Sie ist geboren in Lüdenscheid im Sauerland – "die Menschen dort haben schon eine andere Mentalität" – und hat eine theologische Ausbildung an einer theologischen Fachschule absolviert: Christine Kaiser ist die neue Rektorin an der Nusplinger Kallenbergschule. Zuvor hat die heute 31-Jährige drei Jahre in Albstadt gearbeitet an der Kindertagesstätte und Grundschule Malesfelsen, die vergangenen zwei Jahre dort als Gesamthausleitung für Kita und Grundschule sowie gleichzeitig als Schulleitung. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Kallenbergschule: Christine Kaiser hat sich ihre neue Stelle "bewusst ausgesucht" / Toleranz und Ethik im Blick

Zwei Schwerpunkte setzt Christine Kaiser für ihre Arbeit als neue Leiterin der Nusplinger Kallenbergschule: den Aufbau eines Netzwerks und das Erlernen bei den Schülern eines bewussten Sozialverhaltens, um die gegenseitige Toleranz zu stärken.

Nusplingen. "Bewusst ausgesucht" hat sich Christine Kaiser die Nusplinger Kallenbergschule: "Es ist eine sehr kleine Schule, die fest in der Gemeinde verankert ist." Sie hat ein "super System" vorgefunden. Vor allem, dass vor Ort viel für die Frühförderung getan wird, "begeistert" die 31-Jährige. "Das gefällt mir, und das war ausschlaggebend, dass ich nach Nusplingen wollte." Und sie ist nicht enttäuscht: "Ich bekomme von überall Hilfe. Es gibt einen guten Austausch zwischen allen Beteiligten."

Eine andere Art der Weihnachtsfeier

So hat sich der Elternbeirat auf eine neue Art der Weihnachtsfeier eingelassen. Es wird kein Krippenspiel mehr geben, dafür ein Winter-Grillen mit Würstchen aus dem Kessel, auch ohne Schweinefleisch, mit Waffeln, Punsch und Glühwein. Die Teilnehmer treffen sich auf dem Schulhof zum gemeinsamen Singen am Schwedenfeuer und zum Spezialitäten-Büffet "Rund um die Welt", zu dem jeder etwas mitbringen darf, was dann gegen eine Spende für einen guten Zweck verköstigt werden soll.

Eine weitere Idee, die Christine Kaiser eingebracht hat, ist die Projekttage, die bisher immer vor Weihnachten waren, in den Sommer zu verlegen. Während der warmen Tage ist es möglich, in der Gemeinde unterwegs zu sein, Projekte zu starten und somit "den Kindern Nusplingen als Lebenswelt nahezubringen". Diese Vernetzung hat sich die neue Rektorin "auf die Fahnen geschrieben". Stärker will Kaiser zudem in diesem Schuljahr am Sozialverhalten der Schüler arbeiten, die Kinder dafür sensibilisieren, wie sie miteinander umgehen. Dazu gibt es jeden Monat ein Motto, für November war das: "die Tür aufhalten". Das soll das Bewusstsein wecken, freundlich und nett miteinander zu sein. Mit den Lehrern will die neue Schulleiterin dazu am pädagogischen Tag im nächsten Jahr ein Konsequenzensystem für alle Klassen aufstellen, das unter anderem dieses soziale Verhalten belohnt.

"Das ist mein Steckenpferd", sagt Christine Kaiser, die Mediatorin ist und damit einen Draht für Streitschlichten, Konfliktlösung und Prävention hat. So hat sie in ihrer zweiten Klasse das Kommunikationsmodell der Wolf- und Giraffensprache in einfacher Form eingeführt, was Kinder dazu bringen soll, wenn sie etwas nicht wollen oder sich über etwas ärgern, das mit ihren Gefühlen zu begründen. Gleichzeitig sollen sie erarbeiten, wie ein Kompromiss aussieht. Es ist ein Gegenkonzept zu dem, dass sich die Kontrahenten gegenseitig aufschaukeln, das auf dem Verständnis füreinander basiert.

"Ich habe große Ohren für Ungerechtigkeiten und aggressives Verhalten, weil das zu nichts führt", sagt die 31-Jährige. Sie glaubt, dass ihr Konzept nach Nusplingen passt, um einen Beitrag zu leisten, im Ort gut miteinander zu leben, mit dem Ziel, "dass sich jedes Kind hier wohlfühlt". Die Schüler haben die Möglichkeit, sich einzubringen, wobei auch das Verhalten außerhalb des Unterrichts zählt, soll doch die Kallenbergschule nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort sein.

"Es geht um ein hohes Maß an Wertschätzung und Fürsorge für die Kinder", um ein Netzwerk, denn manche Kinder brauchten mehr Unterstützung. Da hilft die Kooperation mit dem Diasporahaus, etwa wenn Carina Neumann sich in einer Einzelstunde um ein spezielles Kind kümmert, weil es Hilfe benötigt, sich zu strukturieren. Da hilft es, dass Jana Steidle, die kurz vor ihrem Referendariat steht, zwei Stunden in der Woche in die Schule kommt und individuellen Sprachunterricht mit zwei Kindern macht, die nicht so gut Deutsch sprechen – bezahlt von der Gemeinde.

Lärmschutzdecken und neue Computer

Wünsche hat Christine Kaiser dennoch: Lärmschutzdecken, weil es in den Räumen hallt, beim Brandschutz muss noch etwas passieren, und neue Toiletten sind für die Zukunft ein Projekt. Der neue Bildungsplan wird sukzessive umgesetzt und die Computer-Ausstattung ist auf den neuesten Stand zu bringen mit mehr Geräten: "Zehn PC-Plätze sind wünschenswert", momentan sind es fünf.

Arbeit und Aufgaben gibt es also in nächster Zeit genug. Christine Kaiser, zudem Klassenlehrerin in der zweiten Klasse, ist sich deshalb gewiss: "Mir wird nicht langweilig."

(hol). Toleranz und Ethik will die neue Leiterin der Kallenbergschule in Nusplingen in den Mittelpunkt stellen – unter den Aspekten des Umgangs mit Menschen aus anderen Nationen und der Inklusion, besucht doch zum Beispiel ein hörgeschädigtes Kind den Unterricht.

Christine Kaiser möchte deshalb gerne in Kooperation mit der Kirchengemeinde während des Schuljahrs religiöse Feste feiern, wobei der Schulgottesdienst erhalten bleibt. Mit dem Pfarrer, der von ihrer Idee weiß, wird sie das noch besprechen. Neben der Mehrzahl an katholischen Kindern gibt es auch wenige evangelische und muslimische Schüler. So soll auch mal ein muslimisches Fest gefeiert werden. "Das gehört zur Lebenswelt und ist zu respektieren."

Ein erster Schritt wird bei der Weihnachtsfeier gegangen, wenn Spezialitäten "rund um die Welt" und aus der Region aufgetischt und gegen eine Spende für eine Familie in Frohnstetten, bei der die Frau nach dem Unfalltod ihres Mannes mit drei kleinen Kindern alleine da steht, verteilt werden.

"Wir finden Lösungen, weil wir miteinander sprechen", erläutert die 31-Jährige ihr Netzwerk-Konzept: "Alle ziehen an einem Strang und wollen etwas Gutes für die Kallenbergschule erreichen."