Gunter Haug Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Gunter Haug liest sein Buch "Margrets Schwester" vor und zieht Parallelen zu Flüchtlingen von heute

Oberndorf. Ein Buch mit Tiefgang und Bezug zur Gegenwart stellte Gunter Haug am Dienstagabend in der Oberndorfer Stadtbücherei vor. Der Bestsellerautor las aus seinem Werk "Margrets Schwester" vor und die Besucher genossen nicht nur den vorgetragenen Text, sondern vor allem die Passagen, die er in seiner unnachahmlichen Art frei erzählte. Die Geschichte lehnt sich an seine Bücher "Die Töchter des Herrn Wiederkehr" und "Niemands Tochter" an ohne eine Fortsetzungsgeschichte zu sein. Es geht um die arme Bauernmagd Johanna Friedrich, die 1829 im kleinen Dorf Treschklingen bei Rappenau geboren wurde. Sie wusste nicht wer ihr Vater war, aber zuhause unter dem Dach des großväterlichen Bauernhofs war die Welt für sie in Ordnung.

Allerdings nur so lange bis ihre Mutter heiratete und sie zum ungeliebten Stiefkind wurde. Für die junge Frau begann eine jahrelange Odyssee in der sie bei der Suche nach Glück und Geborgenheit immer wieder durch Schicksalsschläge zurückgeworfen wurde und letztendlich nach Amerika auswanderte. Die Schifffahrt dorthin und ihre Erlebnisse in den Staaten während des Bürgerkrieges schildert Haug bis ins Detail und vermittelte so dem Zuhörer das Gefühl, selbst dabei zu sein.

Gleichzeitig stellte er den Bezug zur Gegenwart her, denn auch heute suchen Menschen Frieden, Glück und Geborgenheit. Er stellt einen jungen irakischen Fotografen vor, der ihn zu dieser Veranstaltung begleitet hat. Dieser wurde in seiner Heimat wegen seines Glaubens verfolgt und machte sich in einem Schlauchboot, zusammen mit vielen anderen, auf den Weg in die Freiheit. Weil der Motor des Bootes auf See versagte, hätte er dieses Unterfangen fast mit dem Leben bezahlt, aber durch einen Zufall wurde das Boot entdeckt und die Insassen gerettet.

So erlebten die Zuhörer an diesem Abend in der Stadtbücherei nicht nur das ergreifende Schicksal von "Margrets Schwester" sondern bekamen zudem einen Bezug zu den Menschen, die heute auf der Suche nach einem besseren Leben sind.