100 Jahre Musikverein / Albert Schmid prägte die Geschicke der Stadtkapelle mit / Musikalischer Nachwuchs

Von Marcella Danner Oberndorf. Albert Schmid war wohl das, was man gemeinhin eine "Type" nennt. 100 wird der Musikverein in diesem Jahr. Der vor vier Jahren verstorbene Charakterkopf Schmid prägte die Geschicke mit. Sohn Rainer und dessen Kinder sind mittlerweile in seine Fußstapfen getreten.Wer sich an Albert Schmid erinnert, der hört im Kopf sofort "Pretty Bellinda". Wo auch immer der Musiker hinkam – ohne den schmissigen Schlager auf der Trompete geschmettert zu haben, ließ man ihn nicht wieder gehen. In der Mittagspause am Fasnetsdienstag standen regelmäßig hunderte von Narren auf den Bänken und ließen ihre Glocken zu Schmids Spiel erklingen. Nicht ohne Grund ist der Zweitname seiner Enkelin Hanna – natürlich – Bellinda.

Dabei, so erinnern sich seine Witwe Käte und Sohn Rainer, war Albert Schmid als Kind eher als der "Pfeifer vom Dachau" bekannt. Bereits als Fünfjähriger war er mit einer Trommel in der Neckarvorstadt unterwegs und pfiff dazu. Seine musikalische Laufbahn hat er schließlich auf der Geige begonnen. Kein alltägliches Instrument für ein Arbeiterkind aus der Hölderlinstraße. Und wäre die finanzielle Situation zu Hause eine andere gewesen – der talentierte Schmid wäre mit Sicherheit auf einer Musikhochschule gelandet.

Doch das Leben wollte es anders, und so absolvierte der begabte Musiker eine Lehre als Mechaniker, später setzte er den Meister drauf. Vier Kinder hat Schmid bekommen. Die Musik aber blieb sein Hobby, sein Steckenpferd, sein Vergnügen. Als junger Bursche trat er in den Musikverein ein. Fortan spielte er in der Stadtkapelle die Trompete. Wenn "Abbede", wie ihn seine Freunde nannten, eine Melodie einmal gehört hatte, dann konnte er sie sofort selbst spielen – auswendig und ohne Noten. Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender war der Oberndorfer in seinem Verein, bis er sich aufs musikalische Altenteil zurückzog.

Obwohl – so ganz konnte er sie natürlich nicht sein lassen – seine Musik. Neben seiner Arbeit im Heimatmuseum, die er im Rentenalter aufnahm – gründete er mit ein paar Kameraden die legendäre "Alberts-Freizeit-Band". Bis ganz kurz vor seinem überraschenden Tod im Alter von 79 Jahren trafen sich die Herren mit ihm zur Probe. Von der letzten, so erzählt Käte Schmid, habe er ganz geschwärmt. Alle seien sie da gewesen. Da ahnte er nicht, dass dies sein Abschied war.

Doch Albert Schmid hinterlässt neben der Erinnerung an ihn auch eine musikalische Familie. Rainer Schmid spielt in der Stadtkapelle Klarinette und bildet Schüler in seinem Instrument sowie im Saxofonspiel aus. Seine Frau Heike spielt Saxofon, Tochter Hanna bläst ebenfalls in die Klarinette. Ihre jüngere Schwester Isabel hat sich die Posaune ausgesucht. Der jüngste Spross der achtjährige Marco Albert Schmid, möchte demnächst das Trompetenspiel erlernen. Das Instrument dazu hat er bereits. Ihm wird die Ehre zuteil, das gute Stück vom Opa wieder zum Klingen zu bringen.