in diesem Rahmen den Taktstock und führte sicher durch ein Medley mit den schönsten Hits aus der Jugendserie "Hannah Montana".

Lightning McQueen

Bei "Music from Cars" nahm die Jugendkapelle mit dem Rennwagen "Lightning McQueen" noch einmal richtig Fahrt auf und gewährte, mit Julia Staiger jetzt wieder an der Klarinette, die geforderte Zugabe mit der Polka "Abendrot". Mit einem kleinen Geschenk wurden die Ansager Dan-Lukas Kröger, Mara und Leonard Senn belohnt. Nicole Fischer übernahm die Moderation für die Hauptkapelle.

Gleich zur Eröffnung mit dem Konzertmarsch "Arsenal" von Jan van der Roost dokumentierte Sieglinde Strobel ihren hohen Anspruch an die Musiker und machte mit ausgefeilter Dynamik Appetit auf mehr. Mit "Silva Nigra – Szenen aus dem Schwarzwald" folgte ein modernes Konzertwerk der Oberstufe. Klarinetten und Querflöten repräsentierten in diesem Bilderbogen den Morgennebel, das Saxofon den Kuckuck, das Horn und mystischer Gesang das Schwarzwaldmotiv. Murmelnde Bäche, majestätische Ausblicke und klappernde Pferdehufe gaben jedem Register die Chance zu brillieren, bis alle wieder in perfektem Gleichklang zusammenfanden.

Mit Filmmelodien aus "Dragonheart" und ausgewählten Leinwandbildern wurden die aufmerksamen Zuhörer auf eine phantastische Reise mitgenommen. Bei den vertrauten Klängen des 1887 uraufgeführten "Reitermarsches" von Johann Strauß Sohn durften sie entspannen, ganz im Gegensatz zur Kapelle, die auch hier aufs Äußerste gefordert war.

Voller Bigband-Sound

Wie für Lisa Staiger gemacht schien Caro Emeralds Top-Hit "A Night like this". Die Kapelle rollte der 16-Jährigen den musikalischen Teppich aus, über den das Gesangstalent direkt in die Herzen des Publikums spazierte. Der Beifall nahm auch bei dieser für den Musikverein neuen Form der Darbietung fast kein Ende, bei der Zugabe wurde begeistert mitgeklatscht.

Schon zuvor hatte das Instrumentalstück "Concerto d’Amore" alle Barock-, Pop- und Jazzliebhaber voll auf ihre Kosten kommen lassen. Gutgelaunter Bigband-Sound wie am Broadway machte "Mack the Knife", eine Vertonung zu Bertold Brechts "Dreigroschenoper", zum Hörgenuss. Dass dessen Haifisch zwar Zähne hat, Sieglinde Strobel aber dafür richtig Biss, war jedem einzelnen Stück anzumerken. Sie motivierte ihre Musiker zur Höchstform. Auch "A Klezmer Karnival", das letzte Stück mit vielen Tempiwechseln und rasanten Tanzpassagen, war eine großartige Gesamtleistung.

Als die Musiker um den langjährigen Vorsitzenden Jürgen Bilger und eine freudestrahlende Sieglinde Strobel ihre Zuhörer mit dem lateinamerikanischen Feuer von "El Cumbachero", einem beschwingten "Jingle Bells" und der dritten Zugabe "Berliner Luft" in den gemütlichen Teil des Abends entließen, bestand kein Zweifel mehr daran, dass sich die intensive Probenarbeit mehr als gelohnt hatte.