Zum Abschluss seiner Darstellung der Geschichte des Schwarzwälder Bote zeigt Wolf die erste Ausgabe der Zeitung, des "Amts- und Intelligenzblattes" vom 5. Januar 1835 (Foto) und die moderne Tablet-Ausführung. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Peter Wolf referiert bei den "Bürger für Bürger" über den Schwarzwälder Bote

Von Alwin Weber

Oberndorf. Zum dritten Stammtisch der Aktion Bürger für Bürger des Winters 2014/15 im Gasthaus Schützen konnte Hans Kottas wieder eine Schar interessierter Oberndorfer begrüßen.

Diesmal war der "Schwarzwälder Bote" das Thema, und als Referent sprach Peter Wolf, ehemaliger Redakteur des Schwarzwälder Boten und Mitglied der Anteilseigner.

Bis ins Jahr 1814, das Geburtsjahr Wilhelm Brandeckers, wurde das Rad der Zeit zurückgedreht. Wilhelm Brandecker besuchte vier Jahre die Lateinschule in Oberndorf und begann 1831 eine Schriftsetzerlehre beim "Schwäbischen Merkur" in Stuttgart. 1834 hatte er schon die Idee, sich als sich als Redakteur und Verleger selbstständig zu machen.

1835 hatte Johann Jakob Fischer in Sulz eine Buchdruckerei mit der Zeitung "Schwarzwälder Bote" gegründet, geriet aber schon bald in finanzielle Schieflage. Der Stadtrat und Tuchhändler Peter Brandecker und Sohn Wilhelm ließen diese Gelegenheit nicht ungenutzt und kauften die Firma. Damit aber, so Wolf, war es nicht getan. Die Ausgangslage war schlecht gegenüber anderen Städten. Doch hatte Bandecker erkannt, was die Leute lesen wollten. Seit seinem Umzug 1837 aus Sulz ins elterliche Haus in Oberndorf ziert auch die Symbolfigur des Schwarzwälder Boten, das "Maale" die Titelseite.

1843 sollte für Wilhelm Brandecker ein Schicksalsjahr werden; am 8. Juli heiratete er die 19-jährige Amalie Pauline Mathilde Pfäfflin, die ganz wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beitrug.

1844 kam die erste Tochter zu Welt, deren Geburt Bandecker "unter Verbittung aller Beileidsanzeigen" bekannt gab. 1845 erblickte die zweite Tochter das Licht der Welt und 1848 – endlich – der ersehnte Stammhalter Friedrich Wilhelm. Doch noch im selben Jahr starb der Sohn (wahrscheinlich an einer Lungenentzündung). Die dritte Tochter, geboren 1855, starb 1876 im Kindbett.

Im Jahr 1848, so der Referent, stellte sich Wilhelm Brandecker mit aller Konsequent auf die Seite der liberalen Kräfte und verbüßte dafür 1849 eine siebentägige Freiheitsstrafe auf der Festung Hohenasperg. 1885, zum 50-jährigen Bestehen, ist der Schwarzwälder Bote die am weitesten verbreitet Zeitung Württembergs. Am 7. April 1887 stirbt Brandecker.

Seine Witwe Amalie übernimmt für kurze Zeit die Leitung des Betriebes, ehe der Enkel Wilhelm Wolf 1893 die Leitung von Verlag und Redaktion übernimmt. Bis 1932 leitete er den Schwarzwälder Boten. Beim Eintritt in den Ruhestand 1932 kann Wilhelm Wolf an Hermann Biesenberger, ebenfalls ein Brandecker-Nachkomme, als Geschäftsführer und Wilhelm Elben als Chefredakteur ein wohl bestelltes Haus übergeben.

Doch für die Verantwortlichen ging es nach 1933 um viel mehr als wirtschaftlichen Erfolg, nämlich die Vernichtung. In einer von Hermann Biesenberger und Wilhelm Elben am 5. August 1933 einberufenen Gesellschafterversammlung wurde das Übernahmeangebot der NS-Machthaber einstimmig abgelehnt; der Schwarzwälder Bote war die einzige Zeitung in Württemberg mit einer Auflage von mehr als 20 000, die nicht direktem NS-Einfluss unterstanden ist.

Am 29. September 1945 erhielt "der Verlag Hermann Biesenberger" die Konzession, die "Schwarzwälder Post" erscheinen zu lassen.

Die Einführung von Lokalausgaben und der Zusammenschluss mit anderen Lokalzeitungen stärkten die Stellung der Schwarzwälder Post, die ab 1. Oktober 1950 wieder als "Schwarzwälder Bote" erscheinen durfte.

Nachdem Hermann Biesenberger 1959 in den Ruhestand getreten war, übernahm mit Brandecker-Nachfahre Hellmut Wolf zusammen mit dem seitherigen Geschäftsführer neben Hermann Biesenberger, Friedrich Michaelles, die Verlagsleitung.

1969 wurde Hellmut Wolf allein vertretungsberechtigter Geschäftsführer; zu seiner Stellvertreterin wurde Irmgard Lamp bestellt, die einzige Frau und einziges Nichtmitglied der Anteilseigner.

1977 ging Hellmut Wolf in den Ruhestand. Irmgard Lamp wurde zur Geschäftsführerin berufen. 1993 gab Irmgard Lamp den Stab in jüngere Hände. Richard Rebmann, ein Ur-Ur-Urenkel Wilhelm Brandeckers, promovierter Jurist und seit 1989 in der Geschäftsführung tätig, übernahm die Verlagsleitung der Schwarzwälder Bote GmbH und Co. KG. Neue Unternehmen kamen dazu. So wurde der WOM ein eigenes Unternehmen wie auch die DIG, KIM, PSV und GUG. Seit 2002 ist das Druckzentrum auf Herdenen mit der damals modernsten Rotation Europas in Betrieb.

Um zukunftsfähig zu sein, ist der Schwarzwälder Bote nun mit der Stuttgarter Zeitung zur Medienholding Süd GmbH zusammengeschlossen, die wiederum Teil der Südwestdeutsche Medienholding GmbH ist.