Die emotionale Lage eines Hundes sei immer an dessen Ausdrucksverhalten zu erkennen, so der Hundetrainer. Fotos: Rohr Foto: Schwarzwälder-Bote

Hundetrainer Andreas Schwämmlein ist sehr gefragt

Von Julian Rohr

Oberndorf. "Der tut nichts" – ein Satz, den wohl jeder schon einmal gehört hat, der auf Hunde und deren Besitzer gestoßen ist.

Um herauszufinden, welche Bedeutung die Körpersprache der Hunde wirklich hat, strömten viele Hundehalter aber auch Nicht-Hundebesitzer am vergangenen Montag in den Schwedenbau, um den Vortrag "Der tuut…nix" von Hundetrainer Andreas Schwämmlein anzuhören.

Seit über 20 Jahren beschäftigt sich Schwämmlein mit Hunden. Nachdem er als Diensthundeführer bei der Bundeswehr gearbeitet hat, schloss er sein Studium bei der Akademie für Tiernaturheilkunde in der Schweiz ab. Nach einem weiteren Studium bei CANIS, dem Zentrum für Kynologie, wurde er schließlich behördlich zum Hundetrainer zertifiziert, und ist seit 14 Jahren selbstständig.

Die zahlreichen Zuhörer hatten die verschiedensten Anliegen: Darunter ein Fahrradfahrer, der schon schlechte Erfahrungen bei der Begegnung mit den Vierbeinern machen musste, besorgte Eltern, deren Kinder einen Hund kaufen wollen aber auch Mitarbeiter aus dem Tierheim, die mehr über das Verhalten des Hundes erfahren wollen.

"Wer die Beziehung zwischen Mensch und Hund verstehen will", erklärte der Hundeexperte, "der muss in der Zeitgeschichte weit zurückblicken". Mensch und Wolf hätten sich nach und nach aneinander gewöhnt, bis der Mensch schließlich anfing, das Tier für seinen Nutzen zu züchten. Wie sehr sich der Wolf an den Menschen angepasst hat, sei heute noch am Verhalten des Haushundes erkennbar: Arbeits- und Futterteilung, Leben in sozialen Gruppen oder aber der Sinn für Fairness.

Gerade weil Mensch und Hund so eng zusammenleben, sei eine funktionierende Kommunikation notwendig. "Wir können nicht nicht kommunizieren", zitierte Schwämmlein den Kommunikationsforscher Paul Watzlawick. "Das gilt auch für Mensch und Hund." Oftmals kenne der Hund seinen Besitzer besser als umgekehrt.

Kommunikation finde nur zu sieben Prozent über die verbale Sprache statt; 55 Prozent seien Körpersprache. Die Kommunikation zwischen Mensch und Hund finde außerdem permanent statt. Schwämmlein warnte vor Über- oder Fehlinterpretationen der Ausdrucksweise eines Hundes: "Nicht jeder Hund, der sein Nackenfell sträubt, ist sofort böse", erklärt er. Ein Hund der Angst habe, könne seine Emotionen nicht überspielen.

Die emotionale Lage eines Hundes sei daher immer an dessen Ausdrucksverhalten zu erkennen. Allerdings gebe es keine festen Standards bei der Verhaltensinterpretation. "Es gibt 16 verschiedene Arten, mit dem Schwanz zu wedeln – während der Familienhund in Spiellaune ist, befindet sich der Diensthund womöglich am Höhepunkt seiner Aggression und Angriffslust", so Schwämmlein.

Doch was soll man nun tun, wenn der Hund aggressiv ist und kurz vor einem Angriff steht? "Nichts!", erklärt Schwämmlein, "verhalten sie sich, als sei alles ganz normal. Wenn Sie ihn nicht beachten, kommen Sie aus der Situation am besten raus!"

Grundsätzlich werde es immer schwerer, das Verhalten von Hunden zu analysieren und interpretieren. Auch weil Hunde sich immer weniger biologisch stimmig verhalten würden. Einerseits sei die Erziehung gegen die natürlichen Triebe des Hundes dafür verantwortlich. Andererseits sieht Schwämmlein die Probleme auch bei der Zucht der Vierbeiner: "Es wird immer mehr auf Masse und immer weniger auf das Wesen des Hundes herangezüchtet."

Zum Schluss appellierte Schwämmlein an alle Hundebesitzer: "Sie dürfen Beschäftigung bitte nicht mit Erziehung verwechseln!" Heute würden an Hunde Ansprüche gestellt werden, die sie gar nicht erfüllen können: Sie sollen das Haus bewachen, die Zeitung bringen, den Einbrecher verjagen und mit den Kinder spielen. "Wir haben die falschen Hunde – hoch spezialisierte Fachidioten", so Schwämmlein. "Die ursprüngliche Fähigkeit des Hundes sind gar nicht mehr gefragt."

Eine gute Nachricht hatte Schwämmlein für seine Zuhörer am Schluss dann doch noch: "Vielleicht glauben Sie es nicht, aber auch Hunde können lachen", so der Hundeexperte. Zwar könne nicht jeder Vierbeiner lachen aber grundsätzlich sei es möglich. Das Lachen hätte der Vierbeiner vom Menschen gelernt.