Petrus (knieend) kann nicht verstehen, weshalb Jesus einen "Versager" wie ihn zum Jünger machen will. Fotos: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufführung: Verein Adonia inszeniert Musical "Petrus – der Jünger" / Intensive und emotionale Szenen

Mit dem Musical "Petrus – der Jünger" hat der Beffendorfer Kirchengemeinderat ein beeindruckendes Zeichen gesetzt – nicht nur für die biblische Botschaft, sondern für den gesamten Stadtteil, der sich großartig eingebracht hat.

Oberndorf-Beffendorf. Der Besucherandrang war so enorm, dass die neue Halle aus allen Nähten zu platzen drohte. Zuschauer wirklich aller Altersklassen waren gekommen, darunter eine erstaunliche Anzahl an Kindern und Jugendlichen. Dies bestätigte dem Zweiten Vorsitzenden des Kirchengemeinderates, Paulus Kolb, und seinen engsten Mitstreitern Andrea Schweikart, Tanja Haaga, Regina Staiger, Alice Born und Manfred Haaga, dass die Mühe sich mehr als gelohnt hatte, dieses außergewöhnliche Event anzupacken.

Es ist kaum nachzuvollziehen, wie es möglich ist, innerhalb von drei Tagen eine solch ausdrucksstarke, perfektionistische Performance auf die Bühne zu bringen. Rund 70 Teenager spielten, sangen, tanzten und musizierten mit so viel Ausstrahlung, Energie und Einsatzfreude – man fühlte, dass sie von mehr getrieben wurden als von ihrer Liebe zu Musik und Gesang. Mit viel jugendlicher Frische und gleichzeitig intensiver Emotionalität inszenierten sie die biblische Geschichte sehr zeitgemäß, aber immer tiefgründig.

Sehr ansprechend, abwechslungsreich und interessant hat der Karlsruher Verein Adonia den Charakter von Petrus anhand der richtungsweisenden Stationen im Leben des wichtigsten Jüngers von Jesus aufgearbeitet und in Sprache, Mimik und Gestik in der Gegenwart angesiedelt. Das kam an, und das scheint auch das Erfolgsrezept von Adonia zu sein. Erstaunlich, wie das moderne Gewand der Geschehnisse vor mehr als 2000 Jahren anzusprechen vermochte, wie leicht es fiel, diesen Petrus in all seiner Unzulänglichkeit, seinem Selbstzweifel, seiner inneren Zerrissenheit, seiner Schuld, aber auch seiner übergroßen Liebe zu seinem Freund Jesus zu verstehen und somit seine Handlungen nachzuvollziehen. Man litt mit ihm in den Tiefen seines Lebens, weil die Tiefen des eigenen Lebens angesprochen wurden, und man teilte seine Freude, wenn er die Höhen erleben durfte. Diese Identifikation mit Petrus gelang mühelos, weil seine Verhaltensmechanismen auch heute noch Gültigkeit haben.

Sehr gut gelungen ist Adonia die Nachzeichnung des Frauenbildes jener Zeit. Weil Jesus allen Menschen dieselbe Wertschätzung entgegenbringt, können die Frauen aus dem Schatten der Männer heraustreten, ja diese sogar trösten, weil sie bedingungsloser glauben und mehr vertrauen.

Alle Schlüsselszenen der Lebensgeschichte von Petrus dem Jünger – das Wagnis, alles hinter sich zu lassen und Jesus bis zum Kreuz nachzufolgen, ihn dann aber zu verleugnen und trotzdem angenommen werden – wurden in ansprechenden und berührenden Liedtexten aufgenommen. Im Chor- und Sologesang verdichtete sich die Stimmung, mal fröhlich ausgelassen, mal hoffnungsvoll, dann wieder tief traurig – doch immer intensiv und zu Herzen gehend. Stark war die Live-Band mit Schlagzeug, zwei Keyboards, Bass- und Rhythmusgitarre, und wunderschön klangen die eingearbeiteten Sequenzen mit Querflöte und Violine. Wirkungsvoll waren auch die Lichteffekte, reduziert die Kulissen – so erfuhr der Inhalt keine Ablenkung, sondern die Aussagekraft Verstärkung, dass Jesus auf Menschen wie Petrus, also auf Menschen wie "du und ich", seine Kirche bauen will. "Weide meine Lämmer", sagte er zu Petrus, nachdem beide aus der Bühne herausgetreten waren – ein Aufruf an das Publikum.

"Petrus – der Jünger" ist ein Musical, dessen Botschaft auf Fortsetzung wartet. Mit den Worten "unser Land braucht neuen Glauben, die Vision der neuen Welt…" wurde leidenschaftlich dafür geworben, einen Neuanfang mitzugestalten und sich von dieser ermutigenden und herausfordernden Geschichte inspirieren zu lassen, die heute so aktuell ist wie vor 2000 Jahren.