Interessante Dokumente entdecken die Besucher in der Ausstellung "Der Erste Weltkrieg in der Heimat". Fotos: Ramsperger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung "Der Erste Weltkrieg in der Heimat" in der Nusplinger Friedhofskirche / Beeindruckender Vortrag

Von Sina Ramsperger

Nusplingen. In den Genuss einer Geschichtsstunde der besonderen Art sind die Besucher der Ausstellung "Der Erste Weltkrieg in der Heimat" gekommen. Udo Klaiber gelang es auf beeindruckende Weise, die weltweiten Kriegsgeschehnisse mit denen in Nusplingen thematisch zu verbinden.

Zur Eröffnung der Ausstellung waren zahlreiche Interessierte in der Alten Friedhofskirche Sankt Peter und Paul erschienen. Die altehrwürdigen Gemäuer bieten den Rahmen für die ausgewählten Exponate, welche die Wände zieren. Von Bildern über Uniformen bis hin zu Christbaumkugeln haben Nusplinger Erinnerungsstücke aus dem Ersten Weltkrieg zusammengetragen. Ein gelungener Versuch, das "ganze Spektrum der extremen Gefühle" wie Begeisterung und Panik, die damals herrschten, einzufangen, sagte Herbert Schäfer in seiner Begrüßung. "Obwohl es aus Anlass des 100. Jahrestages des Kriegsbeginns deutschlandweit unzählige Ausstellungen zu diesem Themenfeld gibt, ist die Präsentation in der alten Friedhofskirche als einzigartig zu betrachten", so Schäfer weiter. Selten werde dabei so auf die Menschen in der Heimat eingegangen wie in Nusplingen.

Udo Klaiber, Vorsitzender des Fördervereins Alte Friedhofskirche Sankt Peter und Paul, zeigte in einem Lichtbildervortrag den Weg in den Krieg, die Vorkommnisse auf der gesamten Welt sowie die Situation und die Gefühle der Nusplinger Bürger auf.

Die Nusplinger nahmen das Attentat auf das österreichische Thronfolgerpaar in Sarajevo nur am Rande wahr. Lediglich auf Seite drei der damaligen Zeitung wurde davon berichtet. Um so schockierter waren die Nusplinger dann, als am 2. August 1914 die Meldung der Mobilmachung ihr Dorf aufrüttelte. Schließlich mussten 150 Männer aus Nusplingen in den Krieg ziehen, viele davon waren Familienväter. Klaiber erinnerte an jeden einzelnen Gefallenen.

Doch nicht nur die Soldaten an der Front litten unter den Lebensumständen, die mit dem Krieg einhergingen, auch die Bürger zuhause mussten sich einschränken. Die Einführung der Lebensmittelmarken hat der Nusplinger Pfarrer als "verordnete Hungersnot" bezeichnet.

Seinen Vortrag untermalte Klaiber mit Bildern – etwa von Soldaten aus Nusplingen auf dem Weg in den Krieg –, die seine Ausführungen anschaulich machten. Trotz des ernsten Themas brachte er die Zuhörer auch hin und wieder zum Schmunzeln: mit humorvollen Bemerkungen und zeitgenössischer Satire. Die Darbietung Klaibers war gut recherchiert, strukturiert aufgemacht und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Interessante Informationen zu globalen Kriegsereignissen gingen Hand in Hand mit Informationen über Nusplingen, die als beispielhaft für zahlreiche deutsche Dörfer zu sehen sind. Klaiber gelang es, nicht nur historische Fakten zu vermitteln, er verstand es auch, die Gefühle, Sorgen und Ängste der Bevölkerung lebendig werden zu lassen.

Stephanie Simon und Pater Landolin umrahmten die Ausstellungseröffnung musikalisch: Durch passend ausgewählte Werke aus der Zeit des Ersten Weltkrieges – zum Beispiel von Friedrich Hollaender – nahmen sie ihr Publikum mit auf eine Zeitreise.

Die Ausstellung "Der Erste Weltkrieg in der Heimat" gibt Einblicke in die Lebensumstände dieser Zeit. Sie ist noch bis zum 3. Oktober an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet.