Die Kapelle setzt Glanzlichter mit Titeln aus "Starlight Express" (Bild oben). Heiter und beschwingt klingt das Klarinettensolo in "Clarinando", souverän vorgetragen von Julia Staiger und Yannick Kröger mit der Jugendkapelle (Bild rechts). Fotos: Fahrland Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikverein reist quer durch verschiedene Stil- und Zeitepochen / Mehrzweckhalle ist voll besetzt / Anspruchsvolles Repertoire

Von Sylvia Fahrland

Oberndorf-Boll. Der Musikverein Harmonie Boll machte seinem Namen alle Ehre und präsentierte den Konzertbesuchern in der voll besetzten Mehrzweckhalle die maximale Bandbreite klassischer und moderner Blasmusik.

Quer durch verschiedene Stil- und Zeitepochen und über Landesgrenzen hinweg boten die Musiker ein anspruchsvolles Repertoire zum Thema "Musik ist grenzenlos – Blasmusik macht Freude". Eröffnet wurde das Programm von der Jugendkapelle unter der Leitung von Martin Hirschmann mit "Fantasy Dynamica". Begeisterter Applaus belohnte Julia Staiger und Yannick Kröger für ihr souveränes Solo bei "Clarinando". "You’ve got a friend in me" aus dem Kinofilm "Toy Story" und "Rock’n Roll Hall of Fame" mit Titeln wie "Jailhouse Rock" oder "Stand by me" kamen beim Publikum bestens an, so dass die Nachwuchsmusiker erst nach einer Zugabe die Bühne verlassen durften.

Die Hauptkapelle mit über 40 Aktiven eröffnete den zweiten Konzertteil unter der Stabführung von Musikdirektor Rainer Jauch fulminant mit dem "Einzugsmarsch" aus dem "Zigeunerbaron". Ebenfalls von Johann Strauß’ Sohn war der "Kaiserwalzer", ein Höhepunkt des Konzerts, zumal die Besucher den Wiener Ballsaal nicht nur vor ihrem geistigen Auge, sondern auch auf Großleinwand vor sich hatten.

Nach dem Schlussklang vibrierte die Luft im Saal und verursachte Gänsehaut bei den Zuhörern. Auch die schönsten Arien des Italieners Giuseppe Verdi waren Musikgenuss in Vollendung und lösten lang anhaltenden Beifall aus. Moderatorin Annette Kröger hatte es schon geahnt: "Wenn Sie klatschen möchten, Ihre Füße nicht mehr stillhalten können – nur zu! Das ist von den Musikern so gewollt!"

Ennio Morricone schrieb die Filmmusik zu "The Mission" und gewann dafür den Golden Globe Award.

Ganz neu interpretiert wurde das Leitmotiv in "Gabriel’s Oboe" durch den Solopart mit der Violine von Annette Kröger, die das Publikum mit ihrem einfühlsamen Spiel bezauberte. Eine Reise durch "Oregon" mit dem Dampfzug ließ vergangene Goldgräberzeiten wieder aufleben. Das Orchester imitierte perfekt das Rattern, Zischen und Pfeifen der Dampflok und der vorbeigaloppierenden Pferde – ein Meisterwerk von Jacob de Haan, meisterlich umgesetzt.

Nach der Pause wechselte die Stilrichtung. Der Verein trat nun nicht mehr in Uniform, sondern ganz in schwarz mit roten Accessoires auf. Rainer Jauch hatte die klassische Fliege gegen eine rote Krawatte getauscht und legte, falls dies überhaupt noch möglich war, gemeinsam mit den Musikern nochmals an Elan und Gefühl zu. Musicalmelodien aus "Starlight Express" sowie Medleys von Phil Collins und Joe Cocker ließen Fans der 1980er- und 1990er-Jahren auf ihre Kosten kommen. Lichteffekte und Leinwandprojektionen setzten Titel wie "The Race is On", "Easy Lover", "Unchain my Heart" oder "You can leave your hat on" wirkungsvoll in Szene.

Der Traditionsmarsch "Die Regimentskinder" von Julius Fucik sollte das Programm beenden, doch Standing Ovations erforderten zwei weitere Zugaben. Zunächst bedankte sich der Vorsitzende Jürgen Bilger bei allen vor und hinter den Kulissen, die zum Gelingen des Abends beigetragen hatten.

Er verabschiedete sich mit den Worten "Ade, Servus, Tschüß", denn dies war auch der Titel, der volkstümliche Klänge zum Mitsingen, das Zapfenstreich-Signal zweier Solotrompeten und das fast schon melancholische "Nehmt Abschied, Brüder" zum letzten Musikstück des Abends verband.