Kuhfladen-Roulette: Musikkapelle Altoberndorf lädt zum ungewöhnlichen Event ein / Es dürfen auch Handtaschen geworfen werden

Oberndorf-Altoberndorf. Gemächlich schreitet Ilona die Anhänger-Rampe hinunter, schaut sich neugierig um und denkt: "Da sind aber viele Zweibeiner." Ilona ist eine schwarz-bunte Kuh aus dem Stall von Familie Wössner vom mittleren Schlatthof. Sie ist drei Jahre alt und übernimmt das erste Mal die Rolle, die jetzt auf sie zukommt. "Die wollen alle, dass ich hier mein Geschäft verrichte", grübelt sie weiter, und selbstbewusst, wie sie ist: "Aber die sollen ruhig eine Weile warten." Und so lässt sie sich von ihrem Besitzer kreuz und quer über den Sportplatz in Altoberndorf führen.

In der Tat. Es kann durchaus sein, dass die Zuschauer sich in Geduld üben müssen, bis der entscheidende Fladen beim Altoberndorfer Kuhfladen-Roulette fällt, das in diesem Jahr zum fünften Mal ausgetragen wird.

Auf dem Rasen sind 660 Felder abgesteckt

Am Samstag, 19. September, um 18 Uhr betritt die vierbeinige Hauptdarstellerin den Rasen, auf dem 660 Felder zu je einem Quadratmeter abgesteckt sind. Weil sie vielleicht nervös sein und gleich loslegen könnte, gilt erst der zweite Fladen – und für den darf Ilona sich Zeit lassen. Die spannende Frage ist, wie viel Zeit? Passiert das schon nach wenigen Minuten, oder hält die Kuh stoisch ihren Darm unter Verschluss?

Bei den bisherigen Roulettes war schon alles dabei: Mal dauerte es gerade 17 Minuten, mal war nach Ende der regulären Spielzeit (60 Minuten) der Rasen jungfräulich sauber geblieben – und erst in der Verlängerung ließ Kuh Ella damals doch noch einen Fladen fallen.

Wer auf das richtige Feld gesetzt hat, kann ein nettes Sümmchen gewinnen: 750 Euro Preisgeld sind ausgesetzt – sofern er nicht mit anderen teilen muss, die ihren Tipp fürs gleich Feld abgegeben haben. Fällt der Fladen "grenzwertig", ist also nicht eindeutig einem Feld zuzuordnen, entscheidet eine mit Altoberndorfer Prominenz besetzte Jury.

Die Musikkapelle Altoberndorf als Ausrichterin der Gaudi hat bereits mit dem Verkauf von Wettscheinen begonnen. Mitmachen kann jeder, der Tipp kostet unverändert drei Euro. Pro Schein kann nur ein Feld angekreuzt werden, aber es können beliebig viele Scheine erworben werden.

Doch nicht nur um Kuhmist geht es an diesem Tag. Die Musiker haben sich noch eine zweite Volksbelustigung einfallen lassen – den Handtaschen-Weitwurf. In dieser Disziplin werde sogar Weltmeisterschaften ausgetragen, zuletzt im vergangenen Jahr in Bottrop.

Ganz so ernst soll’s in Altoberndorf nicht zugehen. Jeder darf mitmachen. Handtaschen werden gestellt. Jene für Männer sind vier Kilo schwer, Frauen werfen zwei Kilo, und für Kinder gilt eine Sonderklasse. Jede Wurftechnik ist erlaubt – werfen wie einen Handball, schleudern wie einen Diskus, ganz nach Belieben. Wichtig ist, die Tasche im richtigen Augenblick loszulassen und sie in die richtige Richtung zu lenken. Wie man hört, haben erste Interessenten schon mit dem Training begonnen. Denn auf die jeweiligen Gewinner warten kleine Preise.