Nachfragen erlaubt: Nach seiner Vorstellung nutzt Bürgermeister-Kandidat Jörg Alisch die Gelegenheit, mit den Nusplingern persönlich ins Gespräch zu kommen. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Jörg Alisch beim Bürgergespräch im Gasthaus Adler / Lob für Gemeinde

Von Karina Eyrich

Heute nur kleine Karte. Die Wirtin im Gasthaus "Adler" hat wenig Zeit und volles Haus. Jörg Alisch ist da, will den Nusplingern sich und seine Ideen für die Gemeinde vorstellen, sollte er am 5. Juni zum Bürgermeister gewählt werden.

Nusplingen. Der Abend wird praktisch zum Heimspiel. Seine kaum spürbare, anfängliche Nervosität ist nach spätestens zwei Minuten verflogen, die Wellenlänge, auf welcher der Kandidat und seine Zuhörer liegen, dieselbe, zumal den Gästen – vorwiegend Männer vom Anfangszwanziger bis zum Senior – gefällt, was Alisch über die bisherige Nusplinger Kommunalpolitik sagt: Mit Vernunft und Augenmaß sei hier in das Notwendige investiert worden, "was die Gemeinde an Einrichtungen hat, ist in Schuss", sagt der 43-Jährige Diplom-Verwaltungswirt anerkennend, "es gibt keinen Investitionsstau, und trotzdem wurden die Schulden heruntergefahren. Man hat darauf geachtet, dass man nicht über die Verhältnisse lebt, und die Gemeinde ist handlungsfähig. Hut ab vor dem, was hier passiert ist!"

Den Gemeinderäten und Kämmerer Hans Hager, die sich ins Publikum gemischt haben, geht das runter wie Sahne, und dass Alisch betont, diese Haushaltspolitik fortsetzen zu wollen, wohl auch. Seinen nur imaginären Hut zieht der Stadtamtsrat, der in Rottweil arbeitet, außerdem vor der Kinderbetreuung – ein Feld, auf dem Nusplingen "mehr als Bezirksliga" spiele – und dem Vereinsleben, das Alisch, seine Frau und seine drei Kinder erst kürzlich beim Tag der offenen Tür der Jugendfeuerwehr erlebt haben: "Hier wird in Vereinen das geleistet, was in Städten die Streetworker erledigen müssen."

Alles bestens also? Nusplingen – ein gemachtes Nest? Keineswegs: Was die interkommunale Zusammenarbeit angeht, speziell in der Verwaltungsgemeinschaft Meßstetten – Nusplingen – Obernheim, hat Jörg Alisch "Luft nach oben" ausgemacht, etwa wenn es um teure Anschaffungen und interkommunale Gewerbegebiete geht. Dass das frühere Gelände der Zollernalbkaserne in Meßstetten das einzige im Zollernalbkreis ist, das zum Industriegebiet taugt, weiß Jörg Alisch ebenso wie um die Tatsache, dass Arbeitsplätze in der Nähe wichtig sind, um junge Familien in Nusplingen zu halten oder für die Gemeinde zu gewinnen. Und das will er – speziell für den Ortskern, weil dort die Infrastruktur bereits vorhanden und für den Hausbau kein "Flächenfraß" nötig sei.

Der Mann ist naturverbunden – das zeigt er nicht nur durch seinen Trachtenjanker und sein Bekenntnis, dass er mit Leidenschaft jagt und im Wald arbeitet. Aus dem Zollernalbkreis stammt er, und nur dort will er Bürgermeister werden.

Nach 26 Berufsjahren, die ihn ins Landratsamt des Zollernalbkreises, zum Studium nach Kehl, nach Sigmaringen, nach Rosenfeld und nach Rottweil geführt haben, sei "die Zeit jetzt reif", findet Alisch, seine Erfahrung für eine Gemeinde einzusetzen, die zu ihm passe. Nicht wenige äußern laut an diesem Abend, dass sie das ähnlich sehen, und so bleibt es bei zwei Nachfragen: Neben der Gewerbeansiedlung geht es um den Hangrutsch und damit um das sensibelste der derzeitigen lokalen Themen. "Das wird eines der Themen, in die ich mich im Fall meiner Wahl als erstes sehr intensiv einarbeiten werde", sagt Alisch, muss in Sachen Detailkenntnisse aber passen: "Als Kandidat habe ich keine Akteneinsicht, und zuerst müssen die Gutachten vorliegen" – Hans Hager nickt bestätigend.

Wie wichtig ihm das Thema ist, daran lässt Alisch freilich keinen Zweifel, bevor er den offiziellen Teil beschließt und sich zu Einzelgesprächen an die Tische setzt. Auch wenn’s kulinarisch nur die kleine Karte gab an diesem Abend: Thematisch war der Tisch reich gedeckt.