MGV Nusplingen spielt Mitte April wieder Theater

Von Katja Weiger

Nusplingen. Schnappatmung, Hysterie und viel Gebrüll: Frieda ist nicht zu bremsen im Theaterstück des Männergesangvereins.

"Des passiert, wenn ma’ älles schleifa lässt!" Die Nachbarin des Bürgermeisters gerät im Rathaus außer Rand und Band: "Und jetzt isch au’ no’ dr Landstreicher im Ort!"

Niemand muss sich über die Umgangsformen im Nusplinger Rathaus wundern – keine Sorge. Mundartfreunde mögen an dieser Stelle mutmaßen, der örtliche Männergesangverein spiele wieder Theater: Sie liegen goldrichtig. "Baby wider Willen" heißt der amüsante Schwank von Bernd Gombold, den die MGV-Theatergruppe Mitte April im Pfarrsaal aufführt.

Dafür werden derzeit lange Textstellen gebüffelt, und gemeinsam feilt die Truppe an den Charakteren. Die Kulissen stehen bereits auftrittsfertig im Pfarrsaal.

Gattin verwechselt Reise- mit Babytasche

Rasant wird hier die Geschichte von Bürgermeister Hans Hermann Himmelreich in Szene gesetzt, der mit einem "Baby wider Willen" gesegnet wird: Christa, die Gattin des Rathauschefs, ist auf dem Heimweg aus der Kur und greift versehentlich auf dem Bahnhof nach einer fremden Babytasche statt nach ihren eigenen Habseligkeiten. Die umgehend von ihr alarmierte Polizei vermag die aufgelöste Honoratiorin angesichts des niedlichen Zwergs nicht so recht ernst zu nehmen, und so muss Bürgermeister Himmelreich sich selbst um die Angelegenheit kümmern, damit das Baby, ein kleiner Bub, schnell wieder zu seinen Eltern kommt. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse; der Schultes muss plötzlich Babyfläschchen kochen und Windeln wechseln. Der pfiffige Landstreicher Theo hilft kräftig mit, die Fäden zu entwirren.

Wie, das werden die Nusplinger in der Vorstellung erfahren – bis zum Theaterwochenende, das vom Freitag, 17., bis Sonntag, 19. April, währt, ist es nicht mehr lange hin. Das Büro von Schultes Himmelreich ist bereits perfekt ausgestattet, zwei Schreibtische und ein etwas altertümlicher Garderobenständer sind mitten im Raum platziert, und eine mechanische Schreibmaschine, allerlei Stempel, der riesige Wandkalender und das altertümliche graue Telefon sorgen für hochamtliche Atmosphäre im Ratszimmer.

Vor dieser höchst malerischen Kulisse motzt nun also Frieda, die Nachbarin des Schultes, über die Zustände im Ort. Frieda Schäufele, die im wirklichen Leben Anke Leibinger heißt und eine sehr sympathische Zeitgenossin ist, trägt mit viel Temperament ihre Schimpftirade vor. Plötzlich kommt aus dem Off eine Stimme: "Anke, jetzt ist der Toni dran…" Frieda hat Pause. Georg Leibinger, der Gatte der textsicheren Schauspielerin, hat aus seinem Souffleurkasten halt einen aufmerksamen Blick auf das Geschehen. Toni Ritter, der MGV-Vorsitzende, mimt den korrekten Kripo-Beamten mit dem wunderschönen Namen Pius Schellenbrink, der den Fall übernimmt. Das Baby ist selbstverständlich eine große Puppe, das fröhliche Gebrabbel kommt aus dem Computerlautsprecher.

Vor einigen Jahren hat der Männergesangverein das Theaterspielen wieder für sich entdeckt und damit eine alte Nusplinger Tradition wiederbelebt: "Die Resonanz war von Beginn an großartig", sagt Toni Ritter. Grund genug, weiterzumachen: Die Vorstellungen im Pfarrsaal waren stets ausverkauft. Dieses Mal gibt es dort drei Theater-Termine: Am Freitag, 17. April, 19.30 Uhr, am Samstag, 18. April, 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 19. April, 17 Uhr. Der Pfarrsaal wird eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet.

u Karten sind im Vorverkauf am Samstag, 11. April, von 10 bis 12 Uhr im Nusplinger Pfarrsaal erhältlich, Restkarten ab Montag, 13. April, in der Filiale der Volksbank Heuberg in Nusplingen.