Diözesanpräses Walter Humm erklärt die Bedeutung des Schutzmantels (auf dem Bild mit dem Schriftführer der Kolpingfamilie Oberndorf Giuseppe Scherer), bevor er den Segen über die Schutzmantelmadonnas spricht. Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kolpingfamilie: Katholische Kirchengemeinde feiert Gedenktag / Diözesanpräses Walter Humm spricht

"Nehmt einander an, so wie ich euch angenommen habe" – dieses Wort aus den Paulinischen Briefen an die Römer zog sich wie ein roter Faden durch den Gottesdienst zu welchem die Oberndorfer Kolpingsfamilie anlässlich des Kolpinggedenktags geladen hatte.

Oberndorf. Diözesanpräses Walter Humm, der die Feier in der katholischen Stadtkirche Sankt Michael zelebrierte, nahm inhaltlich den Christkönigssonntag auf mit der herausfordernden Frage. "Wollen wir diesem König nachfolgen, seine Herrschaft anerkennen, uns an seinem Handeln ausrichten?"

Mit Adolph Kolping stand dann an diesem letzten Sonntag im Kirchenjahr ein Mann im Mittelpunkt, der in seinem menschlichen Leben und Wirken die Botschaft Jesu weitergetragen und sie zum Maßstab der Zwischenmenschlichkeit gemacht hat. Vor diesem Hintergrund galt es, die Ziele des eigenen Lebens zu reflektieren, nachzuspüren, ob der Grundsatz "Dem Leben dienen und nicht sich selbst" im ganz persönlichen Alltag Verwirklichung findet.

Als unabdingbare Grundlage, das eigene Leben zuversichtlich anzupacken, damit es sich in einem gelingenden Miteinander auswirken kann, bezeichnete der Diözesanpräses den Frieden, den Jesus zugesprochen hat mitten hinein in die Ängste, das Scheitern, die unerfüllten Hoffnungen, die Zerbrochenheiten, das Versagen, Friede hineingesprochen in zerplatzte Lebensträume. Wer sich vom Frieden des Auferstandenen anrühren lasse, der ziehe daraus Mut und Kraft, das "neue Leben" zu verkünden, der trage im Kleinen bei, das Gesicht der Welt zu verändern.

Beispielhaft habe Adolph Kolping sich den sozialen Spannungen seiner Zeit angenommen, sie gemildert und so ein Zeichen der Nachfolge gesetzt. In der Grundstruktur treffe man heute auf dieselben Probleme, sie seien nur etwas anders gelagert und deshalb gelte es nicht, Adolph Kolping zu kopieren, sondern "dem Frieden heute dienen". Boten des Friedens könnten aber nur diejenigen werden, die selbst vom Frieden ergriffen seien, da der Sendungsauftrag einiges zumute, gründe er doch auf Galater 6,2 "Einer trage des anderen Last". Den anderen annehmen, so wie Christus alle Menschen angenommen habe, seine Eigenschaften wertschätzen, ihn aushalten, ohne das eigene Ich zu verleugnen, ohne die eigenen Traditionen aufzugeben – das fordere heraus, dazu bedürfe es Kraft und Stärke. Wer sich aber eine solche Haltung zu eigen mache, dem gelinge es, sich dem Leben mit mehr Gelassenheit zu stellen.

Am Ende des Gottesdienstes nahm der Diözesanpräses noch zwei Zeichenhandlungen vor: Er sprach den Segen über die Schutzmantelmadonnas, die anschließend den Kindern der Mitglieder überreicht wurde, die seit dem letzten Gedenktag geboren wurden. Zur Segnung lag auch die Kolping-Stola für Diakon Thomas Brehm bereit. Walter Humm wünschte dem Präses der Oberndorfer Kolpingfamilie und geistlichen Begleiter, dass es ihm gelingen möge, zu versöhnen und Frieden zu stiften und so als Brückenbauer dem Leben zu dienen.

Beim anschließenden Weißwurstfrühstück im Don- Bosco-Haus referierte der Diözesanpräses über den Verband und das Kolpingwerk. "Wie werden wir wahrgenommen" – unter diesem Leitgedanken richtete er den Blick in die Zukunft. So wie er Adolph Kolping als Anselm Grün seiner Zeit bezeichnete, so zeigte er sich überzeugt, dass "Kolping sich wandeln müsse". Es gelte, Traditionen zu überdenken, das Gute an ihnen zu bewahren, doch weitergegeben werden müsse die Glut – nicht die Asche. Das funktioniere aber nur über den Dialog, und so schloss der mit der Aufforderung: "Steht auf und schenkt der Welt ein menschenfreundliches Gesicht."

Der Vorsitzende, Martin Schättle, sprach im Anschluss noch Ehrungen aus und nahm zudem neue Mitglieder in die Oberndorfer Kolpingfamilie auf.