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Verzögerungen am Schuhmarktplatz verärgern Stadträte. Hermann Acker: Projekt ist "aus dem Ruder" gelaufen.

Oberndorf - Beim Thema Schuhmarktplatz 13 rappelte es in der Gemeinderatssitzung ordentlich im Karton. Erneute Nachtragsvereinbarungen und Bauverzögerungen brachten so manch’ einen Stadtrat auf die Palme.

Weitere rund 153.000 Euro gab der Gemeinderat am Dienstag für das Gebäude am Schuhmarktplatz frei. Geld für Mehrarbeiten der Firma Rainer Hirt aus Villingendorf, die mit der Sanierung der Giebelwände, der Erstellung der Wegeverbindung, des Durchgangs innerhalb des Gebäudes sowie den Rohbauarbeiten für den Neubau beauftragt ist.

Bei der Abstimmung gab es eine Gegenstimme, die von Robert Häring (CDU). "Ich zweifle an der Qualität des Architekten", machte er sich Luft und spricht von einer "Bruchlandung". Man habe viel zu spät die Notbremse gezogen. Und "wirklich geärgert" habe er sich über die Kosten der Wegeverbindung. Und er lieferte, seiner Meinung nach, auch gleich einen Schuldigen: "Der große Meister, der jetzt in Aistaig sitzt, hat uns das eingebrockt." Häring spielte auf den ehemaligen Stadtbaumeister an. "Das Projekt war von vorne herein unvernünftig", polterte er.

Sein Fraktionskollege Wolfgang Maier fragte in die Runde: "Soll das Spiel mit den Nachträgen so weiter gehen?" Der Nebensitzer, Martin Karsten, war der Meinung: "Es ist bekannt, dass die Handwerker mit den Nachträgen ihr Geld verdienen". Auch er empfindet die Situation als "sehr unbefriedigend". Karsten: "Man steht fast machtlos gegenüber." Über eine rund zehnmonatige Bauzeitverzögerung und der daraus resultierenden längeren Dauer der Baustelleneinrichtung ginge man "leichtfertig hinweg". Karsten: "Ich vermisse eine ehrliche Kostenschätzung." Auch Peter Gaberle mahnte eine "zeitnahe Meldung" an, wenn Nachträge anfallen.

Eine Übersicht der Budget-Entwicklung lieferte das Hochbauamt in der Sitzung und erntete dafür Lob. Diese Transparenz hätten sich die Stadträte früher gewünscht, so der Tenor.

Schantle vergleichen Schuhmarkt mit Berliner Flughafen

Bürgermeister Hermann Acker gestand ein, dass das Projekt "aus dem Ruder" gelaufen sei. Man dürfe aber nicht alles dem Architekturbüro zuschieben, "es hat insgesamt nicht funktioniert". Architekt Attila Irmes erläuterte, dass es Kommunikationsprobleme gegeben habe, die jetzt ausgeräumt seien. Er versicherte aber: "Wir haben alle Infos an die Stadtverwaltung weitergegeben."

Auch seitens der SPD hagelte es Kritik. "Das Projekt erzeugt Unmut", stellte Günter Danner energisch fest. "Nicht nur im Gremium, sondern auch in der Bevölkerung." Die Schantle hätten den Schuhmarkt bereits mit dem Bau des Berliner Flughafens verglichen. "Wir sind nicht mehr Herr der Situation, ich fühle mich wie im luftleeren Raum."

Als festgestanden habe, dass das bestehende Haus nicht mehr zu retten war, hätte man sich anders entscheiden können. "Alles was danach kam, war nicht mehr planbar", meinte Dieter Rinker von den Freien Wählern.

Ob alle Nachträge gerechtfertigt seien, werde derzeit geprüft, erläuterte Attila Irmes. "Die Gespräche mit der Firma Hirt laufen", bestätigte Acker. Rund 36.000 Euro sollen die Arbeiten kosten, die zur Sicherung der Giebelwände und im Bereich des Gewölbekellers nötig waren.

Die Überarbeitung der Dämmung im Giebelbereich schlägt mit rund 31.000 Euro zu Buche, Verfestigungen oben und unten sollen 45.000 Euro kosten.

Bei der Wegeverbindung beträgt der Mehraufwand etwa 55.000 Euro. Beim Aushub seien die Bauarbeiter auf schadstoffhaltigen Boden gestoßen, die Entsorgung war dementsprechend kostspielig, erläuterte Irmes.

Als Hauptursachen für die Mehrkosten führt Harald Ginter vom Hochbauamt den Rohbau (200.000 Euro), die Wegeverbindung (weitere 65.000 Euro), Nebenkosten (140.000 Euro) und Kosten für noch nicht beauftragte Gewerke von circa 40.000 Euro auf.

Seite 2: Blick zurück

Im Sommer 2012 beschließt der Gemeinderat die Sanierung des Hauses am Schuhmark für rund 1,45 Millionen Euro, ein Jahr später fallen die ersten Mehrkosten in Höhe von rund 75.000 Euro für die Wegeverbindung zwischen Wettestraße und dem Schuhmarkplatz an. Aufgrund der schlechten Bausubstanz beschließt der Gemeinderat im Sommer 2014 den Neubau für 980.000 Euro (ohne Wegeverbindung). Es folgen Mehrkosten von rund 90.000 Euro bis November 2015. Somit liegen die Kosten für die Sanierung bei 348.000 Euro, für die Wegeverbindung bei 265.000 Euro und für den Neubau bei 1,462 Millionen Euro. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der Sanierung "Östliche Oberstadt" mit 400.000 Euro.