Emil Sänze hält sich nicht für einen Politprofi. Foto: Hopp

AfD-Fraktionsvize Emil Sänze zeigt auch rückblickend wenig Verständnis für Meuthens Vorgehensweise.

Oberndorf - Kommen sie wieder zusammen oder nicht? Eine Frage, die meist eher im Zusammenhang mit Prominenten oder Königshäusern gestellt wird, hat im Sommer die baden-württembergische Politik beschäftigt. Die Antisemitismus-Vorwürfe um Wolfgang Gedeon hatten die AfD-Fraktion gespalten, Fraktionsvorsitzender Jörg Meuthen rief daraufhin die Alternative für Baden-Württemberg (ABW) ins Leben.

Mittlerweile sind AfD und ABW zwar wieder vereint, dem erneut zum Fraktionsvorsitzenden gewählten Meuthen stehen nun allerdings gleich vier Stellvertreter zur Seite. Einer von ihnen ist Emil Sänze aus Sulz-Renfrizhausen im Kreis Rottweil. Und der hat während dieser schweren Phase innerhalb der Partei "die Kontinuität sichergestellt".

Man habe sich "auf inneren und äußeren Druck" für den erneuten Zusammenschluss entschieden, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch auch heute noch zeigt er für Meuthens Vorgehen wenig Verständnis, da es für ihn im Widerspruch zu seinem Demokratieverständnis steht. "Er hat ja auch eingesehen, dass es ein politischer Fehler war", kommentiert der 66-Jährige Meuthens zwischenzeitlichen Fraktionsaustritt.

"Altparteien" sind "innerlich zerrissen"

Sänze selbst hegt laut eigener Aussage keine Sympathien für Gedeon. "Aber wenn es so eindeutig gewesen wäre, hätte man ihn erst gar nicht aufgestellt", stellt er die Antisemitismus-Vorwürfe infrage. Er könne Gedeon nicht zweifelsfrei antisemitische Neigungen attestieren, das müssten Experten übernehmen. Zwischenzeitlich hat Gedeon die Fraktion verlassen. Herrscht nun also pure Harmonie bei der AfD im Landtag?

"Wir sind alle keine Politprofis – auch ich nicht", sagt Sänze. Doch die Heterogenität sei genau das, was die AfD ausmache. Während "Altparteien" wie etwa die CDU "innerlich zerrissen" sind, sei das bei der AfD nie der Fall gewesen. "Wir haben uns politisch ja nicht auseinanderdividiert", erklärt er. Die Fraktionsspaltung sei daher lediglich ein "Spiel unter Erwachsenen" gewesen.

Dass AfD und ABW die Gunst der Stunde nutzten, um einen Untersuchungsausschuss zum Linksextremismus zu beantragen, bezeichnet Sänze als "komfortable Situation", die sich durch die "Schlampigkeit" des Landtags ergeben hat. Denn bislang wurde nicht geregelt, dass die zwei Fraktionen, die für einen solchen Antrag nötig sind, zwei verschiedenen Parteien angehören müssten. Als moralisch verwerflich sieht Sänze dieses Vorgehen allerdings nicht. Schließlich sei das Ziel Transparenz gewesen.

Dass sich die AfD durch die temporäre Spaltung finanziell bereichert, weist Sänze als eine Schimäre zurück. "Der Vorwurf ist nicht berechtigt. Wir nehmen nur das in Anspruch, was uns zusteht." Die AfD wolle die durch die Spaltung zu viel bezahlten Gelder "vollständig" zurückzahlen.

Da sich die AfD auf Landesebene nun wieder einig ist, wagt man auch einen Blick über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus. Für die Lösung des Streits zwischen Bundes-AfD und der AfD Saarland etwa empfiehlt Sänze eine "Bereinigung in den eigenen Reihen" und stellt sich gegen die Forderung der Bundesvorsitzenden Frauke Petry und Meuthen. "Es ist nicht zielführend, wenn wir uns jetzt zurückziehen", plädiert der 66-Jährige für eine Teilnahme der AfD an der Landtagswahl im Saarland.

Im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl spricht sich Sänze indes für Petry als Spitzenkandidatin aus. Während Meuthen in diesem Zusammenhang unerwähnt bleibt, findet er gegenüber Alexander Gauland deutliche Worte: "Herr Gauland würde ich nicht präferieren. Er hat seine besten Zeiten hinter sich."