Carmina Burana: Große Aufgabe der Tänzerinnen aus Bochingen

Von Claudia Holzer-Rohrer

Mit "Carmina Burana" betritt Hermann Schneider anspruchsvolles Neuland und setzt mit dem Bochinger Tanz-Ensemble zugleich auf Bewährtes.

Oberndorf-Bochingen. Seit 2003 haben sie gemeinsam Erfolge gefeiert, für ausverkaufte Vorstellungen gesorgt, ihr Publikum mitreißen und begeistern können – der Dunninger Liederkranz und "IndepenDance" vom TV Bochingen. Dirigent Hermann Schneider und Trainerin Heidi Kopp bildeten, so meinen viele, ein Dream-Team für ansprechend inszenierte Musical-Aufführungen über mehr als ein ganzes Jahrzehnt hinweg.

Mit "Joseph und seine Brüder" erfolgte ein fulminanter Einstieg zum 150-jährigen Jubiläum des Liederkranzes, und als das Interesse alle Erwartungen übertraf, wurde die biblische Erzählung ein Jahr später im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Turnvereins Bochingen erneut aufgelegt.

"O Mamma Mia" reihte sich in die Serie der Erfolge ein, ebenso "King of Africa". Auch bei der "Musikalischen Weltreise unter freiem Himmel" setzten die Bochinger Tänzerinnen anspruchsvolle Akzente und mit "Rock my Life" beendete Hermann Schneider seine Musical-Ära, gemäß seinem Grundsatz, aufzuhören, solange man noch erfolgreich ist, und keine bestimmte musikalische Gattung überstrapaziert wurde.

Sich an Carl Orff’s "Carmina Burana" zu wagen, um mit diesem beeindruckenden Chorwerk einen großen Schritt in eine andere Richtung zu machen, muss sich in seinen Gedanken wohl schon länger festgesetzt haben, denn er fühlte bei Heidi Kopp schon mal wegen einer Fortsetzung der Kooperation vor.

Aber als alle Vorzeichen stimmten hinsichtlich der Chorstärke, der Solisten und Instrumentalisten, um die Herausforderung zu meistern, hatte sich die Bochinger Vorzeige-Tanzgruppe "IndepenDance" gerade aufgelöst. Aber Heidi Kopp war dabei, mit "Reloaded" einen Neustart in Angriff zu nehmen.

Szenische Kantate ist echtes Neuland

"Die Begeisterung hielt sich in Grenzen", erzählt Kopp lachend mit Blick auf die Werbung für das neue "Tanz-Ensemble", denn die Welt der "Szenischen Kantate" war doch sehr fremd im Vergleich zu den boomenden Musicals. So war es in erster Linie die Erinnerung an die bisherige tolle Zusammenarbeit, die Selina Machmüller, Corina Haag, Saskia Fitschulke-Leucht, Sandra Möhrle, Sina Maier und Sabrina Völkle dazu bewegte, sich auf die neue Gemeinschaftsproduktion und somit auf die zusätzlichen Trainingseinheiten einzulassen.

Aber mehr noch vertrauten sie dem Gespür von Hermann Schneider. Die anfängliche Skepsis wandelte sich dann auch gleich am ersten gemeinsamen Übungsabend mit dem Chor in Begeisterung. Von Staunen bis zur Ergriffenheit, von cool bis Begeisterung bis unter die Haut – so beschreiben die Akteure die Wirkung. Und auch Heidi Kopp spricht von einem absoluten Erlebnis, und fühlt sich bestätigt, dass man sich nur weiterentwickeln kann, wenn man sich auf etwas einlässt und wenn man offen ist für neue Erfahrungen.

Auch ihre Vorstellungskraft wurde bei weitem übertroffen und dies erklärt, weshalb die "Lieder aus Benediktbeuren" eine solche Popularität besitzen und Carl Orff mit dieser Komposition seine Weltgeltung begründete.

Musik und Tanz sind als Mittler einer Botschaft ohne Worte geschaffen – und so kommen auch Heidi Kopp und Hermann Schneider ohne viele Worte aus, weil die Wellenlänge einfach stimmt.

Der Choreografin war es ein Anliegen, die tänzerischen Interpretationen über die gesamte Handlungsfolge gleichmäßig zu verteilen, und so den Auftakt und Abschluss – den Huldigungschor auf die Göttin Fortuna – mitzugestalten. Die Lebenslust und die Spielfreude der Dorfplatzszenerie (Uf dem Anger) kommt unter anderem durch den Einsatz von Handgeräten zum Ausdruck.

Skurriles in der Schenkenszene

In "Cour d’amours" – dem dritten Teil – wird "Veni,Veni,Venias" aufgenommen. "Skurril" findet Heidi Kopp das "Klagelied des gebratenen Schwans" in der Schenkenszene. Obwohl ursprünglich nicht geplant, wollte sie sich in der tänzerischen Umsetzung mit dieser Botschaft auseinanderzusetzen.

Als Bereicherung, und nicht zu unterschätzenden Erfahrungswert sowohl für die Tänzerinnen als auch für sich bezeichnet Heidi Kopp die Zusammenarbeit mit den Künstlern, die für die "Carmina Burana" verpflichtet wurden.

Dem Anlass – und eben auch dem Ambiente der Klosterkirche entsprechend – wird der Bochinger Turnverein das Event am Samstag, 4. Juni, kulinarisch abrunden.