Klassik kann auch anziehend sein: Das zweite Meisterkonzert lockt überdurchschnittlich viele Zuhörer an. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Rottweilerin Janina Ruh meistert jede technische Schwierigkeit problemlos

Von Alwin Weber

Oberndorf. Überdurchschnittlich gut besucht war die Klosterkirche beim zweiten Meisterkonzert der Saison.

Die Niederschlesische Philharmonie, beheimatet in Zielona Gora, dem schlesischen Grünberg, hatte unter Leitung von Czestlaw Grabowski die Egmont-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827), das Violoncellokonzert h-Moll op. 104 von Antonín Dvořák (1841 bis 1904) und die Sinfonie Nr. 8 h-Moll "Unvollendete" mitgebracht. Die Solistin des Abends war die aus Rottweil stammende Cellistin Janina Ruh.

Der Goethe-Verehrer Beethoven hatte 1809 begonnen eine Schauspielmusik zum Trauerspiel "Egmont" zu komponieren. Wuchtig gestaltete Czestlaw Grabowski den Beginn. Unheil scheint über der gesamten Ouvertüre zu liegen als Vision des Schicksals Egmonts. Sein Tod, durch feines Pianissimo angedeutet, ist aber nicht das Ende.

Eine Huldigung an die Freiheit in Form mitreißender, strahlender Musik mit fulminanter Coda beschließt diese Ouvertüre, durch die Czelstlaw Grabowski die Niederschlesische Philharmonie, in ausgewogener Harmonie der Register mit klarer, sparsamer Zeichensetzung führte.

Antonín Dvoáks Violoncellokonzert h-Moll beginnt mit einer verhältnismäßig langen Orchestereinleitung, in der schon das Hauptthema vorgestellt wird. Nach einer feinen Hornpassage begann Janina Ruh ihren Solopart. Sofort stellte die Solistin klar, dass für sie technische Schwierigkeiten nur existieren, um gemeistert zu werden.

Riesenapplaus belohnte das Orchester, vor allem die Solistin, die sich mit der Zugabe "Das Buch" von Peteris Vasks bedankte.

War es eine Demonstration der Möglichkeiten des meisterlichen Spiels auf dem Cello? Flageoletttöne auf einer Saite, bis in den höchsten Diskant, Melodien über einem Orgelpunkt, das Verschmelzen von Instrument und glasklarer, herrlicher Stimme, Glissandi nach unten und oben – diese Solozugabe war ein absoluter Höhepunkt.

Nach der Pause stand "nur" noch ein Titel auf dem Programm: Franz Schubert, Sinfonie Nr. 8 h-Moll. Wohl einmalig ist die fast mystisch klingende Einleitung des ersten Satzes mit Pianissimi-Klängen der Celli und Bässe, die aufgenommen von hohem Holz und Blech zum Hauptthema dieses Satzes führt, das sich ins Ohr schmeichelt.

Wenn auch harte Schnitte mit anschließenden Sechzehntelbewegungen der Streicher kurz ein Seitenthema vorstellen, das Hauptthema behauptet sich hartnäckig, aber auch in fast betäubender Schönheit. Hier zeigt die Niederschlesische Philharmonie klares aber nie herzloses Musizieren. Nach großem Beifall bedankte sich das Orchester mit der wunderbaren "Polonaise élégiaque" von Zigmond Narakowski