Revierförster Johannes Moch erläutert an der Barbarahalde, was es mit Habitatbaumgruppen auf sich hat, und wo sie geplant sind. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Verwaltungsausschuss: Alt- und Totholzkonzept im Oberndorfer Stadtwald wird umgesetzt

Es ist eine klassische Win-win-Situation: Die Stadt Oberndorf weist Naturschutzflächen aus und bekommt dafür Ökopunkte – und zwar nicht wenige.

Oberndorf. Beim Vor-Ort-Termin erläuterten Fortsdirektor Norbert Utzler und Revierleiter Johannes Moch den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses das Alt- und Totholzkonzept im Stadtwald. Bereits 2010 hatte der Gemeinderat diesem Konzept grundsätzlich zugestimmt. Nun geht es an die Umsetzung. Gemeinsam mit Epfendorf gehört Oberndorf damit zu den ersten Kommunen im Landkreis, die solche Naturschutzflächen ausweist.

44,4 Hektar des stadteigenen Waldes werden in den kommenden Jahren zu sogenannten Refugien. Auf diesen Flächen bleibt die Natur sich selbst überlassen. Stirbt also ein Baum ab oder fällt bei Sturm um, dann bleibt er liegen. Damit soll Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen werden. Bei der Ausweisung der Refugien habe man darauf geachtet, unwirtschaftliche Waldflächen zu berücksichtigen. Das Neckartal mit seinen oftmals schwer zugänglichen Hängen rund um Oberndorf biete sich daher sehr gut fürs Konzept an, erläuterte Utzler auf einem Waldweg an der Sonnenhalde. Um den Stadt- aber auch eventuell angrenzenden Privatwald vor Käferbefall zu schützen, werden die Fichten (soweit vorhanden) vorher rausgenommen. Und um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, muss ein Abstand zu Wegen und Straßen eingehalten werden.

Das gilt auch für die Habitatbaumgruppen, ohne deren Ausweisungen das Konzept rechtlich nicht greift. Pro drei Hektar Wald muss eine solche Gruppe von zehn bis 15 Einzelbäumen ausgewiesen werden, erläuterte Johannes Moch.

Dafür eignen sich zum Beispiel besonders sehr alte Bäume mit großen Kronen. Auch innerhalb dieser Baumgruppen darf der Forst dann nicht mehr eingreifen. Insgesamt sind 15,5 Hektar geplant. Die komplette Maßnahme muss in den kommenden zehn Jahren abgeschlossen sein.

Maßnahme ist für Kommunen freiwillig

Im Staatswald ist das Konzept Pflicht, für Kommunen ist es freiwillig. Allerdings lockt das Land mit einem Bonbon. Denn für jeden Hektar gibt es 40 000 Ökopunkte, die als Ausgleich für Vorhaben wie neue Bau -oder Gewerbegebiete genutzt werden können. Denn durch das Konzept gehen den Städten und Gemeinden natürlich Gelder aus der Waldwirtschaft für den Haushalt verloren. Für Oberndorf bedeutet dies Mindereinnahmen in Höhe von 5000 Euro pro Jahr. Multipliziert man nun die 44,4 Hektar Refugienfläche mit 40 000 kommt man auf die erstaunliche Zahl von fast 1,8 Millionen Ökopunkten. Doch Stadtbauamtsleiter Michael Lübke klärte die Stadträte gleich darüber auf, dass diese nicht beliebig genutzt werden können. Das Landratsamt achte sehr wohl darauf, dass die Ökopunkte aus verschiedenen Ausgleichmaßnahmen stammen. "Und wenn sie verbraucht sind, sind sie unwiederbringlich weg", fügte Forstdirektor Utzler an. "Gehen Sie also sorgfältig damit um". Sind die Refugien erst einmal ausgewiesen, soll die Bevölkerung mit Infotafeln jeweils vor Ort auf deren Bedeutung hingewiesen werden, versprach Bürgermeister Acker.