Zum ersten Mal im neuen Jahr intonierte die Schantlekapelle Lindenhof den Narrenmarsch, stürmisch umjubelt von allen im Don-Bosco-Haus. Foto: Weber

Da bleibt keine Kehle trocken: Buntes Programm beim Abstauben im Oberndorfer Don-Bosco-Haus.

Oberndorf - Wie in den vergangenen Jahren hätte das Don-Bosco-Haus zur Dreikönigs-Versammlung der Oberndorfer Narrenzunft nicht voller sein können.

Wieder einmal sorgte die kleine Besetzung des Musikvereins Stadtkapelle, die "kleine Stoßtruppe", für die musikalische Unterhaltung. Zunftpräsident Eberhard Schmid begrüßte die Anwesenden "bis in den hintersten Winkel". Diese erste Hauptversammlung der Narrenzunft zerfalle in zwei Teile, die Regularien und die eigentliche Fasnetseröffnung, so der Präsident

In seinem Rückblick hob Zunftpräsident "Ebse" den Bürgerball mit einem externen Künstler hervor. In diesem Jahr, so Eberhard Schmid, werde der Persé Circus aus der Partnerstadt Thierville das Programm bereichern. Ansonsten bleibe wie gewohnt: Es wird wieder einen Seniorenstammtisch geben; die Stadtkapelle und das Ensemble "Ciro five" werden für Musik sorgen. Der kommende Bürgerball solle einmal mehr zum Heimatfest aller Oberndorfer werden.

Zudem habe man die Narrenwerkstatt nach elf Monaten Bauzeit mit einem großen Fest einweihen können, wobei alle Helfer für diesen Tag Zunftmitglieder außerhalb des Elferrates waren.

Der nächste Tagesordnungspunkt war "Fahnen und Mäskle", wie immer Domäne von "Mummel", Hans-Jörg Kopf. Mit Bedauern stellte er fest, dass es zwei Möglichkeiten für den Kauf von Plaketten und anderen Fasnetsartikeln nicht mehr gebe: das Café Melber und das Elektrogeschäft Moos. Ihn selbst hätten "altersbedingte Instandsetzungsarbeiten" längere Zeit am vollen Einsatz gehemmt.

In seiner "Vorlesung" bewies der Mann fast ohne Lachen, man solle großen Respekt vor dem schwäbischen Allerweltswörtchen "ebbes" haben. Welch ungeheure Bedeutungsvielfalt in "ebbes", das grammatikalisch als "Pronomsingularunisex" eingestuft werden könnte steckt, wurde richtig "verkopft" und mit aller Spitzfindigkeit vorgetragen. Dass Hans-Jörg in beispielhaft professoraler Zerstreutheit Ebses Manuskript mitnahm, hätte als Gag nicht besser platziert werden können.

Den zweiten Teil eröffnete der Narrenpräsident mit der Ankündigung des Narrenmarsches und dem lange ersehnten Satz: "Die Fasnet 2017 ist eröffnet". Zum ersten Mal im neuen Jahr intonierte die Schantlekapelle Lindenhof den Narrenmarsch, stürmisch umjubelt von allen im Don-Bosco-Haus.

Der "Abstauber aus Rottweil", sichtlich "angeheitert", beherrschte nun das Geschehen auf und vor der Bühne. Er meinte, das Abstauben lege sich einfach auf die Kehle und sei so trocken, deshalb müsse man ab und zu spülen.

Auch aus dem, was ein Abstauber so findet, machte er keinen Hehl. Auf alle Fälle habe er aus den Funden Schlüsse gezogen und Vorurteile abgebaut: Rottweiler seien nicht geizig. In einem echt närrischen Lied, hintersinnig und wahr, beschäftigte sich der Abstauber mit Geschwindigkeit und Hetze, um zu dem Schluss zu kommen: "Aschermittwoch is no früh genug".

Nun begrüßte auch der Schultes die Narrenschar und gestand, dass er vom Echo auf die Einladung zum Bürgergespräch über die Talstadtsanierung enttäuscht gewesen sei und die Narrenzunft gebeten habe, sich des Themas anzunehmen, was diese auch tat. Nun brannte der Elferrat zusammen mit der BKC – Bernd-Kromer-Combo – ein Feuerwerk an Geistesblitzen und sprachlichen Florettstichen von hinten durch die Brust ins Auge ab, so dass alle offenen Diskussionspunkte über die Talstadtsanierung abgearbeitet wurden.

Zwei Straßenfeger, einer wollte gleich einen "Beifeger", hatten verbindende spitze Worte zu jeder Gelegenheit. Als erstes nahmen die beiden die, "die wo moinet, sie sind Oberndorfer" aufs Korn, und das übertriebene Bemühen, alles so zu lassen, wie es ist. Dass das Wirtschäftle am Talplatz, vor dem einst der Sulzbach geflossen ist, in "Forellenhof" umgewandelt werden soll, war ihnen kein Dorn im Auge.

Die drei "K" des Kinos wurden neu interpretiert: Kultur kommt ins Kino. So wurde das Gerücht verstreut, das Kulturamt der Stadt plane dort großes Theater, zum Beispiel "Hamlet". Da aber örtliche Schauspieler den Text nicht richtig brachten (ein "Metzger aus dem Tal" begann den großen Monolog doch mit den Worten "Schwein oder Nichtschwein..."), verpflichtete man "Georg Clooney vom Lindenhof", der allerdings im entscheidenden Augenblick einen Blackout hatte.

Beim Thema Lotto-Annahme-Poststellen-Niederlassung-Papierwarenladen-Spielzeuggeschäft-Lokation schlugen die Straßenfeger vor, außen noch eine kleine Eventfläche auszuweisen, auf der dann die (Barbie-)Puppen tanzen können. Eine gekonnte Demonstration zeigte, wie das aussehen könnte.

Die Bedienung am Schalter des Hoffmeyer Drive-in durch den Chef, um die Parkplatzschwierigkeiten zu umgehen, fand viel närrischen Beifall. Besonders der Herr, der ganz verschämt nach einem String-Tanga in XXXL fragte, hatte die Lacher auf seiner Seite.

Doch was geschieht mit dem ehemaligen Sudhaus? Ganz einfach für die Narren. Was früher Leerstand genannt wurde, ist jetzt "Potenzial". Also wird in P1 der Sender RTL seine Shows produzieren, so zum Beispiel "Let’s dance". Vier Paare kämpften mit Wiener Walzer, Tango und "Cha cha cha" um den Sieg.

Bei "Bauer sucht Frau" hatten drei "Heiratswillige" die Aufgabe, eine herrlich nachgebaute Ziege zu melken. "Das Supertalent" soll auch in P1 produziert werden. Als erstes trat ein Gast aus dem Sächsischen auf, der mit seinem Lied "O la baloma blanga" nicht überzeugen konnte. Ganz im Gegensatz zu "Margitche", das wieder hinreißend zu singen wusste: "Das Schönste im Jahr ist uns’re Fasnet".

Doch "Talente" wurde auch weiter ausgelegt, und so zog die kleinste Stadtkapelle mit Narrensamen aus Überlingen, Rottweil und Elzach unter tosendem Beifall auf die Bühne. Doch mit einem Blick in die Zukunft sollte der Bogen zum abgebauten Schriftzug "Oberndorfer..." wieder geschlossen werden. Schnell hatte der Elferrat statt des bekannten Werbespruchs daraus "Oberndorfer Fasnet" gemacht.