Inka Ebner-Karrais inmitten ihrer kunstvoll bemalten Artikel (großes Bild). Kleines Bild, links: Die Künstlerin bei der Arbeit in ihrem "Malzimmer": eine schwarze Stofftasche wird mit einem Schantle bemalt. Kleines Bild, Mitte: Das Epfendorfer Rathaus mit seiner markanten Farbgebung vor Beginn der Sanierung im April 2014 ziert auch ein Kleid.. Oberndorfer Motive und eine Viererbund-Krawatte von Inka Ebner-Karrais finden sich im örtlichen Buchhandel (rechts). Fotos: Fahrland Foto: Schwarzwälder-Bote

Inka Ebner-Karrais malt rund ums Jahr Narrenkleider und -motive / Oberndorf, Epfendorf und Rottweil haben es ihr angetan

Von Sylvia Fahrland

Epfendorf. Kreativität, Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum und höchste Ansprüche an sich selbst – das zeichnet die Künstlerin Inka Ebner-Karrais aus Epfendorf aus.

Der Glaseinsatz in der Haustür ist selbst bemalt, ebenso die Umhängetasche an der Garderobe. In der Wohnung hängen farbenfrohe, abstrakte Bilder, und der Epfendorfer Miniatur-Narro im Wohnzimmer hat als kleine, augenzwinkernde Spielerei der Künstlerin nicht eines der sonst üblichen Gebäude auf dem Rücken, sondern das eigene Wohnhaus.

Kein Zweifel – hier wird Kunst gelebt und geliebt. Ein Lächeln umspielt ihren Mund, wenn Inka Ebner-Karrais sich über ihre Malarbeit beugt. Sie hat eine erstaunliche Technik entwickelt, denn sie kann mit beiden Händen gleichzeitig "schaffen", führt mit der linken Hand Pinselstriche aus, während sie rechts mit einem Wattestäbchen Farbe auftupft. Eine Kunstschule oder irgendwelche Malkurse hat sie übrigens nie besucht. "Es ist in mir", sagt sie und lacht.

Schon zu Schulzeiten hatte sie Begabung, Kunst gehörte zu ihren Prüfungsfächern beim Abitur. Sie beschäftigte sich mit abstrakter und naiver Malerei, und zum Kindergeburtstag ihres Sohnes erhielten die kleinen Gäste selbstbemalte T-Shirts. "Eigentlich war das der Anfang der Textilmalerei", stellt sie fest. Eine Initialzündung lieferte ihr Ehemann Berthold, als sie beim Umzug gemeinsam die vorbeiziehenden Narros betrachteten. "Du malst doch, wäre das nicht etwas für Dich?" lautete die einfache, aber geniale Frage. Als eine Freundin aus dem Webertal sich vor etwa 15 Jahren einen Oberndorfer Narro anschaffen wollte, packte Inka Ebner-Karrais die Gelegenheit beim Schopf. "Was hältst Du davon, wenn ich ihn Dir bemale?" schlug sie ihrer Freundin vor. So entstand mit Einverständnis der Oberndorfer Zunft ein Narro mit Rekonstruktion der Ruine Waseneck auf dem Rücken.

Mittlerweile hat Ebner-Karrais ungefähr ein Dutzend Kleider bemalt. Am größten sind die Gestaltungsmöglichkeiten – natürlich innerhalb der Vorgaben der Narrenzunft – bei den Epfendorfer Narros. Hier kann Ebner-Karrais ihre Kreativität bei den dörflichen Motiven und der heimischen Pflanzenwelt voll ausleben. Seit mehreren Jahren bemalt sie im Auftrag der Zunft den Narro für die Verlosung am Fasnetssonntag.

Das diesjährige Exemplar hat sie bereits abgegeben. In Kürze wird es bei der Volksbank ausgestellt. Die Idee für das Motiv hatte die Künstlerin selbst, als sie das blütenweiße Gewand des Narros eine Woche nach der Fasnet 2014 zum Bemalen erhielt: Das Epfendorfer Rathaus mit seiner markanten Farbgebung vor Beginn der Sanierung im April 2014, ergänzt durch den Brunnen, der einst in der Ortsmitte stand und inzwischen Richtung Neckar versetzt wurde. Der damals noch amtierende Präsident der Epfendorfer Narrenzunft, Werner Schinacher, stimmte dem Vorschlag begeistert zu. Auf der Jackenvorderseite repräsentieren Polizeischantle und Strohbär das närrische Pendant zur bürgerlichen Ordnungsmacht.

"Es muss immer alles zusammenpassen", sagt Ebner-Karrais entschieden. Zur Harzwaldhütte als Rückenbild wählte sie das markante Walddenkmal nebst Eichhörnchen für die Haube, Feldhase und Fuchs für die Vorderseite sowie Hagebutten. Als weiteres stimmiges Gesamtbild wurden das Gebäudeensemble Richtung Schlichem und das Butschhof-Motiv mit einem Mühlrad , einem Reiher und einer aus dem Wasser aufsteigenden Ente realisiert. Momentan fehlt dem vorskizzierten Rittersporn auf den Ärmeln zum Grimm’schen Sägewerk noch die Farbe. Alles in allem kommen für das Bemalen 60 Stunden reine Malzeit zusammen. "Es ist eine Liebhaberei, ein Hobby", sagt Inka Ebner-Karrais, denn die Arbeitszeit ist kaum bezahlbar.

Wer sich kein ganzes Narrenkleid leisten kann oder will, dem seien die vielen kleineren Kunstwerke vom Keilrahmenbild über die Krawatte bis zur Tasche oder Weste ans Herz gelegt, die sie mit den Narrentypen aus Rottweil, Oberndorf und Epfendorf liebevoll und farbenprächtig bemalt. Ausgestellt und zum Kauf angeboten werden diese in der Buchhandlung Klein in Rottweil ganzjährig und in der neuen Filiale in Oberndorf unter der Rubrik "Regionales".

Und sie selbst wird beim Umzug wieder gezielt nach "ihren" Narrenkleidern Ausschau halten und sich freuen, wenn die Kleidlesträger ihrer Kunst die Lebendigkeit verleihen, die sie verdient.